Jetzt bekommen auch die anderen noch etwas ab vom vielen Schnee. Der Schneesturm vom Wochenende wütete vor allem zwischen Hannover und Harz.
Die große Katastrophe wie 1979 blieb aber auch dort aus. Das lag nicht nur am Wetter an sich, das weniger langanhaltend den Schnee durch die Gegend trieb. Bessere Wetter-Vorhersagen und bessere Technik als vor 40 Jahren ließen die nun betroffenen Regionen eben nicht mehr im Chaos versinken. Von den Schneemengen indes, der Heftigkeit des Sturms waren im Zentrum des Unwetters die Zutaten von 1979 durchaus vorhanden.
Doch das ist noch nicht vorbei. Das Zentrum des Schnees rückt näher. Es bilden sich Dellen in der massiven Wetterfront, berichtet Extremwetter-Experte Frank Böttcher im Pressemeeting am Sonntagmittag. Dort wo arktische Polarluft unten am Boden sich weiter nach Süden schiebt, steigt die warme Sahara-Luft darüber – es schneit weiter. Und gut möglich, dass am Montag ein ganz besonderes Phänomen dann noch einmal wie am Wochenende zu beobachten ist. Blutschnee nennt sich das, wenn orange-rötlicher Schnee vom Himmel fällt. Nicht überall, aber in Thüringen und auch in Sachsen, im Erzgebirge und in Dresden zum Beispiel, war das zu sehen.
Nicht immer fällt es auf, denn wenige Millimeter Schnee darüber lassen diese so eigenwillig gelb aussehende Schneeschicht schnell wieder unter dem Weiß verschwinden. Dieser Sahara-Sand, oder eher Staub, habe jedoch auch eine reale Wetterwirkung, sagt Böttcher. „Das sind hervorragende Kondensationskerne.“ Also Wolkenbildner. An diesen winzigen Teilchen im Warmluftstrom kann sich Wasser sehr gut anheften. So konnte sich die warme Luft über dem Mittelmeer nochmals besser vollpumpen. In der Folge schneit es hier dann extrem.
Dazu kommt der Sturm, hervorgerufen durch die Kalt- und Warmfront. Enorme Temperaturunterschiede waren am Wochenende zu beobachten. 15 bis 20 Grad Differenz teils in unmittelbarer Nachbarschaft, also nur über wenige Kilometer Entfernung. Etwas weiter entfernt waren die Temperaturdifferenzen noch krasser: Am Sonntag gab es zum Beispiel mit plus 19 Grad Föhn an den Alpen. Minus 17 Grad kalte Luft hockte zur selben Zeit über Osteuropa. Inzwischen ist sie auf dem Weg hierher.
Da passiert noch was in der Atmosphäre. Und bis die Polarluft hier vollends eintrifft, bekommt Thüringen die schon erwähnte zweite Schneewalze nun besonders zu spüren. Auch der Südwesten Sachsens ist bis Montagmittag stärker vom Schnee betroffen als am Wochenende.