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Wilsdruff: Hackerangriff auf Eberspächer

Die Ermittlungen laufen noch. Das Unternehmen nimmt seine IT-Infrastruktur schrittweise wieder in Betrieb.

Von Maik Brückner
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Seit 2014 ist Eberspächer auch in Wilsdruff aktiv. Hier werden Abgasreinigungssysteme hergestellt.
Seit 2014 ist Eberspächer auch in Wilsdruff aktiv. Hier werden Abgasreinigungssysteme hergestellt. © Eberspächer

Auf die auch in Wilsdruff tätige Eberspächer-Gruppe wurde ein Hackerangriff verübt. Wie der Automobilzulieferer am Freitag informierte, waren Teile der IT-Infrastruktur des Automobilzulieferers betroffen. "Zum Schutz der Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten fuhr das Unternehmen sämtliche IT-Systeme herunter und trennte die Netzwerkverbindungen", so Unternehmenssprecherin Anja Kaufer.

Der Angriff habe sich nach Angaben des Unternehmens bereits am Sonntag, dem 24. Oktober, ereignet. Die Überwachungssysteme haben "verdächtige Aktivitäten" registriert. Eberspächer schaltete daraufhin Netzwerke und Server ab, um eine mögliche Ausbreitung des Angriffs im Unternehmen und auch nach außen zu verhindern.

Unternehmen hat Notfallplan gestartet

Wie nun bekannt wurde, haben die Täter über eine Cyber-Attacke mithilfe einer sogenannten Ransomware weltweit Server angegriffen und einen Teil der Daten verschlüsselt. „Wir haben unmittelbar unseren Notfallplan gestartet, die Behörden kontaktiert und Anzeige erstattet“, erklärt Martin Peters, Geschäftsführender Gesellschafter der Eberspächer-Gruppe.

Der Standort in Wilsdruff, der 2014 eröffnet wurde, hat rund 500 Beschäftigte.
Der Standort in Wilsdruff, der 2014 eröffnet wurde, hat rund 500 Beschäftigte. © André Wirsig

"Die Zusammenarbeit mit den Ermittlern ist hochprofessionell“, betont Peters. Um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden, wolle man keine weiteren Details herausgeben. So viel steht aber fest: Dem Unternehmen liegen keine Hinweise darauf vor, dass sich der Angriff auf Partnerunternehmen von Eberspächer ausbreiten konnte.

Nach dem Angriff habe man sich um die Betreuung der Kunden und die Sicherstellung der Belieferung aus den über 50 Werken weltweit gekümmert. „Wir stehen in enger Abstimmung mit unseren Kunden. Unsere Teams haben in den letzten Wochen gemeinsam hervorragend zusammengearbeitet, sodass wir unsere Lieferfähigkeit aufrechterhalten beziehungsweise schnell wieder zurückerlangt haben“, so Peters.

Unabhängig von der Cyberattacke beeinflusst die in der Branche aktuell weltweit unzureichende Verfügbarkeit von Elektronik-Bauteilen, insbesondere Halbleitern, die Lieferfähigkeit. Für Peters zeigt sich in dieser besonderen Situation der hervorragende Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden: „Ich bin beeindruckt vom Miteinander in unserem Unternehmen, diese Kultur trägt wesentlich zur gemeinsamen Bewältigung bei.“

Das Unternehmen nimmt nun seine IT-Infrastruktur schrittweise wieder in Betrieb. Ein Spezialisten-Team prüft dazu, welche Bereiche des Netzwerkes betroffen waren und säubert die Daten. Dabei werden Teile des Netzes und der Struktur parallel neu und noch sicherer aufgebaut, um es sukzessive in Betrieb zu nehmen. Bis für alle Mitarbeitenden und Partner alle digitalen Dienste wieder verfügbar sind, wird es noch einige Zeit dauern.

Die Eberspächer-Gruppe

  • Für das von Esslingen am Neckar geführte Familienunternehmen arbeiten rund 10.000 Mitarbeitende an 80 Standorten in 28 Ländern. Es gehört zu den führenden Systementwicklern und -lieferanten der Automobilindustrie. 2020 erwirtschaftete die Unternehmensgruppe einen Umsatz von über 4,9 Mrd. Euro.
  • Das Wilsdruffer Werk gehört zur Sparte "Purem by Eberspächer", die sich auf Abgasreinigungs- und Akustiksysteme konzentriert, die in Pkws, Nutzfahrzeugen und Geländefahrzeugen eingebaut werden. Zur Sparte gehören über 40 weitere Standorte. Sie erwirtschaftete 2020 rund 4,4 Milliarden Euro Umsatz.
  • Der Standort in Wilsdruff, der 2014 eröffnet wurde, hat rund 500 Beschäftigte. Hier werden Abgassysteme für Nutzfahrzeuge verschiedener Marken hergestellt.