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Kräftige Preiserhöhungen bei der Autoversicherung

Viele Autoversicherer verschicken in den nächsten Tagen die neuen Tarife. Vergleichen und wechseln hat sich selten so sehr gelohnt. Was Sie wissen sollten.

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Reparieren ist
teurer geworden. Das schlägt sich auch bei der Versicherung nieder.
Reparieren ist teurer geworden. Das schlägt sich auch bei der Versicherung nieder. © Inga Kjer/dpa

Nach Erhebungen der Vergleichs- und Vertriebsportale Check24 und Verivox sind die Tarife in der Kfz-Versicherung seit dem vergangenen Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz gestiegen. So habe eine Kfz-Haftpflichtpolice im Oktober im Schnitt 304 Euro Jahresbeitrag gekostet. Das seien rund 30 Euro beziehungsweise etwa elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Im Verivox-Versicherungsindex sind die Verträge im Schnitt der Versicherungsarten – Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko – um 13 Prozent teurer geworden, im günstigen unteren Preissegment sogar um 15 Prozent. Verivox berechnet den Index in Kooperation mit dem Statistik-Experten Wolfgang Bischof von der Hochschule Augsburg.

Beitragsrechnungen für das jeweils kommende Jahr kommen üblicherweise im November und Dezember. „Deshalb werden viele Versicherer ihre Kunden in den kommenden Wochen über die Erhöhungen informieren“, sagt Michael Roloff, Geschäftsführer Kfz-Versicherungen bei Check24. Er geht davon aus, dass die Versicherer die Preise für Bestandskunden stärker erhöhen als für Neukunden.

Überdurchschnittliche Kostensteigerungen

Doch warum werden Autoversicherungen so viel teurer, obwohl die allgemeine Inflation im Oktober auf 3,8 Prozent gesunken ist? Die Versicherer reagieren nach eigenen Angaben auf überdurchschnittliche Kostensteigerungen. Der Branchenverband GDV prophezeite im Sommer einen Verlust von über 2,5 Milliarden Euro fürs Geschäft seiner Mitgliedsfirmen mit Autopolicen in diesem Jahr. Ausgaben für Reparaturen, Ersatzteile, Löhne steigen demnach erheblich schneller als die Beitragseinnahmen.

Regional und in Bezug auf den Autotyp variieren die Beiträge wegen der unterschiedlichen Schadensbilanzen teilweise deutlich. Die gute Nachricht für Sachsen: Schlechtere Regionalklassen, die zu höheren Beiträgen beitragen, stehen 2024 nur im Leipziger Land und im Vogtlandkreis an – und auch nur in der Kfz-Haftpflicht.

Für Kaskoversicherte verbessert sich die Einstufung oder sie bleibt zumindest gleich. Bei den Typklassen geraten bundesweit 5,4 Millionen Autobesitzer in eine günstigere Einstufung, dagegen werden 7,4 Millionen hochgestuft. Für 29,4 Millionen Versicherungsnehmer ändert sich nichts.

Wechsel kann sich lohnen - Preiskampf hat begonnen

Für die Versicherer seien die Prämienanpassungen dringend notwendig, sagt Wolfgang Schütz von Verivox. „Eine inflationsbedingte Verteuerung der Reparaturkosten und gestiegene Schadenquoten schicken die Sparte 2023 in tiefrote Zahlen.“ Für die diesjährige Wechselsaison bedeutet dies, dass Autobesitzer sich wohl keine allzu großen Hoffnungen machen können, eine tatsächlich billigere Versicherung zu finden.

Größere Chancen bestehen, durch Wechsel der Versicherung den Preisanstieg abzumildern. „Es gibt jedoch auch Versicherer, die in einzelnen Segmenten die Kfz-Versicherungsbeiträge senken und günstige Preise für Neukunden anbieten“, sagt Check24-Manager Roloff.

Der Preiskampf hat bereits begonnen. Im Vergleich zum Sommer 2023 sind die Preise wieder etwas gesunken. Den alljährlichen Tiefpunkt erreichten die Kfz-Haftpflichtbeiträge in den vergangenen Jahren jeweils im November. (dpa/rnw)

So wechseln Sie schnell und sicher den Versicherer:

  • Kündigungsstichtag für Verträge, bei denen das Versicherungsjahr am 1.1. beginnt, ist der 30.11. Spätestens zu diesem Termin muss das Kündigungsschreiben bei der Versicherung eingehen.
  • Bei Beitragserhöhungen ist nach der Benachrichtigung einen Monat Zeit, den Vertrag zu kündigen. Das Schreiben sollte per Einschreiben mit Rückschein geschickt werden.
  • Der ADAC rät, erst zu kündigen, wenn der neue Vertrag unterschrieben ist. Begründung: Versicherer dürften in der Teil- und Vollkasko (anders als in der Haftpflicht sind das freiwillige Versicherungen) auch Verträge ablehnen – man riskiert also, plötzlich ohne Schutz dazustehen. Sinnvoll ist ein Gratis-Kündigungsservice für die Vorversicherung, den einige Versicherer anbieten.