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Chip-Mangel: Globalfoundries will Produktion ausbauen

Wer heute ein Auto kaufen will, braucht vor allem Geduld. Ein Grund für das lange Warten auf Neuwagen ist, dass ganz bestimmte Teile fehlen.

Von Georg Moeritz
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Eine Auszubildende präsentiert eine Siliziumscheibe mit 300 Millimetern Durchmesser in der Chipfabrik von Globalfoundries in Dresden. Tausende Mikrochips entstehen aus einer solchen Scheibe. Globalfoundries baut die Produktion aus.
Eine Auszubildende präsentiert eine Siliziumscheibe mit 300 Millimetern Durchmesser in der Chipfabrik von Globalfoundries in Dresden. Tausende Mikrochips entstehen aus einer solchen Scheibe. Globalfoundries baut die Produktion aus. © Matthias Rietschel/dpa-Zentralbild (Archiv)

Dresden. Der Halbleiterhersteller Globalfoundries (GF) fährt angesichts des weltweiten Mikrochip-Mangels auch die Produktion in Europa hoch. Nachdem 2020 rund 300.000 verarbeitete Siliziumscheiben das Dresdner Werk verlassen hatten, sollen es in diesem Jahr 700.000 sein, wie Geschäftsführer Manfred Horstmann mitteilte.

Das Ziel 850.000 fürs nächste Jahr hatte GF schon voriges Jahr bekannt gegeben. Jede dieser Scheiben wird später in Tausende Chips zerteilt, je nach Funktion sind sie unterschiedlich groß. Horstmann sagte: „Wir produzieren mehr, weil der Bedarf an Halbleitern so hoch ist.“

Über einen Zeitraum von drei Jahren werde GF deutlich mehr als eine Milliarde US-Dollar in den Ausbau des deutschen Werkes stecken, sagte Horstmann. Konzernchef Tom Caulfield hatte vor einem Jahr bei einem Dresden-Besuch von 840 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren gesprochen. Zugleich investiert der globale Konzern gemeinsam mit dem Chiphersteller ST Microelectronics bei Grenoble in Frankreich, um dort den Ausstoß um 360.000 Scheiben pro Jahr zu erhöhen. Auch in Singapur investiert GF.

Konzernchef Caulfield meldet Umsatzrekord

Vor allem die Autobranche ist nach Chips hungrig. Zeitweise standen Fabriken in Europa still, weil die kleinen Halbleiter fehlten. Während früher in einem Wagen etwa 60 bis 70 davon verbaut wurden, seien es inzwischen mehrere Hundert. Dies hänge zum einen mit dem Umstieg von Verbrenner- auf Elektroautos zusammen. Auch die Ansprüche der Käufer hätten sich über die Jahre verändert. „Autos sind heute fahrende Computer“, sagte Horstmann. Pro Jahr wachse der Ausstoß an Chips für den Bereich Automotive um 15 bis 16 Prozent. Ende nächsten Jahres würden sie ein Sechstel der Gesamtproduktion in Dresden ausmachen.

GF hat nach eigenen Angaben etwa 300 Kunden weltweit, das Dresdner Werk allein rund 120. Der Reinraum misst rund 60.000 Quadratmeter, die nach und nach mit Anlagen zum Beschichten, Ätzen und Belichten des Siliziums gefüllt werden. Dort arbeiten mehr als 3300 Mitarbeiter. Sie stellen auch Chips für Smartphones her sowie für Anwendungen in Cyber-Security, Mobile Banking und die 5G-Technologie.

Konzernchef Caulfield berichtete unterdessen im Hauptquartier im Ort Malta bei New York von einem Umsatzrekord im vorigen Quartal. Erstmals habe GF 1,99 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das waren 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 630.000 Scheiben seien fertig geworden. Mit dem Großkunden Qualcomm verlängerte Caulfield einen Liefervertrag, der nun mehr als sieben Milliarden Dollar bis 2028 umfasst.

Wettlauf um Subventionen mit Asien und den USA

Nach einem Werksbesuch in Dresden sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst, Dresden müsse seine europäische Spitzenposition bei der Halbleiterfertigung durch die Unterstützung von weiteren Investitionen ausbauen. "Im Bundeshaushalt und auf europäischer Ebene stehen Milliarden Euro für den Ausbau der Halbleiterfertigung zur Verfügung. Allerdings muss Deutschland bei den Entscheidungen für die finanzielle Unterstützung sehr viel schneller werden, da wir sonst Schlüsselinvestitionen nach Asien oder in die USA verlieren", sagte Herbst. Es sei im nationalen und sächsischen Interesse, dass man bei der Chipfertigung durch den Ausbau der heimischen Chipfertigung unabhängiger von asiatischen Produktionsstandorten werde.

In Brüssel wird derzeit über den European Chips Act verhandelt, der Milliardensubventionen für die Branche verspricht. Die EU-Kommission will im Wettbewerb mit Asien und den USA den Marktanteil von Mikrochips aus der EU bis 2030 verdoppeln, auf 20 Prozent.

Doch US-Präsident Joe Biden unterzeichnete am Dienstag ein ähnliches Gesetzespaket: Die USA wollen ihre Chip-Produktion mit mehr als 280 Milliarden Dollar fördern. GF lobte die Subventionen: Damit würden hoch bezahlte Arbeitsplätze und Forschung in den USA geschaffen. Der US-Konzern Micron kündigte an, bis Ende des Jahrzehnts 40 Milliarden Dollar zu investieren. (mit dpa)