SZ + Update Wirtschaft
Merken

Globalfoundries investiert in Chipfabrik in Frankreich

Der Mikrochiphersteller Globalfoundries hat gerade seine Kapazität im Dresdner Werk ausgebaut. Nun finanziert er einen Neubau - aber nicht alleine.

Von Georg Moeritz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Zuwachs für Globalfoundries: Der globale Mikrochip-Hersteller hat gerade seine Kapazitäten in Dresden erweitert und baut nun in Frankreich.
Zuwachs für Globalfoundries: Der globale Mikrochip-Hersteller hat gerade seine Kapazitäten in Dresden erweitert und baut nun in Frankreich. © dpa

Dresden. Europas Mikrochip-Industrie wächst weiter: Nach der Ankündigung des Intel-Konzerns aus den USA, in Magdeburg mindestens 3.000 Arbeitsplätze zu schaffen, haben nun zwei andere Chiphersteller gemeinsam einen Bau in Frankreich angekündigt. Globalfoundries investiert gemeinsam mit dem Konzern ST Microelectronics neben dessen bestehendem Halbleiterwerk in Südfrankreich.

In Crolles bei Grenoble sollen etwa 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Globalfoundries mit Zentrale in den USA beschäftigt in Dresden etwa 3.300 Menschen und hat auch dort die Kapazität gerade ausgebaut. Außerdem baut der Konzern gerade eine Chipfabrik in Singapur, wo er bereits Fabriken besitzt.

Die Unternehmen teilten am Montag gemeinsam mit, dass die neue Mikrochipfabrik in Frankreich bis 2026 ihre volle Kapazität erreichen soll. Bei voller Auslastung sollen dort pro Jahr 620.000 Siliziumscheiben im Großformat mit 300 Millimetern Durchmesser zu Mikrochips verarbeitet werden. Aus einer Scheibe lassen sich Tausende Chips machen.

Die angekündigte Menge ist kleiner als die Kapazität des Dresdner Reinraums, aber die vorhandene Fabrik in Crolles dürfte mit der neuen Anlage zusammen die größte in Europa sein. Vor einigen Jahren hatte Sachsens damaliger Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) den Betrieb mit einer sächsischen Delegation besucht, damals galt er als größte Mikrochipfabrik des Kontinents.

Kapazität im Dresdner Werk ist größer

Im Dresdner Werk hat sich Globalfoundries vorgenommen, im kommenden Jahr bis zu 850.000 Scheiben zu bearbeiten. Allerdings hatte der Konzern schon einmal für das Jahr 2012 das Ziel eine Million Scheiben in Dresden genannt und dieses Ziel später immer mal wiederholt. Konzernchef Tom Caulfield sagte dazu bei einem Werksbesuch im vorigen Jahr, für eine Million sei der vorhandene Reinraum in Dresden nicht groß genug. Laut Firmensprecher Jens Drews sind aber „durch geschicktes Optimieren“ auch 900.000 zu schaffen. Der Konzern erweitert auch gerade sein eigenes Elektrizitätswerk in Dresden, das mit Erdgas läuft. Er will bis 2027 vom städtischen Stromnetz unabhängig werden.

Der Globalfoundries-Konzern hatte im vorigen Jahr angekündigt, in Dresden, Singapur und in den USA zu investieren. Der Konzern-Umsatz wuchs im vergangenen Jahr um 36 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar, die weltweite Nachfrage nach Mikrochips wuchs, zeitweise standen Autofabriken wegen Chipmangels still. In Singapur begann das Unternehmen voriges Jahr einen Neubau, in den USA kündigte Globalfoundries Neubaupläne an, und in Dresden wurde die Produktionskapazität laut Geschäftsbericht um mehr als ein Viertel erhöht. Im Dresdner Reinraum war noch Platz für neue Maschinen.

Die Produktion im neuen Werk in Crolles soll zu 58 Prozent von Globalfoundries genutzt werden, zu 42 Prozent vom ST-Konzern. Der investiert zugleich weiter in sein neues Werk in Agrate bei Mailand in Norditalien, das in der ersten Hälfte des nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. Zur Höhe der Investition sagten die Manager lediglich, es handle sich um mehrere Milliarden Euro. Globalfoundries-Chef Tom Caulfield dankte der französischen Regierung für "erhebliche" finanzielle Unterstützung.

Bei den Investitionen in Europa hoffen die Konzerne auf großzügige Subventionen der Europäischen Union. In Brüssel wird gerade das Europäische Chip-Gesetz vorbereitet. Damit will die EU im Konkurrenzkampf mit Asien und den USA wieder aufholen. Vorige Woche hat Sachsens Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (CDU) gemeinsam mit dem Verband Silicon Saxony in Brüssel sächsische Wünsche dazu vorgetragen.

Der Vorstandsvorsitzende von Silicon Saxony, Dirk Röhrborn, äußerte sich in Dresden erfreut über die Investition in Frankreich. Das Werk sei bereits im Bau, sagte er. Halbleiter blieben auf absehbare Zeit ein stark nachgefragtes Industrieprodukt. Vor allem "sichere, klimafreundliche Stromspartechnologien" stünden bei Automobilisten und anderen Unternehmen hoch im Kurs. Die Partnerschaft der Chip-Hersteller Globalfoundries und ST stärke die bestehende Kooperation des Dresdner Verbandes mit der französischen Region Rhône-Alpes.

Globalfoundries arbeitet unter anderem mit der 22FDX-Technologie auf speziell beschichteten Scheiben, die vom Lieferanten Soitec aus Grenoble kommen. Die Technologie hat ihren Ursprung in Frankreich, wurde in Dresden weiterentwickelt und wird künftig auch im neuen Werk in Crolles angewendet.