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Bautzen: So geht's weiter mit Ladesäulen für E-Autos

Wer in Bautzen ein E-Auto aufladen will, hat derzeit nur wenige Möglichkeiten. Wie sich das ändern soll.

Von Tilo Berger
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Sandro Beier, Bereichsleiter Energie und Service bei den Energie- und Wasserwerken Bautzen (EWB), steht an der Stromtankstelle auf dem Parkplatz Schliebenstraße.
Sandro Beier, Bereichsleiter Energie und Service bei den Energie- und Wasserwerken Bautzen (EWB), steht an der Stromtankstelle auf dem Parkplatz Schliebenstraße. © EWB

Bautzen. Montagnachmittag auf dem Parkplatz Schliebenstraße in Bautzen. Matthias Walther aus Cottbus steckt das Ladekabel der Stromtankstelle in seinen Elektro-Kia. Während er auf Toilette geht, tankt sein Auto etwas Energie nach.

Der Wissenschaftler von der Cottbuser Universität muss dann noch weiter nach Zittau, zur dortigen Hochschule. Sicher hätte es das Auto auch bis ins Dreiländereck geschafft, ohne zwischendurch Strom zu laden. "Aber ich leg' hier oft eine kurze Pause ein, geh' auf Toilette und genieße ein paar Minuten den Blick auf Bautzen", sagt der Cottbuser. "Den Zwischenstopp kann ich gleich für mein Auto nutzen."

Eine der meistgenutzten Stromtankstellen in Sachsen

Denn allzu viele Möglichkeiten zum Stromtanken hat er zwischen Cottbus und Zittau nicht. In Bautzen ist die Säule an der Schliebenstraße die einzige, die auch das schnellere Laden ermöglicht. Das hat sich herumgesprochen, weiß Kai Kaufmann. Er führt die Geschäfte der Energie- und Wasserwerke Bautzen (EWB), welche die Stromtankstelle auf dem Großparkplatz betreibt. Mit täglich fünf, sechs, manchmal auch acht Lade-Vorgängen ist sie eine der am meisten genutzten in ganz Sachsen.

Aber nennenswert Geld verdienen die EWB damit nicht. Die Säule an der Schliebenstraße wird erst nach etwa 20 Jahren die hohe fünfstellige Summe wieder eingespielt haben, die sie gekostet hat. Geschäftsführer Kaufmann erachtet sie trotzdem als wichtig: "Wir betreiben die Stromtankstelle, weil man irgendwo beginnen muss und um zu zeigen, dass wir da sind und dass uns das wichtig ist."

Zwei weitere Ladesäulen sollen kommen

Denn in Zukunft kommt der städtische Versorger an Elektromobilität auf jeden Fall nicht vorbei. Derzeit lässt das Unternehmen zwei weitere Standorte für Ladesäulen in der Kreisstadt untersuchen. Vor allem in der Innenstadt bestehe perspektivisch Bedarf.

Aber Kai Kaufmann weiß auch, dass Autofahrer zum Akku-Laden meist andere Stromquellen nutzen als solche Säulen wie an der Schliebenstraße. "Nur jeder vierte, fünfte Lade-Vorgang findet an einer öffentlichen Säule statt. Am meisten nutzen die E-Auto-Fahrer den Anschluss zu Hause oder auf Arbeit."

Immer mehr Unternehmen installieren für ihre Mitarbeiter solche Ladesäulen, berichtet Sandro Beier, EWB-Bereichsleiter Energie und Service. Für Privathaushalte mit Elektro-Auto haben die Energie- und Wasserwerke einen weiteren Stromtarif neu aufgelegt: neben Bautzner.Ökostrom nun noch Bautzner.Autostrom. "Wer mehr als 7.000 Kilometer im Jahr elektrisch fährt, für den lohnt sich der Tarif Autostrom", hat Sandro Beier ausgerechnet.

Außerdem bieten die EWB E-Auto-Fahrern zum Laden eine sogenannte Wallbox an. Die schafft die Verbindung zwischen der heimischen Steckdose und dem Fahrzeug. Denn normale Haushaltssteckdosen sind eigentlich nicht zum Laden von Autos ausgelegt. Sie können schnell überhitzen. Die Wallbox sorgt dafür, dass möglichst schnell viel Strom in den Akku geladen wird, aber eben nicht zu schnell. Außerdem enthält die Box einen Schutz gegen Fehlerströme und Überlasten. Auf Wunsch bieten die EWB auch einen Installationsservice an - wenn jemand die Box etwa an der Hauswand haben will.

Idee: Lademöglichkeiten in Wohngebieten

Damit mehr Menschen in Bautzen ihre E-Autos zu Hause aufladen können, wollen die Energie- und Wasserwerke mit Großvermietern sprechen. Zum Beispiel über mietbare Pkw-Stellplätze mit Lademöglichkeiten in den Wohngebieten. Der Haken an der Sache: Das Auto bleibt dann meist auch dort stehen, wenn der Akku längst wieder voll ist, und blockiert so den nächsten Ladevorgang. Das spricht gegen öffentliche Ladesäulen.

Und dann wäre auch noch das Ablesen und Abrechnen des Stromverbrauchs für Mieterlösungen zu klären. "Da sind noch viele Fragen offen", sagt Sandro Beier. Die E-Mobilität wachse eben erst langsam aus den Kinderschuhen heraus.

Die EWB können sich für Wohngebiete auch eine Lösung vorstellen, wie sie manche gewerbliche Kunden schon nutzen, zum Beispiel ein Pflegedienst für seine Fahrzeugflotte: Ein Ladepark, dessen intelligente Elektronik über Nacht das Akku-Futter für alle Fahrzeuge steuert. "Sogenannte Master-Slave-Systeme übernehmen das Lastmanagement. Das ist die Zukunft, und da ist noch einiges in der Entwicklung."

So wollen die EWB ihre Fahrzeugflotte umrüsten

Ihren eigenen Fuhrpark wollen die Energie- und Wasserwerke schrittweise auf Elektro-Fahrzeuge umrüsten. Wird ein Benziner oder Diesel ausgemustert, soll als Ersatz ein E-Auto her. Aber zu 100 Prozent elektrisch werden EWB-Mitarbeiter nicht unterwegs sein, erklärt Kai Kaufmann. "Wer bei uns zum Beispiel Bereitschaft hat, nimmt das Einsatzfahrzeug abends mit nach Hause. Nicht jeder hat dort die Möglichkeit zum Laden, muss aber bei Bedarf sofort losfahren können." Einsatzfahrzeuge werden also weiter mit Verbrennungsmotor unterwegs ein. "Aber Ableser, Kundenberater und ähnliche Tätigkeiten, da können wir uns schon E-Autos vorstellen."

Der Geschäftsführer selbst fährt ein Hybrid-Auto. Das schaltet selbstständig zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor um. "Schon damit fahre ich etwa 70 Prozent meiner gesamten Wege mit Ökostrom, bleibe aber für Langstrecken flexibel. Ich taste mich sozusagen noch an reine E-Mobilität heran. Gerade in der Stadt verbrauche ich mit Elektromotor quasi keinen Brennstoff ", berichtet Kaufmann.

Kai Kaufmann ist seit vergangenem Jahr Geschäftsführer der Energie- und Wasserwerke Bautzen.
Kai Kaufmann ist seit vergangenem Jahr Geschäftsführer der Energie- und Wasserwerke Bautzen. © EWB