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Warum Solarwatt Dresden Handwerker in Hessen einstellt

Wer eine Million Solarmodule pro Jahr herstellt, braucht auch viele Kunden. Die wachsende Dresdner Fabrik kümmert sich darum.

Von Georg Moeritz
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Die Dresdner Solarwatt-Fabrik gründet in Hessen einen eigenen Handwerksbetrieb, der dort Fotovoltaik-Module installieren soll.
Die Dresdner Solarwatt-Fabrik gründet in Hessen einen eigenen Handwerksbetrieb, der dort Fotovoltaik-Module installieren soll. © Archivfoto: Solarwatt

Dresden. Ein Dresdner Unternehmen schafft Arbeitsplätze in Nordhessen: Die Solarwatt GmbH hat am Mittwoch angekündigt, einen eigenen Handwerksbetrieb mit 50 Beschäftigten aufzubauen. Er soll die Solarmodule und Akkus aus der wachsenden Dresdner Fabrik im Gebiet um Kassel installieren.

Der zusätzliche Solarwatt-Standort in Fuldabrück soll bis zu 1.000 Solarsysteme pro Jahr aus Dresden abnehmen. Thomas Kuhn, der bei Solarwatt in Dresden den Titel "Head of Installation" trägt, sucht dafür nun Elektromeister, Logistiker und Verkäufer. Geschäftsführer Detlef Neuhaus begründete die Entscheidung für Nordhessen damit, dass die Stadt Kassel ehrgeizige Ziele in Richtung "Smart City" habe. Eine möglichst klimaneutrale Energieversorgung gehöre dazu.

Neuhaus hatte im September neue Produktionslinien in Dresden eröffnet. Die Solarwatt-Fabrik an der Grenzstraße kann künftig bis zu eine Million Fotovoltaikmodule montieren, mit Glasscheibe und Rahmen. Das Unternehmen hat 600 Beschäftigte, davon mehr als 400 in Dresden. In vier Jahren will Neuhaus Chef von fast 1.000 Mitarbeitern sein.

Produktion mit Robotern, Installation mit Handwerkern

Wer einen eigenen Handwerksbetrieb aufbaut, riskiert Konkurrenz mit anderen Handwerkern. Solarwatt hatte sich stets bemüht, Installateuren seine Markenprodukte nahezubringen, lud Handwerker in die Dresdner Fabrik und zu Dampferfahrten auf der Elbe ein. Neuhaus versicherte, Solarwatt habe auch Installationspartner in Nordhessen. Sie würden von dem neuen Standort profitieren, "indem wir sie mit Installationskapazitäten unterstützen und ihnen Serviceeinsätze anbieten". So trage Solarwatt dazu bei, dass Kunden schneller an ihre eigenen Fotovoltaikanlagen kämen.

Solarwatt ist 1993 in Dresden gegründet worden. Als Konkurrenten ihre Fabriken schließen mussten oder gar nicht erst öffneten, ging Solarwatt im Jahr 2012 pleite, nachdem die Belegschaft schon auf 500 Beschäftigte gewachsen war. Inzwischen hat das Unternehmen wieder zugelegt. Der Umsatz hat sich nach jüngsten Angaben seit 2018 auf 160 Millionen verdoppelt und soll dieses Jahr 265 Millionen Euro erreichen.

Im kommenden Jahr soll die Gewinnzone erreicht werden. Auch der Konkurrent Meyer Burger in Freiberg dehnt die Produktion aus. Er hat Anlagen in der ehemaligen Produktionshalle der pleite gegangenen Firma Solarworld aufgestellt. Die Produktion läuft zunehmend automatisiert, bei Solarwatt in Dresden bewegen sich 35 neue Roboter mit orangefarbenen Greifarmen. Mit Markenprodukten wollen die sächsischen Unternehmen der Konkurrenz aus Asien trotzen. Außerdem betont Solarwatt, komplette Systeme mit Energiespeicher für Eigenheimbesitzer anzubieten.

In die neue Dresdner Modulproduktionslinie namens F8 hat Solarwatt 20 Millionen Euro investiert, weitere 15 Millionen Euro in die Batteriefertigung. Solarwatt hatte die Endmontage der Stromspeicher von einem zugekauften Betrieb bei Köln nach Dresden verlagert.