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SPD Sachsen sieht in Forderung von Solarmanager ein Warnsignal

Das Fotovoltaikunternehmen Meyer Burger verlangt mehr Subventionen. Es produziert in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das nächste Werk entsteht jedoch in den USA.

Von Ulrich Wolf & Franziska Anders
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Blick auf das Firmengelände von Meyer Burger in Hohenstein-Ernstthal. Der Solarzellenhersteller denkt über einen Rückzug aus Deutschland nach.
Blick auf das Firmengelände von Meyer Burger in Hohenstein-Ernstthal. Der Solarzellenhersteller denkt über einen Rückzug aus Deutschland nach. © Arvid Müller

Dresden/Thun. Der Vorsitzende der sächsischen SPD-Landtagsfraktion, Dirk Panter, hat die jüngste Kritik des Solarunternehmens Meyer Burger Technology AG an mangelnder Unterstützung für Investitionen in Deutschland als "deutliches Warnsignal" gewertet. Deutschland dürfe nicht die Fehler des letzten Jahrzehnts wiederholen und die wichtige Zukunftsindustrie Solar ins Ausland abwandern lassen, sagte er am Donnerstag laut einer Mitteilung.

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) betonte, man sei mit Brüssel im Gespräch und habe mit anderen Regionen ein Netzwerk der Solarindustrie aufgebaut. Er forderte einen deutlichen Förderschub und sieht dabei die EU auf ihrem Weg in die Energieunabhängigkeit in der Pflicht: "Das Ökosystem, das es in Sachsen gibt, ist europaweit einzigartig. Es wäre eine völlig vertane Chance, das nicht zu nutzen", sagte Günther.

Der Minister kündigte an, erneut das Gespräch mit Brüssel und Berlin zu suchen. "In den 2010er Jahren gab es einen beispiellosen, völlig unnützen Kahlschlag der hiesigen Solarindustrie", kritisiert er und macht dafür die damaligen Bundesregierungen verantwortlich.

Der Chef von Meyer Burger, Gunter Erfurt, hatte zuvor von Deutschland und der Europäischen Union mehr Unterstützung für seine Branche gefordert. Während in den USA der rote Teppich ausgerollt werde, gebe es in Europa sehr schlechte Marktbedingungen. "Wenn nichts getan wird, um die europäischen Modulhersteller zu schützen, wird auch niemand hier investieren."

Das ZDF hatte zuvor über einen Brief des Firmenchefs an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) berichtet, in dem er angeblich vor einer Abwanderung der Solarindustrie warnt. Demnach erwägt Meyer Burger, die "Projekte für die weitere Solarfertigung in Deutschland zunächst abzubrechen und stattdessen in die USA zu verlagern". Passende Gebäude seien schon gefunden.

Garantie für mitteldeutsche Werke, neue Fabrik in Arizona

Meyer Burger hat nach eigenen Angaben derzeit 1.445 Beschäftigte, darunter etwa 560 in Freiberg im Landkreis Mittelsachsen, 370 in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt und 320 in Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau. In einem Gespräch mit der Chemnitzer Tageszeitung "Freie Presse" betonte Erfurt, diese Standorte seien nicht gefährdet. "Sie haben absolute Relevanz, die Leute müssen sich keine Sorgen machen." 2021 machte man die deutsche Tochter des Konzerns etwa 51,3 Millionen Euro Umsatz. Dabei entstand ein Verlust von 11,1 Millionen Euro. 2020 hatte das Minus sogar 28 Millionen Euro betragen.

Dennoch sollen in den USA nun weitere 500 Jobs entstehen. Grund ist eine am Mittwoch am Konzernsitz in Thun veröffentlichte Mitteilung, wonach Meyer Burger mit einem Vertriebsunternehmen des Münchener Baywa-Konzerns einen Abnahmevertrag für Fotovoltaikmodule unterzeichnet hat. Die Baywa AG verpflichtet sich der Mitteilung zufolge, in den kommenden fünf Jahren Module mit einer Gesamtleistung von 1,26 Gigawatt zu kaufen. Produziert werden die Module in einer Fabrik in Arizona.

Erst Anfang Mai hatte Meyer Burger bekanntgegeben, über Anleihen auf dem Kapitalmarkt 230 Millionen Euro einsammeln zu wollen. Das Geld wolle man "zur Finanzierung der Material- und Anlagenbeschaffung und des Hochlaufs der Modul- und Solarzellenproduktion" verwenden.

In den USA erhalten Unternehmen, die die Produktion von Zukunftstechnologien wie Autobatterien, Windrädern oder eben Solarzellen in den USA ansiedeln, hohe Förderungen. Meyer-Burger-Chef Erfurt sagte dem ZDF, für die Produktion von Solarzellen und -modulen gebe es pro Gigawatt bis 2029 pro Jahr umgerechnet rund 102 Millionen Euro. Die EU wirft den USA deshalb Protektionismus vor. (mit dpa)