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Handelsriese Globus investiert Millionen in Sachsen

Die Baumärkte und Warenhäuser von Globus meistern die Krise. Pläne für Dresden und Heidenau stehen vor der Entscheidung.

Von Michael Rothe
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Der Globus-Standort Hoyerswerda, wo es seit Mitte der 1990er einen Bau- und einen Lebensmittelmarkt nebeneinander gibt, wird saniert und erweitert.
Der Globus-Standort Hoyerswerda, wo es seit Mitte der 1990er einen Bau- und einen Lebensmittelmarkt nebeneinander gibt, wird saniert und erweitert. © HY-photo Gernot Menzel

Wenn eine Baumarkteröffnung wackelt, weil Dämmwolle fürs eigene Dach fehlt, zeigt das die Dramatik des Materialmangels, mit dem die Wirtschaft derzeit zu kämpfen hat. So geht es der Handelskette Globus – auch mit zehn Adressen in Sachsen – mit ihrem Markt im saarländischen Neunkirchen, der Ende März starten soll. Timo Huwer, Chef der Fachmarktsparte, spricht von einer „Situation, die wir 50 Jahre nicht hatten“. Weil das Material in Deutschland fehle, müsse es jetzt mit 40 Lkw aus der Türkei rangekarrt werden.

Unterbrochene Lieferketten wegen monatelanger Engpässe bei Material und Containern aus Fernost sowie sich verschärfender Personalmangel seien die Herausforderungen schlechthin, so der Manager. Er sieht „weiteren Preisdruck nach oben“ und bestätigt Prognosen von Wirtschaftsforschern. Das gilt laut Jochen Baab, der die SB-Warenhäuser verantwortet, auch für Lebensmittel. Unter 2.500 Lieferanten gebe es bereits „welche, die uns nicht mehr beliefern, weil wir die Preiserhöhung nicht akzeptieren“. Er sieht „Trittbrettfahrer, die die Gunst der Stunde nutzen, ihre Preise zu erhöhen, obwohl sie es nicht müssten“.

Trotz der Krise geht die Gruppe „gestärkt aus dem zweiten Corona-Jahr hervor“, wie es am Montag bei der Bilanzvorstellung in Saarbrücken heißt. Zwar sei der Umsatz wegen monatelanger Schließung der Fachmärkte und Restaurants in Deutschland, Russland und Tschechien zu Jahresbeginn um 2,4 Prozent auf knapp 7,8 Milliarden Euro gesunken, der operative Gewinn aber um gut sechs Prozent gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr (30. Juni) auf über 301 Millionen Euro gestiegen.

Pandemie als Chance für Globus-Warenhäuser

„Die Pandemie hat uns nicht aus der Bahn geworfen“, freut sich Matthias Bruch. Der geschäftsführende Gesellschafter der Globus Holding hatte den Chefposten vor gut einem Jahr von seinem Vater übernommen. Corona habe vielmehr „Anstoß gegeben, sich weiterzuentwickeln“, sagt er. Dazu gehörten der Ausbau des Onlinegeschäfts, des Abholservices Click & Collect, die Einführung der Payback-Kundenkarte, der Beitritt zur Einkaufsgemeinschaft RTG.

Die 49 deutschen SB-Warenhäuser seien mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro Wachstumstreiber gewesen, heißt es. Spartenchef Jochen Baab ist zufrieden „auch dank des schnellen Ausbaus des Online-Geschäfts und erheblicher Investitionen in die digitale Transformation“. In Russland sei der Umsatz nur durch den Rubelverfall rückläufig, und auch bei den Hypermärkten in Tschechien deute sich eine Wende zum Besseren an.

Die Bau- und Fachmärkte blieben indes nach dreimonatiger Schließung im Lockdown mit einem Umsatz von knapp 1,9 Milliarden Euro um 3,7 Prozent hinter den Vorjahreszahlen zurück.

Kauf von 16 Real-Märkten

In Sachsen hat Globus 2.200 Beschäftigte und ist dort mit SB-Warenhäusern in Leipzig-Seehausen, Zwickau und Chemnitz sowie einem Dresdner Baumarkt präsent sowie in Hoyerswerda, Leipzig-Wachau und im vogtländischen Weischlitz jeweils mit beiden Konzernsparten vertreten.

Der Konzern, der jährlich im Schnitt um zwei Standorte wächst, schaltet nun mit bis zu 20 neuen Märkten einen Gang hoch. Die Übernahme von 16 Real-Märkten sei „eine Jahrhundertchance“, heißt es. Der Metro-Konzern hatte sein Sorgenkind mit fast 280 Standorten 2020 an den russischen Finanzinvestor SCP verkauft. Zu den Interessenten gehören auch Kaufland und Edeka. Das Kartellamt hatte Globus, das sich vor Jahren bereits Häuser der insolventen Baumarktkette Max Bahr gesichert hatte, sogar 24 Märkte erlaubt. Wie viele es am Ende sein werden, lässt die Führungsriege offen. Das Konzept funktioniere „erst ab einer gewissen Umsatzgröße“, heißt es.

Dresden findet Alternative

Um Sachsens Ex-Real-Standorte wie Heidenau macht die Gruppe ein Geheimnis. Sie wolle sich „zu potenziellen Standorten nach wie vor nicht äußern“, heißt es auf SZ-Anfrage. Das Gleiche gilt für Pläne in Dresden, wo der Konzern nahe dem Bahnhof Neustadt ein SB-Warenhaus bauen wollte, vom Stadtrat aber ausgebremst wurde. Die Suche nach dem Alternativstandort durch die Stadt sei abgeschlossen, verlautet aus St. Wendel. Um abschließende Gespräche nicht zu stören, sage man jedoch nichts.

Beim „Kundenmonitor“ ist der fast 200 Jahre alte Familienbetrieb gesprächiger. In der bundesweit bedeutendsten Verbraucherstudie wurde er zum beliebtesten deutschen Lebensmittelhändler gekürt.

Der fast 200 Jahre alte Familienbetrieb hat in den vergangenen zwei Jahren etwa 20 Millionen Euro in die Standorte Zwickau und Weischlitz investiert. Derzeit werden am Doppelstandort Hoyerswerda der Baumarkt saniert und erweitert und neun Millionen Euro in Leipzig-Seehausen investiert. Vorausgesetzt, das Material ist da.

Ein Kleiner unter den Großen

  • Vor über 190 Jahren als Familienunternehmen gegründet, betreibt Globus heute 179 Standorte mit rund 46.000 Beschäftigten in vier Ländern.
  • Mit 3,5 Milliarden Euro Umsatz gehören die 49 deutschen SB-Warenhäuser zu den kleinen unter den großen.
  • Zum Portfolio zählen 96 Bau- und Fachmärkte in Deutschland und Luxemburg, 33 Hyper- und Freshmärkte in Russland und Tschechien.
  • Die Gruppe mit Sitz in St. Wendel im Saarland setzt auf eigene Bäckereien, Fleischereien und Gastronomie.
  • Der Konzern beschäftigt in Sachsen 2.200 Menschen an zehn Adressen, so in Hoyerswerda und Dresden. (SZ/mr)