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Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau vor dem Aus

Gespräche mit Katjes hatten Hoffnung auf eine Zukunft der Süßwarenproduktion in Sachsen genährt. Doch nun wurden die Verhandlungen beendet.

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Die Zukunft der Haribo-Süßwarenproduktion in Sachsen sieht düster aus.
Die Zukunft der Haribo-Süßwarenproduktion in Sachsen sieht düster aus. ©  pixabay.com

Wilkau-Haßlau. Das einzige Haribo-Werk in Ostdeutschland steht endgültig vor dem Aus. Für die Immobilie in Wilkau-Haßlau bei Zwickau habe sich kein Käufer gefunden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Deswegen wurden die Verkaufsverhandlungen beendet. Nun solle das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht werden, "um das Gelände anderweitig zu entwickeln", hieß es. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten und sehr bitter für die Region", erklärte Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Es sei allein Haribo anzukreiden, dass es für den Süßwarenstandort keine Zukunft gebe.

Seit Ende 2020 ruht die Produktion in dem Werk. Haribo hatte die Schließung mit immensen Investitionen begründet, die dort nötig seien. Den Angaben zufolge hatten mehrere Interessenten angeklopft, letztlich aber keiner ein Angebot für das Areal abgegeben. Zuletzt hatten Gespräche mit dem Konkurrenten Katjes bei den Mitarbeitern Hoffnung auf eine Zukunft der Süßwarenproduktion am Standort genährt - dafür hatte sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) eingesetzt.

Das Gelände solle künftig "im Sinne der Bürger" genutzt werden, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter von Haribo, Hans Guido Riegel. "Ökonomische Interessen unsererseits stehen dabei ausdrücklich nicht im Vordergrund." Riegel verwies auf den Sozialplan für die 119 betroffenen Beschäftigten. Knapp 80 hätten bereits eine neue Arbeit gefunden oder gingen in den Ruhestand. Riegel: "Wir sind aufgrund der positiven Lage am Arbeitsmarkt in der Region sehr zuversichtlich, dass wir zeitnah die meisten Mitarbeitenden wieder in neue Anstellungen bringen – das zeigt die Entwicklung der letzten beiden Monate sehr deutlich." Kündigungen seien bereits ausgesprochen und würden für einen Teil der Belegschaft Ende März wirksam, hieß es.

"Das macht ungeheuer wütend"

In Wilkau-Haßlau wurden schon zu DDR-Zeiten Gummibären & Co produziert, 1990 übernahm Haribo das Werk. Als der Goldbären-Produzent im November seine Schließungspläne öffentlich machte, folgte eine Welle des Protests: Mehrere Demonstrationen, eine Online-Petition, auch der Bundestag befasste sich mit dem Fall. Enttäuscht äußerte sich daher die Linke-Abgeordnete Sabine Zimmermann aus Zwickau. Das Vorgehen von Haribo sei eine "reine Hinhaltetaktik" gewesen, "um den Protest kleinzuhalten und die Situation schönzureden".

Mit seiner Entscheidung hat Haribo am Montag Betriebsratschef Maik Pörschmann überrascht. Er habe davon noch nichts gehört, sagte er am Nachmittag am Telefon. Gewerkschafter Lißner sprach von einem weiteren "traurigen Kapitel Ost". Haribo habe über Jahre aus dem Werk Gewinne gezogen, aber Investitionen unterlassen - nun werde es einfach dicht gemacht, kritisierte er. "Das macht ungeheuer wütend." (dpa)