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Kommentar zur schwierigen Jobsuche für Geflüchtete: Bürokraten, bewegt euch!

Es dauert lange, bis Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Deswegen braucht Sachsen flexiblere Regeln und mutige Unternehmen, kommentiert unsere Autorin Lucy Krille.

Von Lucy Krille
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Geflüchtete warten noch immer Monate oder gar Jahre auf Deutschkurse, Weiterbildungen und übersetzte Zeugnisse. Dabei haben die Erleichterungen für die Geflüchteten aus der Ukraine gezeigt, dass es schneller gehen kann.
Geflüchtete warten noch immer Monate oder gar Jahre auf Deutschkurse, Weiterbildungen und übersetzte Zeugnisse. Dabei haben die Erleichterungen für die Geflüchteten aus der Ukraine gezeigt, dass es schneller gehen kann. © dpa Deutsche Presse Agentur

Der Weg, den Geflüchtete gehen müssen, bis sie eine Arbeit in Deutschland gefunden haben, gleicht einem Marathon. Noch immer haben tausende Migranten und Migrantinnen keinen Job, was in den seltensten Fällen an fehlendem Willen der Geflüchteten liegt. Die meisten von ihnen wollen arbeiten, das beobachten auch die Arbeitsmarktmentoren und Mentorinnen.

Doch wenn eine hochqualifizierte Ingenieurin monatelang warten muss, bis das Zeugnis übersetzt ist, sie keinen Sprachkurs findet und auch noch bangt, ob ihr eine notwendige Weiterbildung finanziert wird, ist es kein Wunder, dass das Potenzial der ausländischen Fachkräfte, die schon da sind, nicht ausgeschöpft wird.

Die Hürden, die auf der Marathonstrecke stehen, könnten teilweise durch flexiblere Regelungen beiseite geräumt werden. Unternehmen sollten passende Kandidaten und Kandidatinnen auch dann einstellen dürfen, wenn der Abschluss noch nicht in Deutschland anerkannt ist.

Schnelle Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine als Vorbild

Die schnelle Hilfe inklusive Sonderregelungen im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass es geht. Ukrainerinnen galten automatisch als anerkannte Flüchtlinge, ohne den Behördenmarathon durchlaufen zu müssen. Damit kamen sie auch schnell in Integrationskurse. Die ersten Ukrainerinnen lernen längst Deutsch – während Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan schon seit Jahren auf einen Kurs warten. Das ist unfair gegenüber den Geflüchteten, die nicht aus Europa kommen, und demotiviert noch mehr.

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Der Weg auf den Arbeitsmarkt muss für alle kürzer werden. Hier sollten auch manche sächsische Unternehmen mehr Mut beweisen, die Hürden zu senken. Zum Beispiel, indem sie nötige Weiterbildungen zahlen, damit die Geflüchteten überhaupt eine Arbeit beginnen können. Das sind zusätzliche Ausgaben für die Unternehmen - die sich nur lohnen, wenn die Geflüchteten bereit sind, sich im Betrieb einzubringen und Deutsch zu sprechen.

Doch wenn es klappt, nützt das auch der sächsischen Wirtschaft, in der bis 2030 immerhin 150.000 offene Stellen zu besetzen sind. Ohne die Offenheit für Veränderungen wird das nicht gelingen.

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