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Warum der Elberadweg für Radtouristen nicht das Maß aller Dinge ist

Sachsen zählt nicht zu den Top-Radregionen in Deutschland, zeigt die neue ADFC-Analyse. Das sind die Trends bei Radreisen.

Von Andreas Rentsch
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Malerische Kulisse, die Radwanderer ebenso genießen wie Tagesausflügler und Pendler: die Silhouette der Dresdner Altstadt.
Malerische Kulisse, die Radwanderer ebenso genießen wie Tagesausflügler und Pendler: die Silhouette der Dresdner Altstadt. ©  Robert Michael/dpa

Die Deutschen unternehmen immer mehr Ausflüge mit dem Rad. Das zeigt die am heutigen Mittwoch vorgestellte Radreiseanalyse des ADFC. Unter den beliebtesten Radreiseregionen ist Sachsen aber weiterhin nicht vertreten.

Immerhin führt mit dem Elberadweg eine der am stärksten frequentierten Fernrouten durch den Freistaat. Nur ein einziger Radweg durch Deutschland wurde noch häufiger befahren. Acht wichtige Erkenntnisse der Analyse.

1. Die beliebtesten Fernrouten

An den Vorlieben der Tourenfahrer hat sich im Vergleich zur letzten Analyse im Frühjahr 2023 nichts geändert. Der am meisten befahrene Fernradweg Deutschlands ist erneut der 520 Kilometer lange Weserradweg von Hannoversch Münden nach Cuxhaven. Auf den Rängen zwei folgen der Elberadweg (1.270 Kilometer) und der Ostseeküstenradweg 1.000 Kilometer). Donau- und der Rheinradweg komplettieren die Top 5. Weitere häufig befahrene Routen sind Rheinradweg, Mainradweg, Ruhrtalradweg, Bodensee-Königsee-Radweg, Emsradweg, Bodensee-Radweg und Mosel-Radweg.

2. Die meisten Übernachtungsgäste

Anders als in den Vorjahren hat der ADFC nicht nur Statistiken zu Radreisen mit drei oder mehr Übernachtungen erhoben, sondern auch zu kürzeren Ausflügen und zum Thema "Radfahren im Urlaub". Auf den langen Distanzen sind Bayern und Niedersachsen die beliebtesten Zielregionen, bei Touren mit ein bis zwei Übernachtungen Nordrhein-Westfalen und Bayern. Sachsen landet in beiden Vergleichen nur unter ferner liefen, einmal auf dem zehnten und einmal auf dem elften Platz. Insgesamt haben 2023 fünf Millionen Menschen eine Kurzreise mit bis zu zwei Übernachtungen unternommen, bei der Radfahren das Hauptmotiv war.

3. Die Top-Radreiseziele im Ausland

Am häufigsten zog es Radtouristen nach Österreich, fast jede dritte Auslandsreise (knapp 32 Prozent) führte dorthin. Dahinter folgen Italien (27 Prozent), Frankreich (18 Prozent), die Niederlande (13 Prozent) und Dänemark (11 Prozent).

4. Radfahren im Urlaub, der keine Radreise ist

Erholung, Natur erleben, Ausspannen mit der Familie: 10,6 Millionen Menschen sind vergangenes Jahr im Urlaub geradelt, ohne dass die Fahrradnutzung im Vordergrund gestanden hätte. Dabei hat sich laut ADFC etwa jeder Vierte an jedem Urlaubstag in den Sattel geschwungen. Die wichtigsten Gründe: "Mehr von Land und Leuten sehen", "Aktiv sein im Urlaub" und "Etwas für die Gesundheit tun". Bemerkenswert: 37 Prozent der Befragten nutzten dafür ein Mietrad. Die am häufigsten derart "bereisten" Bundesländer waren Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Mit anderen Worten: Im Strandurlaub an Nord- und Ostsee gehört Radfahren wie selbstverständlich dazu.

5. Die Tagesausflüge mit dem Rad

Die Zahl der Tagesausflüge außerhalb des Urlaubs ist 2023 um zehn Millionen gestiegen. Dieses gestiegene Pensum entfällt aber interessanterweise auf weniger Personen - 38 Millionen waren es 2022, ein Jahr später nur noch 36,4 Millionen. Das Ausflügler-Potenzial werde in Sachsen unterschätzt, sollte aber vom Tourismusmarketing des Freistaats verstärkt in den Blick genommen werden, sagt ADFC-Regionalgeschäftsführer Konrad Krause. "Auch diese Klientel gibt entlang der gefahrenen Strecken einiges an Geld aus." Laut Statistik sind es 32 Euro pro Person und Tag. Der größte Anteil davon entfällt auf Verpflegung in der Gastronomie.

6. Die Tagesetappen bei Radreisen

Kilometer fressen oder geruhsam vorwärts? Laut ADFC-Studie spulen Radtouristen pro Tag durchschnittlich mehr als 60 Kilometer ab. Bei den kürzeren Touren sind es im Schnitt knapp 62 Kilometer, bei längeren (ab drei Tage) 65. Das persönliche Budget liegt dabei mit 123 Euro pro Tag deutlich höher als bei Ausflüglern, was aber den Kosten für die Unterkunft geschuldet ist, die bei statistisch gesehen 49 Euro betrugen. Gefahren wird vor allem mit Trekkingrädern und Mountainbikes.

7. Die beliebtesten Ausreden für Radmuffel

Erstmals hat der ADFC auch Menschen befragt, warum sie - zumindest in den vergangenen drei Jahren - keine Radreise unternommen haben. Die häufigste Antwort (knapp 32 Prozent) lautete: "Eine Radreise ist mir zu anstrengend." Ebenfalls häufig als Begründung genannt wurde das Fehlen passender Ausrüstung (31 Prozent), "keine passende Reisebegleitung" (28 Prozent) und die zu komplizierte An- und Abreise mit dem Rad (26 Prozent).

8. Die Radreise-Pläne fürs Jahr 2024

Setzen die Umfrageteilnehmer ihre Pläne wie angekündigt durch, wäre 2024 "mit einer Steigerung bei Radreisen und beim Urlaub mit Radnutzung zu rechnen". Dabei wollen drei von vier Radtouristen innerhalb Deutschlands unterwegs sein.

Fünf Segmente der ADFC-Analyse

  • Radreisen mit drei Übernachtungen und mehr: 3,6 Millionen Menschen haben 2023 eine solche längere adreise unternommen. Insgesamt waren es in dieser Sparte 5,5 Millionen Radreisen.
  • Radreisen mit ein bis zwei Übernachtungen: Fünf Millionen Menschen haben 2023 eine solche kürzere Radreise unternommen. Insgesamt waren es sieben Millionen Kurz-Radreisen.
  • Nicht-Radreisende: 64,1 Millionen Menschen haben 2023 keine Radreise unternommen. Knapp 55 % dieser Nicht-Radreisenden können sich in Zukunft eine solche Reise vorstellen.
  • Radfahren im Urlaub: 10,6 Millionen Menschen haben 2023 im Urlaub das Rad genutzt.
  • Tagesausflüge mit dem Rad: 36,4 Millionen Ausflügler haben insgesamt 455 Millionen Ausflüge unternommen.

Ausführliche Ergebnisse der Radreiseanalyse finden Sie hier.