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Jetzt kommen die "Zastrow-Leuchten": Warum Dresden den Elberadweg beleuchten will

Der Elberadweg in Dresden soll beleuchtet werden. Was konkret geplant ist, wer sich dagegen wehrt und wer den Begriff "Zastrow-Beleuchtung" geprägt hat.

Von Dirk Hein
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Kämpft für mehr Licht auf dem Elberadweg: Holger Zastrow.
Kämpft für mehr Licht auf dem Elberadweg: Holger Zastrow. © Sven Ellger

Dresden. Holger Zastrow, über viele Jahre der Vorzeiger-Politiker sogar in der Bundes-FDP, weiß wie man provoziert. Rund um das Blaue Wunder spielte der mittlerweile aus der FDP ausgetretene neue Chef des "Team Zastrow" meisterhaft mit der Lust zur Empörung, plakatierte unerlaubt die Botschaft "grünen Irrsinn stoppen" während der ersten Tage des Verkehrsversuches.

"Es ist keine ideologische Debatte"

Im Stadtrat am Donnerstag trat dann ein ganz anderer Holger Zastrow auf. Zastrow, bei seinen Gegnern aufgrund seines vehementen Einsatzes für Pkws als "Auto-Holger" verschrien, fährt leidenschaftlich gern Rad, ist vor allem in der Heide unterwegs und versucht immer mal wieder, eigenen Radfahr-Ideen im Stadtrat zu einer Mehrheit zu verhelfen.

Entsprechend zahm agierte Zastrow im Rat: "Was ich plane, ist ein kleiner Antrag. Ich bin völlig unaufgeregt, es ist keine ideologische Debatte, ich bitte freundlich um Zustimmung." Monate vorher, exakt im Juni 2023, hatte Zastrow noch als damaliger Chef der FDP-Fraktion im Stadtrat den Antrag erstmals vorgestellt: Vordringlich die links- und rechtselbischen Bereiche zwischen Carolabrücke, Waldschlößchenbrücke und Blauem Wunder sowie linkselbisch im Bereich zwischen Blauem Wunder und Laubegast und zwischen Ostragehege und Cossebaude sollen beleuchtet werden.

"Die grünen Bürgermeister für Verkehr und Umwelt müssen sich entscheiden, was wichtiger ist: Insekten oder die Sicherheit von Radfahrern", so Zastrow damals deutlich polemischer.

Das sieht der neue Plan vor

Statt den Konflikt zu suchen, wurde auf beiden Seiten des Stadtrates in diesem Fall mit Nachdruck um eine Lösung gerungen. "Der Vorschlag ist etwas abgeschwächt worden, wir wollen schauen, wo es Gefährdungssituationen auf dem Elberadweg gibt. In einem zweiten Schritt soll die Verwaltung dann ganz in Ruhe überlegen, ob wir einige dieser Stellen mit einer leichten Beleuchtung ausstatten können und so dafür sorgen, das wir mehr Sichtbarkeit hinbekommen können." Denkbar seien innovative Lösungen. Lampen könnten über eine Bewegungssteuerung angehen.

Zastrows Antrieb: Vor allem im Herbst und Winter nutzen neben Radfahrern auch Jogger und Gassi-Geher den Elberadweg häufig im Dunklen. Schon etwas Licht würde helfen, um gefährliche Situation besser erkennbar zu machen und sie so zu entschärfen.

Unterstützung dafür kam von Martin Schulte-Wissermann (Piraten). "Ein klares Lob für Herrn Zastrow. Ich habe mir an diesem Thema bisher die Zähne ausgebissen. Dabei behandelt der Antrag eine Selbstverständlichkeit". Hauptstraßen, so der Piraten-Politiker, müssen beleuchtet werden. Der Elberadweg sei eine Hauptstraße – für Fußgänger und Radfahrer. "Brücken, die über die Elbe führen, die haben auch Licht. Dort kommen wir nicht auf die Idee, darauf zu verzichten. Es wird lange dauern, aber irgendwann fahren wir leicht beleuchtet über den Elberadweg."

Die "Zastrow-Beleuchtung des Elberadweges"

Schwerer tat sich die Linke mit einer möglichen Zustimmung. "Herr Zastrow, Sie werden langsam alt. Früher stand die FDP für Risiko und Freiheit, jetzt enden sie beim Nachtleuchten-Staat", spottete Stadtrat Tilo Wirtz. "Ich stelle es mir vom Lingnerschloss aus vor: Vom Blauen Wunder rollt ein Radfahrer in Richtung Innenstadt und die Lichtorgel am Elberadweg geht an. Wir sind unter Umständen bereit, Ihnen den Spaß zu gönnen", so Wirtz weiter.

Seine Fraktion wolle der "Zastrow-Beleuchtung des Elberadweges" zustimmen, wenn die Verwaltung vorher prüft, wie eine Beleuchtung des Weges in Einklang mit den Anforderungen an ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, in welchem der Weg liegt, zu bringen ist. Zudem sollte geprüft werden, was im Hochwasserfall zu beachten ist.

Grundsätzlicher Widerspruch kam von den Grünen. Stadtrat Wolfgang Deppe zeigte sich verärgert: "Es wird leichtfertig über Belange des Naturschutzes hinweggegangen. Wir alle kennen die Insekten, die unnatürlich um Lampen schwirren. Auch Vögel sind im Biorhythmus beeinträchtigt." Die Elbwiesen seien Teil des Landschaftsschutzgebietes. "Über diesen Schutz-Status kann man nicht einfach hinwegsehen."

So wurde im Rat abgestimmt

Am Ende der Diskussion stimmten Grüne und Linke, deren Bedingungen für eine Zustimmung nicht angenommen wurden, gegen den Licht-Plan für den Elberadweg. Große Teile der AfD, CDU, Freie Wähler/Freie Bürger und FDP sowie zwei der ehemaligen Dissidenten stimmten zu, der Rest enthielt sich.

Konkret beschlossen wurde damit, dass einzelne Gefährdungsbereiche auf dem Elberadweg identifiziert werden, "welche durch eine angemessene Beleuchtung sicher gestaltet werden können." Bis Ende Juli hat die Verwaltung nun Zeit dazu eine Prioritätenliste zu erstellen.

Die Radwegbeleuchtung soll "möglichst durch ein solarbetriebenes autarkes Beleuchtungssystem mit einer automatischen An- und Abschaltung einschließlich einer Dimmung realisiert werden." Wichtig: Die Lichter müssen "umweltverträglich und energiesparend" sein und den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes zum Schutz von Tieren und Pflanzen entsprechen.