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Wo der Wald in Sachsen stirbt

Vor allem Kommunen im Landkreis Bautzen verlieren vitale Waldflächen. Auch der Kreis Meißen ist teils stark betroffen. Die meisten Hektar sind in Sebnitz gefährdet.

Von Ulrich Wolf & Maximilian Helm
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Das Bild zeigt abgestorbene Fichten bei Schmilka in der Sächsischen Schweiz.
Das Bild zeigt abgestorbene Fichten bei Schmilka in der Sächsischen Schweiz. © www.loesel-photographie.de

Dresden. Nirgendwo in Sachsen stirbt auf kommunaler Ebene derzeit so viel Wald wie in Ralbitz-Rosenthal im Landkreis Bautzen. 23,7 Prozent oder 332 Hektar der gesamten Waldfläche dort hat kaum noch Überlebenschancen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei weitere Kommunen aus diesem Landkreis: Königswartha mit 22,1 und Neukirch mit 19,4 Prozent.

Das ist das Resultat einer Studie des deutsch-finnischen IT-Unternehmens Bitapps, eine Online-Plattform für die Forstwirtschaft. Es wertet Satellitendaten aus, mit deren Hilfe mit einer Genauigkeit von 100 Quadratmetern Stellen mit Vitalitätsverlust im Wald kartografiert werden können.

Nach diesen Daten ist die Stadt Sebnitz in der Sächsischen Schweiz zwar nicht relativ, aber absolut am meisten betroffen: 703 Hektar Wald sterben dort. Das entspricht allerdings nur 13,4 Prozent des gesamten Waldbestandes in der Kommune.

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Sachsens bundesweit Platz 2

Negativrekordhalter in Deutschland ist der Studie zufolge bei der relativen Fläche die Gemeinde Schilda in Brandenburg, in der fast 36 Prozent Wald sukzessive zu Totholz wird. Den größten Verlust in absoluten Zahlen verzeichnet die Gemeinde Gardelegen in Sachsen-Anhalt mit 4.300 Hektar. Dieses Bundesland führt ohnehin auf Länderebene die Negativliste an: Dort vertrocknet derzeit gut sechs Prozent des Waldes. Danach folgt schon Sachsen.

Im Freistaat sind außer den drei genannten Kommunen im Kreis Bautzen noch Jöhstadt im Erzgebirge sowie Gröditz und Thiendorf im Kreis Meißen sehr stark betroffen. Dort liegen die anteiligen Waldflächen mit registriertem Waldverlust zwischen 19,1 und 18,1 Prozent. In absoluten Zahlen folgen nach Sebnitz die Orte Lohsa mit 694 Hektar, Marienberg (663 Hektar), Jöhstadt (651 Hektar), Königsbrück (580 Hektar) und Altenberg (578 Hektar).

Relativ stark stirbt der Wald außer in Teilen der Landkreise Bautzen und Meißen noch in Nordsachsen sowie in der Sächsischen Schweiz. Zwar werden Waldverluste auch in Kommunen im Erzgebirgskreis sowie im Vogtland - etwa in Auerbach und Schönheide - registriert; dennoch hat es in diesen Regionen mehr geregnet als im Osten und Norden des Freistaats. Der Anteil der sterbenden Baumflächen in den beiden waldreichsten Regionen Sachsens ist daher noch überschaubar.

Waldbericht: Lage "besorgniserregend"

Den relativ höchsten Waldverlust im Landkreis Görlitz erleiden derzeit Boxberg und Neißeaue. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hat Hohnstein mit 13,9 Prozent oder 362 Hektar die höchste Vitalitätsverlust-Quote. Die Waldschäden fallen auch in Sebnitz und Bad Schandau ins Gewicht. Absolut gesehen, verzeichnet zudem Altenberg mit 578 Hektar eine große Fläche mit Vitalitätsverlust.

Am geringsten in Sachsen fällt der Vitalitätsverlust des Waldes unter anderem in Heidenau und Bannewitz aus; beide Kommunen kommen auf nur 0,1 Prozent. Auch in den Großstädten hält es sich im Rahmen. In Dresden sind 246 Hektar oder 3,3 Prozent des Waldes betroffen. In Chemnitz sind es 107,5 Hektar oder 3,2 Prozent, in Leipzig gar nur 34 Hektar oder 1,8 Prozent.

Die Bitapps-Studie deckt sich weitgehend mit den Erkenntnissen aus dem sächsischen Waldzustandsbericht 2022. Dort wird der Vitalitätszustand der Wälder in den Flachlandregionen sowie in Ostsachsen als "besorgniserregend" bezeichnet.

Die Untersuchung identifizierte zudem als am stärksten betroffene Baumarten die Kiefer, Fichte, Birke, Lärche und die Douglasie an. Erle und Tanne hingegen seien anteilsmäßig am wenigsten betroffen, heißt es.

Der beim Staatsbetrieb Sachsenforst zuständige Referent für das Datenmanagement, Michael Körner, zeigte sich "auf den ersten Blick" zu den "Ergebnissen in größeren Höhenlagen" jedoch etwas "irritiert". Bei den Gemeinden Altenberg, Olbernhau, Marienberg und Eibenstock handle es sich um Bereiche, die in den vergangenen Jahren noch recht gut mit Niederschlag versorgt worden seien und eher weniger Schäden, etwa bei der Fichte, aufwiesen. Er schränkt ein: "Für den Moment wäre ich in Bezug auf diesen Vitalitätsdienst etwas skeptisch, insbesondere da ich den methodischen Ansatz nicht kenne beziehungsweise nicht gefunden habe."