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Dresdens Konkurrenz um neue Mikrochipfabrik wächst

Der US-Konzern Intel nennt Zahlen für seine geplanten Milliarden-Investitionen in Europa. Doch Vorstandschef Pat Gelsinger stellt auch Bedingungen.

Von Georg Moeritz
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Hängt dieses Logo bald auch an einer sächsischen Mikrochip-Fabrik? Der Intel-Konzern will in Europa bauen, hat aber Wünsche.
Hängt dieses Logo bald auch an einer sächsischen Mikrochip-Fabrik? Der Intel-Konzern will in Europa bauen, hat aber Wünsche. © dpa/Andrej Sokolow

Dresden. Noch in diesem Jahr will sich Pat Gelsinger entscheiden: Der Chef des Mikrochip-Herstellers Intel aus den USA will in Europa neue Fabriken bauen und hat Auswahl an Bauplätzen. Während Dresden sich bereits Hoffnung macht, auch auf eine mögliche Milliarden-Investition des taiwanischen Chipfabrikanten TSMC, stellt Intel-Chef Gelsinger hohe Forderungen an die Finanz- und Wirtschaftsminister.

Auf der Messe IAA Mobility in München machte der Intel-Chef den Autoherstellern in dieser Woche Hoffnung, dass der Mangel an Mikrochips bald überwunden sein könnte. Gelsinger sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er wolle zwar eine Mega-Fab auf dem europäischen Festland bauen - aber sie soll aus acht einzelnen Fabriken bestehen. Insgesamt 12.000 Arbeitsplätze sollen auf diese Weise in Europa entstehen.

Der Intel-Plan sieht vor, die ersten Spatenstiche nächstes Jahr zu setzen und Mitte des Jahrzehnts den Betrieb in den beiden ersten Fabriken hochzufahren. Üblicherweise werden neue Chipfabriken nicht sofort komplett mit Anlagen gefüllt. Auch bei Globalfoundries, Infineon und Bosch in Dresden ist noch Platz in den Reinräumen, nach und nach wird in teure Technik investiert.

Intel-Chef traf schon Spitzenpolitiker

Vor der Milliarden-Investition steht aber die staatliche Subvention. "Wir investieren 80 Milliarden Euro in Europa", sagte Gelsinger. Davon sollten allerdings 30 Prozent durch öffentliche Mittel gedeckt werden. Der Staat soll demnach 24 Milliarden Euro beisteuern.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte kürzlich bei einem Besuch bei Infineon und Globalfoundries in Dresden hohe Subventionen angekündigt. Vorige Woche sagte der Minister, nun seien in einer gewaltigen Kraftanstrengung „zwischen fünf und zehn Milliarden Euro“ staatliche Subventionen für die Branche in Europa nötig. Europas Anteil an der Welt-Chipproduktion solle von jetzt neun Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2030 steigen.

Altmaier sprach davon, im nächsten Förderprogramm seien 20 bis 40 Prozent Zuschuss zu den Investitionskosten das richtige Instrument, um im Wettlauf mit anderen Ländern erfolgreich zu sein. Zudem würden Genehmigungsverfahren weiter verkürzt. Der Minister dürfte die Anforderungen von Intel schon länger kennen: Im Juni hatte Konzernchef Gelsinger unter anderem mit Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Regierungschef Emmanuel Macron gesprochen. Er traf auch den EU-Kommissar Thierry Breton.

Frankreich und Polen als Kandidaten

Deutschland und Frankreich gelten laut Handelsblatt als Favoriten bei der Standortwahl von Intel. Auch Polen sei ein aussichtsreicher Kandidat. Gelsinger sagte, es gebe etwa zehn Standort-Kandidaten, darunter mehrere in Deutschland. Sachsen macht sich Hoffnung, weil das "Silicon Saxony" bereits vier Mikrochipfabriken und passende Forschungs- und Ausbildungsstätten für den Fachkräftenachwuchs hat.

Intel hat bereits eine Chipfabrik in Irland. Die Deutschland-Zentrale des Konzerns ist in München, aber das sind Büros ohne Produktionsanlagen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat als Standort für eine Mikrochipfabrik den ehemaligen Fliegerhorst Penzing ins Spiel gebracht, 60 Kilometer westlich von München.

Gelsinger betonte, mit den neuen Fabriken müsse Intel auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein. Daher seien staatliche Zuschüsse zu den Kosten nötig. "Die Asiaten machen die Spielregeln - und da muss man entscheiden: Akzeptiert man die - ja oder nein." Asiatische Länder übernehmen angeblich bis zu einem Drittel der Investitionskosten, die USA haben jüngst ein Subventionsprogramm von rund 50 Milliarden Dollar für die Branche beschlossen.

Auch die EU bezeichnet die Chipfertigung als eines der strategisch wichtigen Projekte (Ipcei) und hat daher schon für die kürzlich eröffnete Bosch-Fabrik in Dresden höhere Staatshilfen als üblich erlaubt. Der Bund zahlte 140 Millionen Euro zu der Milliarde Euro Investitionskosten. Ein neues Ipcei-Förderprogramm hat begonnen, dort können sich auch vorhandene Chipfabriken um Zuschüsse für neue Technik bewerben.

Der Intel-Chef betonte auch, dass er auf schnelle Genehmigungen der Bauten und Anlagen hofft. Chipfabriken verwenden ätzende Chemikalien und brauchen viel Energie. Gelsinger sagte, er sei Elon Musk dankbar für sein zügiges Vorgehen beim Bau der künftigen Tesla-Autofabrik in Brandenburg. Musk habe gezeigt, "was auch hierzulande alles noch möglich ist".