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Jenoptik erwartet nächsten Aufschwung rechtzeitig zum Dresdner Neubau

Der Jenaer Optikkonzern Jenoptik rechnet für 2025 mit steigender Nachfrage nach Halbleitern. Konzernchef Stefan Traeger hat aber Respekt vor dem Fabrik-Umzug in Dresden.

Von Georg Moeritz
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Die Zentrale der Jenoptik AG in Jena: Der Konzern baut gerade ein zusätzliches Werk in Dresden und hofft auf Branchenwachstum für 2025.
Die Zentrale der Jenoptik AG in Jena: Der Konzern baut gerade ein zusätzliches Werk in Dresden und hofft auf Branchenwachstum für 2025. © SZ-Archiv: Georg Moeritz

Dresden. Der Thüringer Jenoptik-Konzern mit seinen 4.600 Mitarbeitern profitiert vom Wachstum der Halbleiterfabriken. Seine Produkte stecken in Maschinen, mit denen Mikrochips hergestellt werden. Konzernchef Stefan Traeger sagte am Mittwoch in Jena, die Nachfrage aus der Halbleiter-Ausrüstungsindustrie sei weiterhin hoch. Die Branche erwarte für das kommende Jahr ihren nächsten Aufschwung. Dazu passend werde die Fabrik in Dresden in Betrieb gehen, die Jenoptik bauen lässt.

Die Bauarbeiten im Dresdner Norden liegen laut Traeger im Plan. Mit Rücksicht auf die benachbarte Bosch-Mikrochipfabrik müssen Erschütterungen möglichst vermieden werden. Jenoptik investiert dort 70 Millionen Euro. Die Dresdner Belegschaft des Thüringer Konzerns soll damit auf mehr als 120 Personen wachsen. Voriges Jahr wuchs sie schon von 60 auf 90. Bisher arbeiten die Mitarbeiter verteilt auf mehrere Standorte.

Der Vorstandsvorsitzende zeigte großen Respekt vor dem bevorstehenden Umzug: Es sei „eine sehr komplexe Sache“, eine Halbleiterproduktion zu verlagern. Das sei schwieriger als bei einem Wohnhaus. Laut Geschäftsbericht erwartet der Vorstand, dass der Umzug etwa ein halbes Prozent der Gewinnspanne kostet. Im September war Richtfest.

Wichtiger Kunde ASML rüstet Mikrochipfabriken aus

In dem neuen Dresdner Betrieb sollen Sensoren und Mikro-Optiken hergestellt werden. Jenoptik sieht sich als Spezialist für den Umgang mit Licht und schreibt „more light“ als Motto ins Firmenlogo. Die Optiken stecken beispielsweise in Anlagen des niederländischen ASML-Konzerns, die in Mikrochipfabriken als wichtigste und teuerste Maschinen gelten. Sie enthalten auch Linsen von Zeiss und Laser von Trumpf. Sensoren von Jenoptik sorgen dafür, die Siliziumscheiben in der Produktion richtig zu platzieren.

Die wichtigsten sieben Kunden machen bei Jenoptik 43 Prozent des Umsatzes aus. Der ist laut Traeger im „starken Jahr 2023“ erneut gewachsen, um fast neun Prozent. 1,066 Milliarden Euro flossen in die Kassen. Für dieses Jahr rechnet der Vorstand mit einem Wachstum um eine mittlere einstellige Prozentzahl.

Traeger sagte, so mancher bezeichne ja 2024 als ein „Übergangsjahr“, jedenfalls werde die zweite Hälfte wohl besser als die erste. Einige Märkte, auf denen Jenoptik handelt, seien etwas stärker unter Druck als erwartet. Doch die Kunden sagten, Jenoptik solle 2025 bereit für einen Produktionszuwachs sein – das geschehe.

Bestand an Aufträgen bei Jenoptik ist gewachsen

Die „Megatrends“, von denen der Konzern profitiere, werden laut Traeger bleiben. Dazu gehörten auch Künstliche Intelligenz und personalisierte Medizin. In Berlin nahm Jenoptik voriges Jahr einen neuen Standort für das Geschäft mit Medizintechnik in Betrieb.

Jenoptik hat voriges Jahr eine Plakatkampagne „#Bleib offen“ für mehr Offenheit, Toleranz und Akzeptanz von verschiedenen Meinungen gestartet. In Dresden, Erfurt und Jena hängen zehn Quadratmeter große Plakate hängen, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Jenoptik zeigen mit Slogans wie „Wer sich abschottet, macht dicht“ für eine offene Haltung oder „Wer Vielfalt ablehnt, fördert Einfalt“ für mehr Diversität.

Der Konzerngewinn vor Steuern und Abschreibungen wuchs voriges Jahr um fast 14 Prozent, die Gewinnspanne stieg auf fast 20 Prozent. Auch der Bestand an Aufträgen wuchs, sodass zum Jahresende noch Aufträge im Wert von 745 Millionen Euro in den Büchern standen. Dabei war der Auftragseingang um fast acht Prozent geschrumpft – allerdings nach einem sehr guten Vorjahr, in dem weltweit ein Mangel an Halbleitern die Preise hochtrieb.

Die Aktionäre sollen von den Zuwächsen profitieren und in diesem Jahr 35 statt 30 Cent Dividende pro Aktie bekommen. Der Aktienkurs fiel am Mittwoch trotzdem um mehr als vier Prozent.