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Mobilität in Großstädten: Dresden und Leipzig laut ADAC mit Spitzenplätzen

Laut einer bundesweiten Umfrage sind die Menschen in Dresden und Leipzig am zufriedensten mit dem Verkehr in ihrer Stadt. Es gibt aber auch Kritikpunkte.

Von Andreas Rentsch
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Der Hauptbahnhof in Dresden ist einer der Knotenpunkte für den öffentlichen Nahverkehr in Dresden.
Der Hauptbahnhof in Dresden ist einer der Knotenpunkte für den öffentlichen Nahverkehr in Dresden. © René Meinig

Egal, ob sie zu Fuß unterwegs sind oder mit dem Fahrrad, dem Auto, mit Bus oder Bahn fahren: In keiner anderen deutschen Metropole sind die Menschen mit ihrer Mobilität so zufrieden wie in Dresden. Das hat die am Dienstag vorgestellte ADAC-Studie „Mobil in der Stadt“ ergeben. Dafür wurden Pendler und Einheimische in 15 Großstädten mit über 500.000 Einwohnern befragt. Auf Platz zwei landete Leipzig, auf Platz drei München. Am schlechtesten schnitten Stuttgart, Köln und Duisburg ab. Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2017 ist die Zufriedenheit der Menschen in allen Städten geschwunden.

Wie kommt das gute Abschneiden von Dresden zustande?

Ein wichtiger Faktor ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Hier erreicht Dresden auf einer Skala von –100 (völlig unzufrieden) bis +100 (völlig zufrieden) einen konkurrenzlos guten Wert von +45. Die in dieser Teilindex zweit- und drittplatzierten Städte Hannover und Nürnberg erreichen +27, Leipzig auf Rang fünf noch +23. Neu ist im Vergleich zur letzten Erhebung, dass auch die Zufriedenheitswerte beim Fahrrad- und Pkw-Verkehr in Dresden bundesweit unübertroffen waren.

Wofür konkret gibt es die guten Noten beim ÖPNV?

73 Prozent der vom ADAC Befragten loben die Haltestellendichte in Dresden, 64 Prozent die kurzen Wege beim Umsteigen und 63 Prozent die Fahrtinformationen an den Haltestellen, in Bussen und Bahnen oder per App. Eine hohe Positivquote gab es auch bei der Taktung oder Häufigkeit der Verbindungen (61 Prozent). Kritisiert wurde dagegen das Preis-Leistungs-Verhältnis des ÖPNV sowie der Stellplatzmangel nahe der Haltestellen und Bahnhöfe. Leipzig erreichte vergleichbare Werte.

  • Mehr als 9.000 Menschen aus Ost- und Mittelsachsen haben für den Mobilitätskompass Einblick in ihr Mobilitätsverhalten gegeben. Der Mobilitätskompass wurde unter wissenschaftlicher Begleitung der Evangelischen Hochschule Dresden und in Kooperation mit der Agentur "Die Mehrwertmacher" entwickelt und ausgewertet, die darauf geachtet haben, dass die Aussagen belastbar sind. Bis Anfang Dezember veröffentlicht Sächsische.de die regionalen und lokalen Ergebnisse. Alle erschienenen Beiträge finden Sie auch auf www.saechsische.de/mobilitaetskompass

Wie zufrieden sind die Menschen mit dem Radverkehr?

Dieses Teilergebnis der Umfrage ist in der Tat ein wenig überraschend. Grundsätzlich erreicht Dresden im ADAC-Monitor eine genauso hohe Zufriedenheit wie München. Dicht dahinter folgt Leipzig. An Dresden schätzen die Umfrageteilnehmer vor allem die Zuverlässigkeit, mit der sie auf dem Fahrrad ihr Ziel erreichen, die Direktheit der Wege und die kurzen Wartezeiten an Ampeln.

Bemängelt werden die Durchgängigkeit des Radwegenetzes und das Verhalten von Auto- oder E-Scooter-Fahrern. Aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ist das bessere Abschneiden der Elbmetropole im Vergleich zu vor sieben Jahren einigen „markanten Verbesserungen“ zu verdanken. Dazu zählten unter anderem die Radwegroute Dresden-Ost oder breitere, sicherere Radwege entlang viel befahrener Routen, so Nils Larsen vom ADFC-Stadtverband. Ziel müsse es nun sein, das Routennetz noch schneller und konsequenter auszubauen.

Fühlen sich die Autofahrer im Gegenzug zurückgedrängt?

Tatsächlich überwiegt in fast allen Metropolen die Unzufriedenheit der Autofahrer. Das gilt insbesondere für die Städte Köln, Stuttgart und Hamburg. Einzig und allein Dresden komme auf einen „kleinen Überschuss von Zufriedenen“, so Stefan Gerwens, Leiter des ADAC-Ressorts Verkehr. In der sächsischen Landeshauptstadt lobten die Befragten vorrangig die Wegweisung an den Straßen und das Parkleitsystem. Bei Themen wie Parkgebühren in der Innenstadt, Baustellen und dem Verhalten von Radfahrern überwog dagegen der Ärger.

Insgesamt existieren im Stadtgebiet 10.100 Pkw-Stellplätze und rund 500 Parkscheinautomaten. Das Thema Parken halte er für „die wichtigste Stellschraube für mehr Zufriedenheit der Autofahrer“, sagt ADAC-Präsident Gerhard Hillebrand. So gelte es beispielsweise, bei der Umwidmung von Flächen gleichzeitig auch Alternativen für wegfallende Stellplätze anzubieten.

Wie beurteilen die Fußgänger ihre Situation?

Als wichtigste Zufriedenheitsfaktoren gelten laut ADAC-Studie die Direktheit der Wege und ein Angebot an gesicherten Querungsmöglichkeiten. Besonders störend empfinden die Befragten rücksichtslose Rad- oder E-Scooter-Fahrer und fehlende Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen. Zur Verbesserung des Status quo habe Dresden 2023 eine Fußverkehrsstrategie beschlossen, sagt Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Leipzig hat eine solche konzeptionelle Grundlage zur systematischen Förderung des Fußverkehrs seit 2021.

Wie zufrieden oder unzufrieden sind die Pendler?

Zum Teil unterscheiden sich die Umfrageresultate zwischen Pendlern und Einwohnern erheblich. In Dresden sind die Einwohner mit einem Indexwert von +28 zufriedener als die Pendler (+23), in Leipzig liegen beide Gruppen gleichauf (+16). Es gibt aber auch Städte, in denen sich die Einwohner negativer äußerten als die Pendler. Beispiele sind Essen oder Duisburg.

Warum geht die Zufriedenheit mit der Mobilität generell zurück?

Dieser mit Ausnahme von Berlin feststellbare Effekt habe auch mit subjektivem Empfinden zu tun, sagt Gernot Liedtke vom Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Viele Menschen erinnerten sich an die leeren Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel während der Pandemie. „Nun nehmen viele die Rückkehr zur früheren Normalität als Verschlechterung wahr“, so Liedtke. Aus Sicht des DLR, wo unter anderem zum Mobilitätsverhalten geforscht wird, gibt es aber auch „harte Faktoren“ wie den Fachkräftemangel, der den Nahverkehrsunternehmen zunehmend Schwierigkeiten bereitet.

Welche Verkehrsträger nutzen Großstädter am meisten?

Auto fahren und zu Fuß gehen sind die in allen Städten am häufigsten genutzten Mobilitätsoptionen. Dabei ist der Pkw mit 92 Prozent (Dresden) und 90 Prozent (Leipzig) der meistgenutzte Verkehrsträger. Einzig in Berlin, Hamburg und München ist Gehen die häufigste Art der Fortbewegung. Erfasst wurden hier aber nur Wege von über 300 Metern auf öffentlichen Straßen.

Alle Ergebnisse der ADAC-Studie finden Sie hier.

Zur Methodik

  • Der ADAC hat in Zusammenarbeit mit dem Münchner Marktforschungsinstitut "Komma" untersucht, wie zufrieden die Menschen in 15 deutschen Großstädten über 500.000 Einwohner mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation sind.
  • Erhoben wurde die Zufriedenheit der Autofahrer, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrer und Fußgänger ab 18 Jahren, die sich in der jeweiligen Stadt an mindestens zwei Tagen in der Woche bewegen, sei es als Einwohner oder als Einpendler bzw. Besucher.
  • Um verlässliche Aussagen treffen zu können, wurden je Stadt mindestens 600 Interviews durchgeführt, davon mindestens je 200 als Einwohner oder Einpendler/Besucher. Insgesamt wurden in einer repräsentativ angelegten Online-Befragung 9.105 Interviews ausgewertet. (mit dpa)