Dresden
Merken

Mobilitätskompass: Sind Dresdens Verkehrsteilnehmer Rowdys?

Die Anzahl der Unfälle mit Radfahrern ist in Dresden in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im SZ-Mobilitätskompass haben Verkehrsteilnehmer angegeben, wie sicher sie sich im Straßenverkehr fühlen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Von Connor Endt
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Viele Dresdner halten andere Verkehrsteilnehmer für rücksichtslos.
Viele Dresdner halten andere Verkehrsteilnehmer für rücksichtslos. © Sven Ellger

Dresden. Erst am vergangenen Donnerstag hat die Polizei rund zwei Stunden lang Fahrrad- und Autofahrer auf der Marienbrücke kontrolliert. Das Ergebnis: 19 Radfahrer und zwölf Autofahrer haben gegen Verkehrsregeln verstoßen und wurden angehalten.

Vier Autofahrer fuhren über rote Ampeln, sieben saßen am Steuer und hatten dabei ein Handy in der Hand. Ein Auto war laut Polizei nicht verkehrstüchtig. Von den Radfahrern benutzten sechs nicht den vorgeschriebenen Radweg, sieben fuhren entgegen der Fahrtrichtung auf dem Radweg, sechs hatten kein Licht am Fahrrad.

Die Dresdner Polizei wollte mit ihrer Verkehrskontrolle vor allem darauf aufmerksam machen, wie schlecht Radfahrer zu sehen sind, die im Winter ohne Licht auf den Straßen unterwegs sind.

Zahl der Radfahrer-Unfälle ist in Dresden stark gestiegen

Aber nicht nur im Winter, sondern auch in den anderen Jahreszeiten kommt es in Dresden immer wieder zu zahlreichen Verstößen und oft genug zu Zusammenstößen. Besonders die Zahl der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Fast 1.630 Radfahrer waren 2022 an Unfällen beteiligt, knapp 1.350 wurden dabei auch verletzt. Im Vergleich zu 2021 ist das laut Polizei ein Anstieg um knapp 19 Prozent. Dies liegt zum einen an den steigenden Radfahrerzahlen nach der Corona-Pandemie. Einerseits appellieren die Beamten, es seien mehr Rücksicht und Respekt unter den Verkehrsteilnehmern nötig, um diesem Trend entgegenzusteuern.

Seitens der Polizei heißt es aber auch, es bestehe "Handlungsbedarf" für die Beamten und die Stadt. Das heißt, die Polizei muss den Radverkehr stärker kontrollieren und die Stadt muss mehr für die Sicherheit von Radfahrern tun.

Mehrheit der Befragten hält Dresdner Verkehrsteilnehmer für rücksichtslos

Beim Verhalten im Straßenverkehr spielt auch die gefühlte Sicherheit der Dresdnerinnen und Dresdner eine Rolle. Im Rahmen der SZ-Mobilitätskompass-Befragung wurden zwischen dem 26. August und 29. September die Leser von Sächsische Zeitung und Sächsische.de unter anderem zu ihrem Sicherheitsgefühl in der Landeshauptstadt befragt. 3.650 Menschen nahmen an der anonymen Online-Befragung teil.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: Gerade einmal rund zwölf Prozent der Befragten beobachten in Dresden rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer. Etwa 46 Prozent sind der Meinung, dass die Verkehrsteilnehmer in Dresden nicht aufeinander Acht geben.

Von allen Befragten sind 49 Prozent der Meinung, dass sich Radfahrer nicht an die Verkehrsregeln halten. Lediglich 27 Prozent halten die Radfahrer in Dresden für diszipliniert in Bezug auf die geltende Verkehrsordnung.

Rund 60 Prozent der Befragten glauben zudem nicht, dass Kinder gefahrlos auf dem Fahrrad durch die Stadt fahren können. Lediglich 12 Prozent der Befragten glauben an ein gefahrloses Fahrradfahren für Kinder in Dresden.

So soll Dresdens Straßenverkehr sicherer werden

Die Stadt reagiert bereits auf die schwierige Verkehrssituation auf den Straßen. An verschiedenen Orten wird in den Straßenverkehr eingegriffen, um die Lage zu verbessern.

Seit August läuft etwa an der 63. Grundschule in Dresden-Striesen ein Verkehrsversuch: Zu Stoßzeiten von 7 bis 8 Uhr und nachmittags zwischen 15 und 16 Uhr ist die Straße vor der Schule für Autos gesperrt, außerdem wurden Elterntaxi-Haltestellen eingeführt. Rektorin Annett Aurig spricht von einer "schlagartigen Verbesserung" für die Schulwegsicherheit.

Am Terrassenufer wurde zeitweise eine Tempo 30-Zone und ein Radfahrstreifen errichtet. Aktuell diskutiert die Stadt darüber, ob am Terrassenufer künftig dauerhaft nur noch 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf. Die Ergebnisse des Verkehrsversuchs werden aktuell aber noch ausgewertet.

Ab April/Mai 2024 wird zudem auf der Kesselsdorfer Straße ein Radweg zwischen Reisewitzer Straße und Rudolf-Renner-Straße markiert. Auch die Seestraße am südlichen Altmarkt soll durch Einbauten, Begrünung und Änderungen der Verkehrsorganisation ab dem Frühjahr 2024 beruhigt werden.