SZ + Meißen
Merken

VVO: Wie der Plusbus an der Bürokratie scheitert

Beim Plusbus weicht der VVO gelegentlich vom Fahrplan ab - absichtlich und aus praktischen Gründen. Damit könnte bald Schluss sein.

Von Peter Anderson
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Schön anzusehen, doch leider unterfinanziert: Sachsens Plusbusnetz leidet unter bürokratischer Gängelei.
Schön anzusehen, doch leider unterfinanziert: Sachsens Plusbusnetz leidet unter bürokratischer Gängelei. © Symbolbild/VVO

Weinböhla. Eigentlich wollte der Verkehrsverbund Oberelbe nur den Schülern entgegenkommen. Der Fahrplan für die Plusbuslinie 261 von Sebnitz über Neustadt und Stolpen nach Dresden wurde vom VVO an den Stundenplan angepasst. Was die Praktiker dabei übersahen: Ihre Kompromissbereitschaft widerspricht den bürokratischen Vorschriften für die Taktung des sächsischen Plusbusnetzes. Diese gibt exakte Fahrzeiten vor, losgelöst von den Stundenplänen der Schule vor Ort.

Jetzt kommt das dicke Ende. 1,7 Millionen Euro reklamiert der Freistaat vom VVO für 2020, da der Verbund sich nicht an die Regeln gehalten habe, so VVO-Chef Burkhard Ehlen am Donnerstag in Weinböhla bei einem Treffen der Mitglieder des Verbundes. 2019 könnte es ähnlich gelaufen sein. Zum zweiten Mal dürfte eine Rückforderung über 1,7 Millionen Euro fällig werden.

Neben der Linie 261 ist der VVO auch auf anderen Strecken vom Korsett der ministerialen Verkehrsplaner abgewichen. So fährt zum Beispiel der Plusbus 333 von Dresden über Kesselsdorf und Wilsdruff nach Hetzdorf fünf Minuten eher los, als zentral vorgegeben. Der Puffer ist allerdings nötig, weil er späterhin erfahrungsgemäß durch den dichten Verkehr aufgebraucht wird. Ein weiteres Vergehen, welches jetzt sanktioniert werden soll: Die Linie 424 von Dresden über die Autobahn nach Nossen stoppt zwischendrin aufgrund von Nachfragen und des Bedarfs  in einem Gewerbegebiet. Damit hält sie den vom Freistaat vorgegebenen Linienweg nicht ein.

"Die uns aufgedrückten Abläufe sind nicht praxistauglich", sagt VVO-Chef Burkhard Ehlen am Donnerstag in Weinböhla. Sollte der Freistaat auf seinem unflexiblen Diktat beharren, sehe sich der Verbund gezwungen, die Plusbus-Angebote zum Fahrplanwechsel gegen Ende des Jahres zurückzufahren, da sie schlichtweg nicht mehr finanzierbar seien. Die Linien würden dann nicht generell wegfallen. Der Takt allerdings dürfte deutlich ausgedünnt werden.

Planwirtschaft funktioniert nicht

Planmäßig ist seitens des Landes vorgesehen, dass Plusbus-Linien montags bis freitags 15-mal in jede Richtung fahren, an Sonnabenden mindestens sechsmal und an Sonn- und Feiertagen mindestens viermal. Im Gegensatz zu regionalen Buslinien, die vor allem auf den Schülerverkehr ausgerichtet und daher in den Ferien seltener unterwegs sind, bleibt der dichte Takt beim Plusbus auch an unterrichtsfreien Tagen erhalten. Zudem bieten die Linien kurze Übergangszeiten zu Zügen und anderen wichtigen Busverbindungen. Zudem soll auch WLAN in den Bussen verfügbar und die Fahrradmitnahme möglich sein. An den Knotenpunkten sollte es öffentliche Toiletten geben. Die Busse sind nach außen hin durch eine entsprechende Gestaltung klar als Plusbus erkennbar.

Um den Freistaat umzustimmen, hat der VVO am Donnerstag eine Art Petition an die Staatsregierung verfasst. "Wir müssen auch mal abweichen können", so der Bautzener Landrat und Verbandsvorsitzende Michael Harig (CDU). Es gehe darum, gelebtes Leben in die Praxis umzusetzen. Er schlage vor, das Ministerium sollte die vorgegebenen Kriterien als erfüllt betrachten, wenn 80 Prozent davon umgesetzt seien.

Mehr lokale Nachrichten aus Meißen lesen Sie hier.

Mehr lokale Nachrichten aus Radebeul lesen Sie hier.

Mehr lokale Nachrichten aus Riesa lesen Sie hier.