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Zahl der Firmenpleiten in Deutschland weiter gestiegen

Mehr Unternehmen als im letzten Jahr mussten im Mai Insolvenz anmelden. Nicht alle Firmen sind gleichmäßig betroffen - es zeigen sich klare Trends.

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Mehr Firmen als im Vorjahr mussten im Mai 2023 Insolvenz anmelden.
Mehr Firmen als im Vorjahr mussten im Mai 2023 Insolvenz anmelden. © dpa

Wiesbaden. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Der Wert lag im Mai 3,1 Prozent über dem Wert von 2022, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im April 2023 hatte es bereits einen Anstieg um 4,8 Prozent gegeben.

Die Verfahren fließen erst nach der Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein, wie die Wiesbadener Statistiker erklärten. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

Endgültige Zahlen liegen dem Bundesamt inzwischen für das erste Quartal 2023 vor: In den drei Monaten meldeten die Amtsgerichte hierzulande 4.117 Unternehmensinsolvenzen und damit 18,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte den Angaben zufolge auf rund 6,7 Milliarden Euro. Letztes Jahr im selben Quartal waren es rund 3,9 Milliarden Euro.

Eine Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Mai gemeldet wurde, gut 6.000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liegt im Mai damit unter den Werten der Vormonate, aber nahe dem Durchschnittswert für den Monat Mai in den Jahren vor der Corona-Pandemie.

Traditionsunternehmen deutlich weniger anfällig

Die Corona-Pandemie sowie die Energiekrise hatten mit staatlichen Hilfen in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass Insolvenzantragspflichten teilweise ausgesetzt wurden. Das hielt die Zahl der Firmenpleiten auf einem niedrigen Niveau, weshalb Experten mit einem solchen Anstieg gerechnet hatten.

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Eine Auswertung nach Unternehmensalter zeigt, dass im Mai nur ein Drittel der insolventen Unternehmen älter als zehn Jahre und nur zwei Prozent der Unternehmen älter als 50 Jahre waren. Somit entfällt der mit Abstand größte Anteil der Insolvenzen auf Jungunternehmen unter zehn Jahren, während Insolvenzen nur sehr selten Traditionsunternehmen betreffen. Das ist kein neues Phänomen: Junge Unternehmen testen neue Produkte, Konzepte und Standorte auf ihre Marktfähigkeit. Naturgemäß scheitern viele dieser Versuche.

„Das Insolvenzgeschehen wird deswegen traditionell von jungen, kleinen Unternehmen dominiert“, erklärt Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. „Die Lohnverluste für die Beschäftigten nach Insolvenz eines jungen, kleinen Unternehmens sind in der Regel gering“, sagt Müller. (dpa mit SZ/nat)