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Dresdner Forscher finden einen Weg zur besseren Krebsbehandlung

Die Behandlung von Krebserkrankungen mit Protonenstrahlen kann mit einer neuen Entdeckung aus Dresden ganz erheblich präziser wirken.

Von Stephan Schön
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Aswin Hoffmann ist Gruppenleiter am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf für experimentelle Protonentherapie.
Aswin Hoffmann ist Gruppenleiter am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf für experimentelle Protonentherapie. © Stephan Wiegand, Hochschulmedizin Dresden

Dresden. Dresdner Physiker haben eine Entdeckung gemacht, die künftig Leben retten kann. Die Krebsbehandlung mit Protonenstrahlen würde dadurch deutlich präziser und damit auch wirksamer. Zudem mit weniger Nebenwirkungen. Darüber berichten zwei TU-Professoren jetzt erstmals im Gespräch mit der Sächsische.de.

Esther Troost ist die Direktorin der Uni-Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie Dekanin der Medizin. Aswin Hoffmann ist Gruppenleiter am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf für experimentelle Protonentherapie. Ihren Teams gelang es weltweit erstmals, mit einem MRT einen Protonenstrahl während der Bestrahlung sichtbar zu machen und in Echtzeit in 3-D zu beobachten.

Die für die Forschung genutzte Anlage enthält zwei physikalisch eigentlich unvereinbare Geräte, die sich gegenseitig stören. Es gelang dennoch mittels komplizierten Korrekturberechnungen, Bildgebung und Bestrahlung zu kombinieren. Die Forscher sehen nun genau, wo der Protonenstrahl seine Energie entlädt, also Tumorzellen zerstören kann.

„Das ist der Durchbruch“, sagt Aswin Hoffmann. Esther Troost bestätigt: „Es ist einzigartig, dass wir einen Strahl sehen können und auch, wo er endet.“

Anders als zum Beispiel Röntgenstrahlen durchdringen Protonen den Körper nicht, sie bleiben praktisch in ihm stecken und geben dort ihre Energie ab. Nur wo genau, das basiert bislang auf Modellrechnungen zur menschlichen Anatomie. Kontrollieren lässt sich das praktisch nicht. Künftig könnte das nun aber möglich werden. Mit der Folge einer besseren, präziseren und auf jeden einzelnen Patienten angepassten Bestrahlung.

Blick auf ein MRT der heutigen Generation
Blick auf ein MRT der heutigen Generation © Stephan Wiegand, Hochschulmedizin Dresden

„Wenn sich der Tumor bewegt zum Beispiel durch die Atmung, dann wollen wir den Strahl damit synchronisieren, also nachführen“, sagt Hoffmann. Weniger Nebenwirkungen und bessere Heilungschancen sind die Folge. Ohne Risiko ließe sich die Strahlendosis erhöhen, wenn man exakt weiß, wo der Strahl auftrifft. Und durch die neue Präzision wird die Protonenbestrahlung in sehr riskanten Regionen wie am Gehirn und an der Wirbelsäule möglich.

Noch finden diese Versuche an einem mit Wasser gefüllten Phantom statt, im Dresdner Oncoray, dem Nationalen Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie. Frühestens ab 2028 könnte der erste Patient so behandelt werden, wenn die Forschung keine gravierenden Rückschläge bekommt, sagt Esther Troost. Der erste Patient mit einer Tumorüberwachung live vom MRT, jedoch noch ohne sichtbaren Protonenstrahl, soll bereits 2025 hier im Forschungskomplex behandelt werden.

Und das Labor wird ausgebaut. Zum Monatsende kommt hier ein weiteres, fünf Millionen Euro teures Gerät dazu. Ein noch größeres, stärkeres MRT.