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Wie Stadtmenschen in Sachsen den Kontakt zur Natur nicht verlieren

Eine neue Outdoor-Studie will das Zusammenspiel von Mensch und Natur in Dresden erforschen. Am Ende soll das Grün wieder mehr Zeit im Alltag finden - kann das klappen?

Von Jana Mundus
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Entspannen an der Elbe: Wie Menschen die Natur in der Stadt erleben, erforscht ein neues Projekt in Dresden.
Entspannen an der Elbe: Wie Menschen die Natur in der Stadt erleben, erforscht ein neues Projekt in Dresden. © Ronald Bonß

Raus an die frische Luft! Das ist die wichtigste Aufgabe, die Teilnehmende an einer neuen Studie des Dresdner Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) erfüllen müssen. Schließlich geht es um die Frage, wie der Stadtmensch seine Verbindung zur Natur wiederherstellen kann. Für entspannte Freiluft-Pausen, für ein Innehalten und das Genießen des Grüns draußen haben im Alltag nur noch wenige wirklich Zeit. Lässt sich das ändern?

Fast 80 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Städten. Für sie sind diese urbanen Räume vor allem Orte des Wohnens und Arbeitens. Zugleich bieten Städte aber auch der Natur Lebensraum – von einem begrünten Balkon über einen duftenden Rosengarten bis hin zum schattenspendenden Baum am Straßenrand. Die Formen der Natur sind so vielfältig wie die Orte, an denen sie zu finden sind. Doch welche Funktionen erfüllt die Natur in der Stadt?

Dieser Frage geht die Studie „Natur und Mensch in der Stadt“ nach. „Neu ist, dass wir dafür auch auf die psychologischen Aspekte schauen“, erklärt Wissenschaftlerin Susanne Müller vom IÖR. Die Studie führt sie deshalb gemeinsam mit Philipp Kanske, Professor für Klinische Psychologie und Behaviorale Neurowissenschaft, und Caroline Surrey von der Fakultät Psychologie der TU Dresden durch. Für die fünfwöchige Studie suchen sie nun Teilnehmende. „Um statistisch verwertbare Daten zu haben, brauchen wir mindestens 100 Menschen, die sich beteiligen.“ Bis zum 27. August ist die Anmeldung noch möglich.

Aufgaben lösen in der Natur

Für die Freiwilligen geht es im September fünf Wochen lang für wöchentlich zwei Stunden raus in die Stadtnatur. Die Zeiten können sich die Teilnehmenden dabei selbst einteilen. Beteiligen können sich alle Dresdnerinnen und Dresdner zwischen 18 und 65 Jahren. Sie benötigen dafür ein mobiles Endgerät, etwa ein Smartphone oder Tablet mit Online-Zugang und Kopfhörer.

Allzu viel kann Susanne Müller zum weiteren Prozedere noch nicht verraten. Möglichst unbefangen sollen alle an die Studie herangehen. Jede Woche gibt es für alle eine angeleitete Aufgabe, die es zu erledigen gilt. Es könnten durchaus auch Paare oder Familien bei der Untersuchung mitmachen. „Allerdings ist es dabei wichtig, dass wirklich alle ihre eigenen Erfahrungen machen und die Übungen getrennt erledigen“, erklärt die Forscherin. Zwischendrin dürften sie sich auch nicht darüber austauschen. „Aber es ist nach Studienende sicherlich interessant, sich darüber zu unterhalten, wie jeder die verschiedenen Situationen erlebt hat.“

Vor, während und nach der Studie werden die Teilnehmenden online Fragen zu ihren Gefühlen und Wahrnehmungen in der Stadtnatur beantworten. Den Auftakt für die fünfwöchige Studie bildet eine 90-minütige Einführungsveranstaltung am 30. August. Sie wird ebenfalls online stattfinden.

Wissenschaftler versprechen Wohlbefinden

Die Studie ist Teil der Arbeiten der Nachwuchsforschungsgruppe Urbnance des IÖR. Vier junge Wissenschaftler untersuchen in deren Rahmen, ob eine gestärkte Verbindung zwischen Natur und Mensch die Transformation hin zu nachhaltigeren Lebensweisen unterstützen kann. „Mit ihrer Teilnahme unterstützen die Dresdnerinnen und Dresdner nicht nur unsere wissenschaftliche Arbeit“, unterstreicht Susanne Müller. „Vielmehr sind wir uns sicher, dass sie durch die Zeit, die sie in der Natur verbringen, auch etwas für ihr eigenes Wohlbefinden tun.“ Die Doktorandin führt die Studie im Rahmen ihrer umweltpsychologischen Dissertation durch.

Nach den fünf Wochen machen sich die Forschenden ans Auswerten der Daten. „Wir hoffen, dass uns die Ergebnisse zum Beispiel verraten, was Menschen motivieren würde, nachhaltiger zu leben.“ Das wäre auch für die künftige Stadtentwicklung wichtig zu wissen. Ein Doktorand arbeitet derzeit daran, wie die Erkenntnisse aus der Wissenschaft später auch den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung bei ihren Planungen helfen können. „Im Mittelpunkt steht für uns aber auch, dass wir unsere Erkenntnisse auch direkt den Menschen mitteilen können.“ Im Blog auf der Internetseite der Forschungsgruppe sind dazu Veröffentlichungen geplant.

Informationen und Anmeldung bis 27.08.2023 unter: www.sz-link.de/stadtnatur-studie