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Warum Zittaus Landeserntedankfest schwierig war

Zur Veranstaltung im Herbst 2022 kamen 35.000 Besucher nach Zittau. Doch das Programm wackelte lang, die Werbung zündete nicht richtig. Und das Fest kostete mehr als geplant.

Von Thomas Christmann
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Beim Festumzug zum Landeserntedankfest in Zittau haben sich 750 Menschen beteiligt und 43 Bilder gezeigt.
Beim Festumzug zum Landeserntedankfest in Zittau haben sich 750 Menschen beteiligt und 43 Bilder gezeigt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Die Stadt Zittau hat sich beim sächsischen Landeserntedankfest vom 30. September bis 2. Oktober 2022 als sehr guter Gastgeber präsentiert. Das Fazit zieht Wirtschaftsförderin Gloria Heymann zur jüngsten Sitzung des Stadtrates, bei der sie das Festwochenende auswertete. Mit den Feierlichkeiten konnten auch Erfahrungen für Nachausrichter und Großveranstaltungen in Zittau gesammelt werden.

Allerdings waren zumindest die Vorbereitungen schwierig, mit denen die Stadt ein Jahr vorher begann - begleitet vom Sächsischen Landeskuratorium. "Wir sind motiviert gestartet", sagt Gloria Heymann. Nur lag der Zeitpunkt der Ausschreibungen in den Wintermonaten und damit mitten im zweiten Corona-Lockdown. Kurz vorher sagte Zittau seinen Weihnachtsmarkt ab und sollte nun Vereine, Gastronomen und Schausteller für so eine Großveranstaltung gewinnen. Unter ihnen herrschte große Unsicherheit, ob die überhaupt möglich sein wird. "Das führte zu späten und unverbindlichen Anmeldungen für das Programm", berichtet sie. Deshalb musste die Stadt in die direkte Ansprache gehen. Hinzu kamen die schlechten Wetterprognosen.

Am Ende fanden sich rund 1.000 Künstler, die 114 Auftritte auf vier Bühnen und in zwei Kirchen hinlegten. Als Besonderheit stand erstmals ein großes Festzelt auf dem Marktplatz. "Wir waren aufgrund der Witterung froh darüber", so Gloria Heymann. Und das konnte gleich mehrfach genutzt werden, neben der Band Karat zum Fest vorab für die Immatrikulationsfeier der Hochschule Zittau/Görlitz und nachher im Rahmen der deutschlandweiten Initiative "3. Oktober - Deutschland singt". Hinzu kamen sieben Ausstellungsbereiche mit 68 Ausstellern und 47 Händlern. Und ein Festumzug, an dem sich 750 Menschen mit 43 Bildern beteiligten. Rund 100 Mitarbeiter der Stadtverwaltung - und damit die Hälfte der Belegschaft - waren über das Wochenende im Einsatz, hinzu kamen Hunderte freiwillige Helfer.

Am Ende zählte Zittau rund 35.000 Besucher an den drei Veranstaltungstagen, obwohl die Zielstellung bis zu 55.000 reichte. Das Fest an sich beinhaltete laut Gloria Heymann keine technischen Ausfälle, Sicherheitsvorkommnisse, Verkehrs- oder Müllprobleme und kaum Beschwerden von Anwohnern. In den Festablauf hätte nur minimal eingegriffen werden müssen, der Auf- und Abbau sei reibungslos verlaufen.

Für die Veranstaltung waren die Ausgaben mit über 202.000 Euro kalkuliert. Tatsächlich lagen diese bei über 295.000 Euro, wovon der Freistaat einen fixen Betrag von 139.000 Euro übernahm. Über die Hälfte der Kosten machte dabei das Kulturprogramm aus, unter anderem bedingt durch den Auftritt von Karat. Auch für die Technik musste am Ende mehr Geld in die Hand genommen werden. Anderes wie die Ordnung und Sicherheit fielen hingegen deutlich günstiger aus. Die finanzielle Lücke konnte die Stadt vor allem durch Sponsoren decken, einen kleinen Teil durch Spenden. Den Restbetrag deckte sie über das Kulturbudget. Dort war durch das nach Corona kleiner gestartete und mit Fördermittel unterstützte Spectaculum noch Geld übrig, zumal die Kulturnacht ausfiel.

Die geplanten und tatsächlichen Ausgaben für das Landeserntedankfest.
Die geplanten und tatsächlichen Ausgaben für das Landeserntedankfest. © Stadtverwaltung

Stadtrat Thorsten Walkstein (FBZ) stellte während der Sitzung nicht in Abrede, dass die Vorbereitung Kraft gekostet hat. Aber ihm fiel auf, dass anfangs wenig Besucher da und nicht über das Fest informiert waren. Er kritisierte dahingehend die Werbung. Und Stadtrat Wolfgang Wauer (FUW) fragte sich angesichts der Kosten, ob die Verwaltung vorab mit den Mitarbeitern gesprochen hätte, das Fest außerhalb der Arbeitszeit abzusichern?

Laut der Wirtschaftsförderin führten die späten Zusagen und immer wieder folgenden Änderungen zu massiven Verzögerungen, was das Erstellen der Flyer in drei Sprachen (25.000 Stück in Deutsch, 5.000 in Tschechisch und 2.500 in Polnisch - verteilt in Zittau und Umland) und der Inhalte auf der Internetseite der Stadt anging. Schon eher fertig waren die 3.000 Postkarten, die aber nur allgemein auf das Fest hinwiesen. Zusätzlich machte die Stadt mit Strohpuppen an den Ortseingängen und Bildschirmanzeige in den Zügen auf die Veranstaltung aufmerksam, buchte Medialeistungen, warb über Social Media samt Liveblog sowie Mitteilungen in Zeitung, Radio, Fernsehen dafür. Im Verhältnis zum Einzugsgebiet sei das Budget für Werbung aber überschaubar gewesen, die Marke Landeserntedankfest zudem sehr erklärungsbedürftig, die Presse nicht besonders auf das Thema angesprungen, erklärt Gloria Heymann.

Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) kritisierte dabei die Öffentlichkeitsarbeit des Freistaats, der eine größere Reichweite als die Stadt besitzt und zu wenig auf das Fest hinwies. Erschreckend und enttäuschend fand er auch, dass die Handwerkskammer keinerlei Berufe vorgestellt hat. Und eine Veranstaltung dieser Größe lässt sich nach seiner Sicht nicht im Ehrenamt absichern, so sehr er die freiwilligen Helfer schätzt. Für die Verwaltung sah der Rathaus-Chef die drei Tage auch als Teamtraining an: So kamen Kollegen zusammen, die sonst nie gemeinsam arbeiten. Am Ende hält der Oberbürgermeister das Fest für gelungen, das für jeden etwas bot. "Es gab viel zu viel glückliche Menschen, als es schlecht zu reden."