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Per Rad von der Sächsischen Schweiz ins Zittauer Gebirge

Sachsens Masterplan für den Tourismus setzt auch auf Mountainbiker. Im Spätsommer startet ein neues Projekt in der Oberlausitz. Die Tourismus-Ministerin freut's.

Von Jana Ulbrich
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Sachsens Masterplan für den Tourismus setzt auch auf Mountainbiker. Das Zittauer Gebirge soll ein Hotspot werden.
Sachsens Masterplan für den Tourismus setzt auch auf Mountainbiker. Das Zittauer Gebirge soll ein Hotspot werden. © Matthias Weber/photoweber.de

Der Ausblick vom Bieleboh ist grandios. "Was für eine traumhafte Landschaft!" Barbara Klepsch kann sich gar nicht sattsehen. Bei herrlichstem Frühlingswetter ist Sachsens Tourismus-Ministerin (CDU) an diesem Montagvormittag in die Oberlausitz gekommen, um vor Ort ihren großen Masterplan vorzustellen.

Und die traumhafte Landschaft ist da schon mal ein wichtiger Punkt: Nach einer aktuellen Analyse aus Klepschs Ministerium ist sie - um es wie die Touristiker zu sagen - der stärkste "Markentreiber" für den Tourismus in Sachsen und der Oberlausitz. Der Tourismus selbst, weiß die Staatsministerin, ist hier nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern vor allem auch ganz wichtig für die Lebensqualität.

An diesem Montagvormittag auf dem Bieleboh geht es vor allem darum, es gemeinsam noch besser zu machen: Touristische Infrastruktur, Servicedichte, Freundlichkeit. "Gäste sind anspruchsvoller geworden, sie erwarten Angebote und Qualität", sagt Olaf Franke, der Chef der Marketinggesellschaft Oberlausitz (MGO). Und ein neues Angebot hat er bei der Gelegenheit gleich mitgebracht: die "Rock-Head-Tour", eine extra für die neue Trendsportart Gravelbike angelegte Rad-Rundstrecke von der Sächsischen Schweiz bis ins Zittauer Gebirge und zurück.

Wollen sich gemeinsam für den Tourismus in der Oberlausitz stark machen: Sachsens Tourismusverbands-Chefin Andrea Kis, der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (CDU), Tourismus-Ministerin Barbara Klepsch (CDU), Monika Lukasch vom sorbischen Restaurant "Wjelbik
Wollen sich gemeinsam für den Tourismus in der Oberlausitz stark machen: Sachsens Tourismusverbands-Chefin Andrea Kis, der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (CDU), Tourismus-Ministerin Barbara Klepsch (CDU), Monika Lukasch vom sorbischen Restaurant "Wjelbik © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Gravelbikes sind ein geländegängiges Zwischending zwischen Tourenrad und Mountainbike und erfreuen sich vor allem bei jungen Leuten immer größerer Beliebtheit. Und sie passen auch hervorragend in Sachsens Tourismus-Masterplan. "Mountainbike ist ein ganz großes Thema und ein wichtiger Baustein in unserer Strategie", sagt Ministerin Klepsch. Wie das Erzgebirge mit der "Blockline"-Strecke sollen sich auch das Zittauer Gebirge und das Oberlausitzer Bergland zum Hotspot für das Mountain- oder eben auch Gravelbiken entwickeln.

Streckenführung der "Rock-Head"-Radroute.
Streckenführung der "Rock-Head"-Radroute. © SZ/Grafik Gernot Grunwald

Schon seit drei Jahren arbeitet die MGO an so einer Radtour, die abseits von bekannten Wegen und Straßen auch mal über Stock und Stein führt und ein paar Höhenmeter mit einschließt. "Wir wollten die sportliche Herausforderung mit Natur und Landschaft verbinden", beschreibt Projektleiter Oliver Herberg die Idee.

Die konkrete Streckenplanung für die "Rock-Head-Tour", deren Namen an die Felsenköpfe in der Sächsischen Schweiz und im Zittauer Gebirge angelehnt ist, ist inzwischen abgeschlossen. Die insgesamt rund 320 Kilometer lange Strecke führt zur Hälfte durch Wald und Natur, über Feld-, Forst- und Schotterwege, zur anderen Hälfte auf asphaltierten Radwegen.

Im Spätsommer soll nun zumindest der Südteil der Route eröffnet werden. Die Strecke führt von Stadt Wehlen über die Sächsische Schweiz, das Oberlausitzer Bergland und das Zittauer Gebirge bis nach Zittau. Eröffnet werden heißt in diesem Fall: Die Streckenführung wird in den gängigen Outdoor-Apps und auf der Seite der MGO digital abrufbar sein.

Dass es noch nicht jetzt im Frühjahr zum Saisonbeginn soweit ist, findet Oliver Herberg nicht ganz so schlimm. Die Oberlausitz und das Zittauer Gebirge seien größtenteils Ziele für den Zweit- oder Dritturlaub im Jahr, erklärt er. Da passe der Spätsommer gut.

Ausgeschildert wird die Strecke nicht. "Das wäre ein so großer Aufwand, dass wir uns dagegen entschieden haben", erklärt Oliver Herberg. Für jedes Schild, das an einem Baum angebracht werden soll, müsste die MGO nämlich so genannte Gestattungsverträge mit den jeweiligen Waldbesitzern abschließen, erklärt der Projektleiter. Bei der Strecke, die zu fast 80 Prozent durch Wälder unzähliger Privatbesitzer führt, nahezu ein Unding.

Dieses Problem kritisiert an diesem Vormittag auf dem Bieleboh auch Mischa Woitscheck, der Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetags. "Wenn wir im Tourismus weiter vorankommen wollen, brauchen wir andere Herangehensweisen", sagt er und nennt als Beispiel solche Gestattungsverträge, die es braucht, um im Privatwald ein Schild aufzuhängen. "Das ist alles viel zu kompliziert und nicht handhabbar", sagt er und fordert einfachere Lösungen.

Für die neue Radroute sieht Oliver Herberg eine fehlende Beschilderung aber nicht als ein großes Problem. Laut einer Umfrage des Fahrradclubs ADFC orientieren sich Radfahrer inzwischen in erster Linie per digitaler Navigation und nutzen Online-Routenplaner wie Komoot oder outdooraktive.

Die nördliche Route der "Rock-Head"-Tour, die von Zittau über Löbau, Cunewalde, Bischofswerda und Stolpen wieder zurück nach Stadt Wehlen führt, befindet sich laut MGO noch in der Feinabstimmung. Ehe die Rundtour also wirklich rund ist, wird es wohl noch ins vierte Planungsjahr gehen.