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Münchner wollen Zittauer Haus für Nachwelt retten

Die Reichenberger Straße 13 hat neue Eigentümer. Die wollen das Haus gegenüber den Fleischbänken baldmöglichst sanieren.

Von Jan Lange
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Michael Fuchs aus München will mit seiner Frau Stefanie das historische Haus Reichenberger Straße 13 in Zittau sanieren.
Michael Fuchs aus München will mit seiner Frau Stefanie das historische Haus Reichenberger Straße 13 in Zittau sanieren. © Matthias Weber/photoweber.de

Es ist eine spannende Biografie, die Michael Fuchs von sich erzählt. Geboren in München, wuchs er in Moskau auf. Mit elf ging es zurück in die bayerische Landeshauptstadt und nun will der 47-jährige Münchner gemeinsam mit seiner Frau Stefanie Bell ein über 450 Jahre altes Haus in der Zittauer Innenstadt, die Reichenberger Straße 13, sanieren.

Die Geschichte der Reichenberger Straße 13 ist genauso interessant: Sie gehört zu den ältesten noch existierenden Gebäuden der Stadt. Über drei Generationen war in dem Haus eine Klempnerfamilie ansässig, später gab es hier einen Kiosk, bis schließlich im Erdgeschoss ein Schlüsseldienst eröffnete. Dessen Ära endete vor etwa zehn Jahren, seitdem steht das Haus komplett leer.

Es sollte ursprünglich in das geplante Fachmarktzentrum zwischen Neustadt und Reichenberger Straße eingebunden werden. Vor einigen Jahren wurde das angedachte Center in seiner Größe aber verkleinert. Dieser Reduzierung fiel auch die Reichenberger Straße 13 zum Opfer - nur die Nachbarhäuser ab Nummer 15 sollen noch integriert werden. Die 13 würde damit nun an das Center angrenzen, wenn es irgendwann mal gebaut wird. Während die Realisierung auf sich warten lässt, ist der Hof des Innenstadthauses inzwischen von Wildwuchs zugewuchert.

Die Reichenberger Straße 13 (gelbes Haus) steht seit einigen Jahren komplett leer.
Die Reichenberger Straße 13 (gelbes Haus) steht seit einigen Jahren komplett leer. © Matthias Weber/photoweber.de

Und dennoch waren Michael Fuchs und seine Frau sofort von dem Objekt begeistert. Nicht nur wegen des Alters, sondern auch wegen der zahlreichen Details im Inneren, die in ihren Augen den Charme des Hauses ausmachen.

Michael Fuchs und Stefanie Bell sind Denkmalfans und wissen die historischen Einbauten zu schätzen. Da sie selbst keine Kinder haben, wollen sie der Nachwelt gern ein saniertes Haus hinterlassen. Für dieses Ziel schauten sie sich in den vergangenen vier Jahren eine Menge Objekte an, so unter anderem in Plauen, Erfurt und Dresden. Manches Gebäude hätten sie gern auf Vordermann gebracht, doch eine Umsetzung scheiterte immer wieder an Kleinigkeiten.

Für Zittau richtig ins Zeug gelegt

Ihr Bekannter, der Dresdner Architekt Rainer Scholz, machte sie schließlich auf Zittau aufmerksam. Scholz ist selbst Eigentümer eines Hauses in Zittau, der Inneren Weberstraße 24. "Er hat sich richtig ins Zeug gelegt", meint Michael Fuchs, der selbst auch viel Potenzial in der Stadt sieht.

Auch in der Mandaustadt lief es nicht sofort auf die Reichenberger Straße 13 hinaus. Erst nach mehreren Objekten, um die sie sich vergeblich bemüht hatten, wurden sie auf das Haus direkt gegenüber den Zittauer Fleischbänken aufmerksam.

Und Stefanie Bell war sofort hin und weg. Genau so ein kleineres, verträumtes Haus hatte sie gesucht. Von der Begeisterung seiner Frau ließ sich Michael Fuchs anstecken. In München finde man solche Häuser nicht mehr - und wenn, dann seien sie unbezahlbar.

Hier hat auch nach der Wende noch jemand gewohnt - davon zeugen die Tapeten und Steckdosen.
Hier hat auch nach der Wende noch jemand gewohnt - davon zeugen die Tapeten und Steckdosen. © Matthias Weber/photoweber.de
Aus den oberen Etagen hat mal einen wunderbaren Blick auf die Zittauer Fleischbänke.
Aus den oberen Etagen hat mal einen wunderbaren Blick auf die Zittauer Fleischbänke. © Matthias Weber/photoweber.de

Seit einer Woche ist die 42-Jährige, die wie ihr Mann auf eine beeindruckende Lebensgeschichte verweisen kann, nun offiziell Eigentümerin der Reichenberger Straße 13. Die gebürtige Ostberlinerin, die nach der Wende Profi-Volleyballerin in München war, in der 1. Bundesliga spielte und mit ihren Mitspielerinnen zweimal Vizemeisterin wurde, hat das Haus in der Zittauer Innenstadt aus privater Hand erworben. Nun können Stefanie Bell und ihr Mann die nächsten Schritte angehen.

Noch stehen die Überlegungen, was aus dem Haus mal werden soll, ganz am Anfang. Die Räume im ersten Obergeschoss könnten als Wohnung vermietet werden. Die beiden darüberliegenden Etagen könnten zu einer großen Wohnung mit etwa 100 Quadratmetern verbunden werden. Ob sie diese dann ebenfalls vermieten oder selber nutzen, haben Michael Fuchs und Stefanie Bell noch nicht endgültig entschieden. Zumindest könnten sich die beiden Münchner auch einen Umzug nach Zittau vorstellen.

Auch wenn sie sie am Ende nicht selber nutzen sollten, Sorgen um die Vermietung müssen sie sich kaum machen. Große Wohnungen sind in Zittau in den vergangenen Jahren begehrt gewesen.

Ähnlich sieht es mit dem Gewerberaum im Erdgeschoss aus. Die neuen Eigentümer wollen ihn wieder mit einem Geschäft oder Gewerbe beleben. Kleine Läden dieser Größe stehen in Zittau momentan kaum leer - werden aber von Einzelhändlern oder Gewerbetreibenden immer wieder mal gesucht. Bevor ein Händler einziehen kann, muss das Haus aber erst komplett saniert werden. In den kommenden drei Jahren soll dieser Plan umgesetzt sein, kündigt Fuchs an.

Er würde sich freuen, wenn sich ehemalige Bewohner oder Nutzer des Hauses bei ihnen melden und noch mehr von damals erzählen. Der 47-Jährige findet es unglaublich spannend, noch mehr über die Reichenberger Straße 13 zu erfahren. Auch Matthias und Martina Schwarzbach, die nebenan den Haushalts- und Spielwarenladen "Theile & Wagner" - Zittaus derzeit ältestes noch bestehendes Geschäft - betreiben, konnten ihrem Nachbarn einiges Neues über die Reichenberger Straße 13 erzählen.