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Weberstraße: Das nächste Haus wird saniert

Rainer Scholz bringt das barocke Gebäude Innere Weberstraße 24 auf Vordermann. Nun stockt aber der Umbau - wegen anderer Arbeiten.

Von Jan Lange
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Rainer Scholz im Hinterhof seines Hauses Innere Weberstraße 24 in Zittau.
Rainer Scholz im Hinterhof seines Hauses Innere Weberstraße 24 in Zittau. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Momentan ist die Innere Weberstraße 24 nur schwer zu erreichen. Vor dem Haus ist ein großer Graben, in den die Fernwärmeleitung verlegt wird. Einen offiziellen Zugang über die Baustelle - wie bei den Nachbarhäusern - gibt es nicht. Nur eine provisorische Stahlplatte liegt über dem Graben. Rainer Scholz nimmt es gelassen. Der Dresdner Architekt nutzt die Wohnung im ersten Obergeschoss nur dann, wenn er in Zittau weilt. Gerade ist er wieder in der Stadt.

Es gibt dringenden Klärungsbedarf wegen der Lichtschächte. Die sollen im Zuge des Straßen- und Gehwegbaus zubetoniert werden. "Das geht gar nicht", findet Scholz. Die Lichtschächte seien notwendig, um die großen Kellerräume zu belüften. Andernfalls würde es dort sicher bald schimmeln, ist er sich sicher. Deshalb will Rainer Scholz im Rathaus vorsprechen.

Im gesamten Haus will er viel von den historischen Bauteilen erhalten. So sollen die alten Türen und Dielenböden nur aufgearbeitet werden. Dass es da auch mal knarrt, darauf müssen sich seine künftigen Mieter einlassen.

Vor drei Jahren hatte der gebürtige Lüneburger, der seit vielen Jahren in Dresden lebt, das Barockhaus Innere Weberstraße 24 bei einer Auktion erworben. Nicht, um damit zu spekulieren - wie es manch anderer Käufer einer Immobilie in Zittau tut. Nein, Rainer Scholz verfolgte von Anfang an das Ziel, das 1764 erbaute Gebäude wieder herzurichten.

Von dem ursprünglichen Glanz der Inneren Weberstraße 24 war nicht mehr viel übrig - die Wohnungen stehen leer und das Geschäft im Erdgeschoss wird von einem Antiquar nur noch als Ausstellungsfläche genutzt. Trotz des schlechten Zustands der Bausubstanz wusste Rainer Scholz, welchen "Schatz" er erworben hatte.

Das Barockhaus besitzt ein großes Treppenhaus, Hallen auf jeder Etage und rund 500 Quadratmeter Grundfläche. Dazu gehört ein Hinterhof, der zwar noch verwuchert und verwachsen ist, aber mit wenigen Mitteln lässt sich daraus eine grüne Ecke zum Entspannen machen.

Schon kurz, nachdem er die Innere Weberstraße 24 erworben hatte, begann er sein Vorhaben, dem Haus seinen früheren Glanz zurückzugeben, umzusetzen. Mit einfachen Mitteln wurden die Räume im ersten Obergeschoss als Wohnung hergerichtet. So kann er im eigenen Haus übernachten, wenn er in Zittau ist. Mitte 2019 war die erste Wohnung so weit fertig. "Es fehlt nur noch eine Küche", sagt Rainer Scholz.

Auch einige Fenster sind in diesem Frühjahr erneuert worden. Eine zweite Charge erwartet er für Ende August.

Die Wohnung im ersten Obergeschoss hat der Dresdner Architekt für sich selbst hergerichtet.
Die Wohnung im ersten Obergeschoss hat der Dresdner Architekt für sich selbst hergerichtet. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Das zweite und dritte Obergeschoss will er zu einer Maisonette-Wohnung umbauen. Sie soll entweder fest vermietet oder als Ferienwohnung genutzt werden. Es wird auf jeden Fall eine großzügige Wohnung mit über 200 Quadratmetern Fläche. Große Wohnungen sind auch in Zittau gefragt. Ein Bekannter erklärte ihm, dass Fünf-Raum-Wohnungen in Zittau wie "Goldstaub" sind. Auch der Bekannte suche seit Langem und finde keine.

Rainer Scholz hat mit der Vermietung von großen Wohnungen gute Erfahrungen. In Dresden legte er auch mehrere kleine Wohnungen zu einer großen zusammen. Die Erstmieter wohnen nach seiner Aussage noch heute darin.

Bevor diese Arbeiten in den oberen Etagen starten können, muss aber erst das Dach und die Fassade erneuert werden. Wegen des Straßenbaus vor seinem Haus kann aber kein Gerüst aufgestellt werden. Aus dem Grund kann Rainer Scholz derzeit nur abwarten.

Unruhig wird er deshalb nicht: Die genehmigte Förderung für die Außenhülle muss bis Ende 2022 verwendet werden. Gegebenenfalls könnte er sogar eine Verlängerung des Förderzeitraums beantragen. Der Umbau der Inneren Weberstraße soll noch bis Ende dieses Jahres dauern - aktuell liegen die Arbeiten im Zeitplan. Mit der Erneuerung der Fassade und des Daches wird Rainer Scholz also wahrscheinlich erst nächstes Jahr beginnen können.

Dann soll auch in der Nachbarschaft ein anderes Haus saniert werden: die Innere Weberstraße 31. Vor Kurzem gab der Stadtrat grünes Licht für den Verkauf des Gebäudes an den Elektrofachhändler Gerhard Richert. Er hatte zuvor schon drei Häuser in der Straße übernommen, sanieren lassen und damit gerettet. Gleich neben dem Elektrofachgeschäft sind auch die Innere Weberstraße 37 saniert und die Nummer 39 neu gebaut worden.

Er kämpft um zusätzliche Parkplätze

Über die aktuelle Zwangspause ist Rainer Scholz nicht so unglücklich. Denn so kann er erst mal schauen, wie sich die Innere Weberstraße entwickelt. Manche Händler und Gewerbetreibende befürchten, dass die einst prächtige Einkaufsmeile durch die Umgestaltung den Todesstoß erhält. Schon jetzt stehen Dutzende Geschäfte leer. Und es werden immer mehr - zuletzt hatte Gastronom Henryk Haußer-Knabe sein Restaurant "Cavallino" von der Inneren Weberstraße 6 in die Bautzner Straße 8 verlagert.

Auch Scholz übt Kritik am Umbau der Inneren Weberstraße. Dass fast 20 Parkplätze wegfallen, kann er nicht verstehen. Er kämpft darum, dass das Parkschild im unteren Straßenabschnitt ein Stück versetzt wird, und so einige zusätzliche Stellflächen entstehen könnten. Bisher ohne Erfolg. Doch Scholz gibt nicht so schnell auf - und weiß dabei auch andere Geschäftsinhaber an seiner Seite.