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Mittelherwigsdorf hat Millionenprojekte vor der Brust

Nach der Wahl am 9. Juni muss der neue Gemeinderat sich vor allem der Grundschule und dem Neubau eines Feuerwehrdepots widmen. Wie die finanziellen Voraussetzungen dafür sind.

Von Frank-Uwe Michel
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Die Umgestaltung der Grundschule ist das kostenintensivste Projekt der nächsten Jahre in Mittelherwigsdorf.
Die Umgestaltung der Grundschule ist das kostenintensivste Projekt der nächsten Jahre in Mittelherwigsdorf. © Rafael Sampedro

Die Zukunft von Mittelherwigsdorf mit seinen Ortsteilen Oberseifersdorf, Eckartsberg und Radgendorf liegt den Einwohnern offenbar sehr am Herzen. Mit 33 Kandidaten gibt es mehr als die doppelte Anzahl von Bewerbern, als Plätze bei der Kommunalwahl am 9. Juni für den Gemeinderat zu vergeben sind. Die Geschicke der Großgemeinde werden nämlich von 16 Ratsmitgliedern gelenkt. Die Zusammensetzung dürfte sich indes nicht sonderlich ändern. Erneut treten der Freiwillige Wählerverein, die Offene Liste und die CDU mit einer Vielzahl von Kandidaten an. Ob die AfD in diese Phalanx eindringen kann, wird das Abstimmungsergebnis zeigen.

Mittelherwigsdorf gehört zu jenen Gemeinden im südlichen Landkreis Görlitz, die trotz etlicher Investitionen in den vergangenen Jahren finanziell solide aufgestellt sind. Das zeigt sich vor allem an zwei Fakten: Zum einen ist die Gemeinde seit 2018 schuldenfrei, zum anderen hat sie zum Jahresende 2024 voraussichtlich noch 3,8 Millionen Euro auf der "hohen Kante".

Ein Pfund, mit dem der neue Gemeinderat zweifellos wuchern kann. Immerhin stehen in den nächsten fünf Jahren eine Reihe von Projekten an, die weitergeführt und abgeschlossen oder erst noch begonnen werden sollen. Wichtigstes Vorhaben ist zweifellos der Umbau der Grundschule zu einem Schulcampus. Welche Kosten hier zu erwarten sind, ist derzeit noch ungewiss. Bürgermeister Markus Hallmann (FWV) spricht von einem "mittleren einstelligen Millionenbetrag". Fest steht, dass es für den Schulhausbau derzeit nur 60 Prozent Förderung gibt, Eigenmittel werden deshalb zweifellos benötigt.

Mittelherwigsdorf bewegt sich bei diesem Thema Schritt für Schritt. Immerhin ist das Interesse in der Bauwirtschaft riesig. Für einen von der Gemeinde ausgerufenen Architektenwettbewerb haben sich 31 Büros beworben, zwei weitere sind bereits gesetzt. Insgesamt sollen zwölf Unternehmen bis September Vorschläge zur Gestaltung des Schulkomplexes machen. Mit dem dann erzielten Ergebnis soll die Akquise nach geeigneten Förderquellen gestartet werden.

Ein weiteres Millionenprojekt dürfte der Neubau des Feuerwehrdepots in Oberseifersdorf werden. Das bisher genutzte Objekt in der Nähe des Sportplatzes genügt schon seit Jahren nicht mehr den Anforderungen, kann aber nicht mehr aufgepeppt werden. Deshalb muss ein anderer Standort her. Der Bürgermeister schätzt den finanziellen Aufwand auf bis zu 1,5 Millionen Euro.

Unbedingt angehen muss die Gemeinde zudem die Sanierung kommunaler Bestandsobjekte. Viele davon wurden in den 1990er und 2000er Jahren rekonstruiert und sind jetzt laut Markus Hallmann "einfach wieder dran". Er denkt an unter anderem an Vereinsgebäude, Feuerwehrgerätehäuser, Kitas. Außerdem besitzt Mittelherwigsdorf noch acht Wohngebäude. Möglicherweise muss bei einigen der Immobilien umgedacht werden, eine Trennung könnte unter Umständen mehr Sinn machen als eine aufwendige Erhaltung.

Wie beim Projekt "MitmachHerwigsdorf", wo Kinder über die Zukunft ihrer Heimat mitbestimmen dürfen, hat die Gemeinde in der Vergangenheit immer wieder originelle Ideen hervorgebracht, Preisgelder gewonnen und Fördertöpfe angezapft. Auf diese Kreativität dürfte auch der neue Gemeinderat setzen. Denn: "Manchmal ergeben sich spontan Finanzierungsmöglichkeiten. Für diese Fälle müssen wir gewappnet sein", so der Bürgermeister.

Das sind die Kandidaten*:

Freiwilliger Wählerverein Mittelherwigsdorf

  • Petra Butz (1964), Pharmazieingenieurin
  • Katrin Zwahr (1964), Schulleiterin
  • Jens Gramann (1970), Busfahrer
  • Martin Hoffmann (1982), Prokurist
  • Susann Hallmann (1979), Filialleiterin
  • Ronald Ammon (1973), Selbstständiger
  • Bernhard Graul (1965), Polizeibeamter
  • Florian Härtel (1996), Industriemechaniker
  • Jörg Stein (1975), Schlosser
  • Andreas Korselt (1978), Kfz-Meister
  • Susann Neuke (1979), Lehrerin
  • Ulrich Rutsatz (1961), Versandleiter
  • Heike Strietzel (1973), Pharmazeutisch-technische Assistentin

CDU

  • Bert Salomo (1984), Ingenieur für Energie- und Umwelttechnik
  • Rico Fahr (1986), Maschinenbauingenieur
  • Frank Heidrich (1957), Lehrer im Ruhestand
  • Bernd Rehnisch (1960) , Arzt
  • Rico Vogt (1979), Notfallsanitäter
  • Dennis Vogt (1979), Krankenpflegehelfer
  • Manja Stephan (1975), Rezeptionskraft
  • Maik Tempel (1970), Diplom-Kaufmann
  • Torsten-Michael Ufer (1975), Diplom-Heilpädagoge

Offene Liste Mittelherwigsdorf

  • Gordon Alisch (1975), Schulleiter
  • Richard Weickelt (1985), Softwareentwickler
  • Michaela Schröter (1981), Verkäuferin
  • Rico Heine (1969), Feuerwehrbeamter
  • Axel Schröter (1973), Landwirt
  • Steffen Halang (1967), Handwerksmeister
  • Thomas Pilz (1965), Sozialpädagoge
  • Martin Bühler (1961), Zimmerer

AfD

  • Jens Ruby (1975), Installateur
  • Harry Fröhlich (1962), Dipl.-Ing. Vermessungsingenieur
  • Peter Hild (1971), Historiker, Busfahrer

*Angaben ohne Gewähr