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Klavierbauer Bechstein ist Top-Ausbildungsbetrieb im Kreis Görlitz

Die IHK hat jetzt erstmals diese Auszeichnung vergeben. Gewürdigt wird das besondere Engagement und die Vielfalt in der Lehre des Seifhennersdorfer Unternehmens.

Von Frank-Uwe Michel
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Die IHK hat die Seifhennersdorfer Bechstein Pianoforte-Manufaktur zum Top-Ausbildungsbetrieb gekürt. Azubi Joshua Fries und Geschäftsführer Matthias König nehmen die Auszeichnung von IHK-Präsident Andreas Sperl und Torsten Köhler (v.r.) entgegen.
Die IHK hat die Seifhennersdorfer Bechstein Pianoforte-Manufaktur zum Top-Ausbildungsbetrieb gekürt. Azubi Joshua Fries und Geschäftsführer Matthias König nehmen die Auszeichnung von IHK-Präsident Andreas Sperl und Torsten Köhler (v.r.) entgegen. © Matthias Weber/photoweber.de

Dresdens IHK-Präsident Andreas Sperl bringt es auf den Punkt: Die Pianoforte-Manufaktur der C. Bechstein AG ist Top-Ausbildungsbetrieb des Lehrjahres 2023/24 im Landkreis Görlitz. Und Torsten Köhler, bei der Industrie- und Handelskammer Geschäftsführer für den Bereich Bildung, ergänzt: Die Leistungen in der Ausbildung des Seifhennersdorfer Klavierbauers seien herausragend, die Vielfalt imponiere, ebenso der Musikunterricht für die Lehrlinge sowie das Engagement für die Region. "Das geht weit über das normale Maß hinaus."

Einer der davon profitiert, ist Joshua Fries. Der 23-Jährige kommt aus der Nähe von Köln, schließt in Kürze das vierte Lehrjahr als Klavierbauer ab - in zwei Wochen sind die Prüfungen dran. "Ich war schon immer an Klavieren interessiert, habe mich als Jugendlicher mal mit einem Klavierstimmer unterhalten - da hat eins zum anderen geführt." Für ihn sei der Klavierbau die perfekte Mischung aus Hobby und Beruf. "Wenn man das so vereinbaren kann, ist das wie ein riesiges Privileg."

In Seifhennersdorf ist der junge Mann einer von derzeit 33 Azubis. Angestrebt werden 40 - je Lehrjahr zehn. Hinzu sollen perspektivisch noch neun Holzmechaniker kommen. "Damit sind wir der größte Ausbildungsbetrieb unserer Branche in Europa", erklärt Kai Janosch stolz. Nach dem Abschluss würden die meisten Gesellen im Unternehmen bleiben. "Entweder in der Manufaktur in Seifhennersdorf oder in einem unserer Center, die es in allen großen deutschen Städten gibt", so der Ausbildungsmeister, der zugleich selbst auch Klavierbaumeister ist.

Die Qualität der Ausbildung in dem Seifhennersdorfer Unternehmen ist laut Janosch deshalb besonders hoch, "weil wir hier neue Technologien anwenden und uns den Marktveränderungen stellen, die es zweifellos auch in einer solch traditionellen Branche wie dem Klavierbau gibt." Zum Beispiel sei eine CNC-Ausbildung gar nicht vorgesehen, "wir bieten sie als Zusatzqualifikation aber trotzdem an."

Ebenfalls über das übliche Maß hinaus geht der Klavierunterricht, den jeder Lehrling einmal in der Woche geboten bekommt, um auch musikalisch top zu sein. Wie Joshua Fries, der anlässlich der IHK-Auszeichnung die Finger über die Tastatur laufen lässt. Konzertflügel zum Üben stünden in der Firma immer bereit, lächelt Janosch. Die Instrumente technisch bearbeiten, aber auch musikalisch bedienen können, sei für die Lehrlinge ein Riesenvorteil, betont der Ausbildungsmeister.

Ein zusätzlicher Aspekt ist seiner Meinung nach der Azubichor, der jedes Jahr mehrere Auftritte hat. "Das verbindet, schafft gemeinsame Erlebnisse, fördert den Teamgeist." Genauso wie die Unterbringung in den firmeneigenen Gästehäusern. Wegen all dieser Bedingungen zieht Bechstein nicht nur Berufseinsteiger aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland an. Auszubildende aus anderen europäischen Ländern oder auch Lateinamerika sind deshalb keine Seltenheit.

Für Joshua Fries geht es nach bestandener Prüfung in Hamburg weiter. Im dortigen Bechstein-Center will er Erfahrungen im Verkauf und beim Kundenservice sammeln. Irgendwann, so sein Plan, möchte er in die Oberlausitz zurückkommen - zur Meisterausbildung. "Mal sehen, ob ich dann im Klavierbau bleibe oder es eher wieder in Richtung Kunden geht." Auf jeden Fall wolle er Teil der Bechstein-Familie bleiben, erklärt er stolz.

Die Pianoforte-Manufaktur der C. Bechstein AG in Seifhennersdorf stellt jährlich etwa 2.000 Klaviere und Konzertflügel her. An allen Standorten der Aktiengesellschaft werden weltweit insgesamt bis zu 10.000 Instrumente produziert. Zuletzt hatte das Unternehmen wegen der Inflation Absatzprobleme, an der Fortführung des im Bau befindlichen Erweiterungsgebäudes werden trotzdem keine Abstriche gemacht.