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Nach Großbrand: Seifhennersdorfer kämpfen für ihren Bahnhof

Seifhennersdorfer feiern am Wochenende die Wiederinbetriebnahme der Strecke nach acht Jahren. Doch das soll nur der Auftakt sein.

Von Frank-Uwe Michel
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Olaf Forker und seine Tochter Jasmin
haben eine besondere Beziehung zum Seifhennersdorfer Bahnhof. Weil die Stadt bald wieder ans Gleisnetz angeschlossen ist, organisieren sie am 9. und 10. Juni ein Straßenfest.
Olaf Forker und seine Tochter Jasmin haben eine besondere Beziehung zum Seifhennersdorfer Bahnhof. Weil die Stadt bald wieder ans Gleisnetz angeschlossen ist, organisieren sie am 9. und 10. Juni ein Straßenfest. © Matthias Weber/photoweber.de

Olaf Forker ist begeistert, dass es mit der Wiederaufnahme der Zugverbindung von und nach Seifhennersdorf endlich wieder klappt. Ab 11. Juni macht der Trilex auf seiner Fahrt von Liberec über Zittau und Varnsdorf hier wieder Station. Der 62-Jährige und seine Familie haben einen besonderen Bezug zu dem Schienenstrang.

Als Forker einst von Dresden nach Seifhennersdorf zog, musste er sich umstellen: keine S-Bahn, keine Fernanbindung, nur noch vereinzelte Fahrten nach Zittau - in die nächste größere Stadt. Vor reichlich sieben Jahren kam dort seine Tochter Jasmin zur Welt. Ein Frühchen, zwei Monate zu zeitig. "Sie musste natürlich noch in der Klinik bleiben. Meine Frau fuhr jeden Tag hin, im Gepäck die abgepumpte Muttermilch." Dann jedoch war plötzlich Schluss. Nichts ging mehr auf den Gleisen. "Die Bahn hatte den Betrieb eingestellt. Wir wussten das nicht." Und weil Forker zu dieser Zeit noch in Pirna beschäftigt war, stellte die weggebrochene Zugverbindung die Familie vor große Probleme.

Inzwischen ist Jasmin ein junges Mädchen und zusammen mit ihrem Papa am Bahnhof, der für die beiden so große Bedeutung hat. "Als es hier vor ein paar Tagen brannte, war das ein Schock", sagt Forker. Und für ihn die Bestätigung, sich noch stärker zu engagieren. Seit er weiß, dass das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen ist, setzt er sich jede Nacht ins Auto und fährt hin. "Ich will einfach nachsehen, dass alles in Ordnung ist. Damit nicht noch mehr abgefackelt wird." Situationen wie die vor ein paar Jahren am Kino, das 1998 abgebrannt war, möchte er nicht noch einmal erleben. "Abrissbagger will ich hier keine sehen."

Das ist aber nur ein Teil seines Einsatzes für das große Gebäude, das immer mehr zu verfallen droht. "Ich habe mich mit vielen Seifhennersdorfern unterhalten. Wir werden einen Verein gründen - mit dem Ziel, den Bahnhof zurückzuholen." Denn der befindet sich momentan in Privatbesitz - unterteilt in einen Einzeleigentümer und eine Erbengemeinschaft, die die Nachfolge des damals zweiten, inzwischen verstorbenen Investors angetreten hat. Beide stellten sich und ihr Projekt im Januar 2012 im Stadtrat vor. Seitdem ist nichts passiert, "nur heiße Luft", schimpft Olaf Forker über die Untätigkeit der Besitzer.

Rückkauf des Bahnhofs soll gelingen

Und er stellt klar, wie der zu gründende Verein darauf reagieren soll. "Das Bahnhofsgebäude wurde damals für ein Taschengeld verkauft. Da ist es nur recht und billig, sich das Objekt ebenso günstig zurückzuholen." Die Stadt könne diesen Anlauf nicht unternehmen. Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos) bestätigt: "Wir befinden uns in der Haushaltskonsolidierung, dürfen nichts ausgeben, was nicht unbedingt notwendig ist." Deshalb begrüßt sie das Engagement der Bürger und stärkt ihnen zumindest moralisch den Rücken. Jeder Versuch in die richtige Richtung verdiene Unterstützung. Denn der Kommune seien wegen der finanziellen Lage die Hände gebunden.

Um Geld einzuspielen - egal ob für den Rückkauf oder die Reparatur des verbrannten Dachstuhls - hat Olaf Forker schon eine Idee: "Wir sind rund 3.000 Einwohner in der Stadt. Wenn jeder 50 Euro spendet, hätten wir 150.000 Euro beisammen. Damit ließe sich schon etwas anfangen."

Um dieses Vorhaben publik zu machen, weitere Unterstützer zu werben und natürlich die Wiederanbindung von Seifhennersdorf an das Schienennetz zu feiern, lädt der 62-Jährige in Eigeninitiative und mit Unterstützung des Motorradvereins sowie des Karlihausvereins am Freitag und Sonnabend zu einem Fest am Bahnhof ein. Mit der Stadt, die ihn aus besagten Gründen nicht unterstützen kann, habe er sich abgestimmt.

Die Länderbahn führt am 9. Juni eine nicht öffentliche Premierenfahrt durch, für 10 Uhr ist ein kleiner Festakt geplant. "Da hängen wir uns dran", sagt Forker, der extra für diesen Anlass Plakate und Fähnchen mit der Aufschrift "Freie Fahrt für Seifhennersdorf" drucken lassen hat. Vor dem Bahnhofsgebäude, betont er, werde es ein Straßenfest geben - mit Essen, Trinken und Musik. "Wir möchten den Verantwortlichen der Bahn ein Zeichen geben: Unsere Stadt braucht die Zuganbindung." Er selbst oder seine Frau wird mit Muttermilch zwar nicht mehr mit dem Ziel Krankenhaus nach Zittau fahren müssen. Vielleicht aber in einigen Jahren seine Tochter. "Wer weiß das schon", sagt er schmunzelnd.

Das Bahnhofsfest in Seifhennersdorf startet am Freitag, 9. Juni, um 10 Uhr und am Sonnabend, 10. Juni, um 11 Uhr.