Die Maschinen sind fast alle abgezogen worden, vom Personal ist nichts mehr zu sehen: Entlang der rund sechs Kilometer langen Neubaustrecke der B178 zwischen Zittau und der Abfahrt Oderwitz/Großhennersdorf ist Winterruhe eingezogen. Für die SZ Grund genug, ein Resümee des Jahres 2023 zu ziehen und 2024 in den Blick zu nehmen.
Wie war der Baufortschritt im Jahr 2023?
Insgesamt wurde 2023 an der neuen B178 richtig geklotzt, statt nur gekleckert. Die beiden Hauptauftragnehmer Eiffage und Strabag haben ordentlich Gas gegeben. Zwar sind vor allem im Strabag-Teil weiterhin noch einige Erdbewegungen nötig. Aber die Brücken haben einen großen Schritt nach vorn gemacht. Im Oktober konnte das erste Bauwerk kurz hinter Zittau bereits in Betrieb genommen werden. Auch die beiden nächsten Brücken stehen kurz vor der Vollendung.
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Welche Bodenbewegungen waren 2023 nötig?
Im Bereich des Eiffage-Auftrages, der die ersten beiden Brückenbauwerke kurz hinter Zittau und die darunter verlaufende B178 inklusive aller Zuwegungen und Zusatzeinrichtungen umfasst, wurden 93.000 Kubikmeter Erdreich bewegt. Weit mehr hatten Bagger, Traktoren und Lkw auf der Strabag-Strecke zu tun, die sich bis zum Ende der bisherigen neuen B178, also der Abfahrt Oderwitz/Großhennersdorf, erstreckt. Hier mussten 250.000 Kubikmeter weggekarrt werden.
Welche Materialmengen wurden verbaut?
Ähnlich wie bei den Bodenbewegungen verhält es sich auch bei den verbauten Materialmengen. Weil der Strabag-Auftrag erheblich größer als der von Eiffage ist, wurden dort auch mehr Beton und Stahl eingesetzt sowie Rohre verlegt. Nach Angaben des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) wurden in den vier Strabag-Brücken 5.890 Kubikmeter Beton und 805 Tonnen Stahl verbaut. Bei Eiffage waren es 2.500 Kubikmeter Beton und 300 Tonnen Stahl. Im Erdreich wurden entlang der gesamten Strecke insgesamt 13,57 Kilometer Rohrleitungen verlegt.
Wie viel Geld steckt schon in der Neubaustrecke?
Von den für den sogenannten Bauabschnitt 3.3 insgesamt veranschlagten 51,2 Millionen Euro wurden auf dem Strabag-Stück für Brücken bereits 7,4 Millionen Euro (50 Prozent der vorgesehenen Mittel) und für die Strecke 9,0 Millionen Euro (50 Prozent) verbaut. Bei Eiffage sind dies 4,2 Millionen für den Brückenbau (90 Prozent) und 6,3 Millionen Euro für die Straße (70 Prozent). Das sind zusammengerechnet 26,9 Millionen Euro, was etwa 52,5 Prozent der prognostizierten Gesamtsumme entspricht.
Rechnet man die Zahlen und Prozente auf die Gesamtmaßnahme hoch, ergibt sich ein Wert von 46,4 Millionen Euro. Für die Baumaßnahmen auf dem sechs Kilometer langen Abschnitt sind etwa 49,4 Millionen Euro vorgesehen. Macht drei Millionen Differenz. Die ergibt sich durch die von den Lasuv-Experten nicht exakt berechneten, sondern angenommenen Prozente.
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Am Ende der Baumaßnahme dürfte es Übereinstimmung geben. Der Rest von 51,2 Millionen Gesamtsumme abzüglich der für den Bau veranschlagten 49,4 Millionen ergibt 1,8 Millionen Euro und wird für den Grunderwerb gebraucht. Denn erst nach Abschluss aller Arbeiten gibt es eine Schlussvermessung, nach der die bisherigen Grundstücksbesitzer entschädigt werden.
Wann und wie geht es 2024 weiter?
Sowohl Eiffage als auch Strabag wollen schon im Januar wieder loslegen, was allerdings nur mit speziellen, dem Wetter entsprechenden Arbeitsschritten beim Brücken- und Streckenbau möglich ist. Bei den Brücken 1 bis 4 (Strabag) stehen ab dem Frühjahr erhebliche Betonage-Arbeiten an. Das betrifft sowohl den Überbau als auch die sogenannten Kappen, womit Gehwege und Geländer gemeint sind.
Auf der Eiffage-Strecke sind die Brücken 5 und 6 entweder schon fertig oder stehen kurz davor. Deshalb liegt hier das Hauptaugenmerk im neuen Jahr auf der Fertigstellung der Asphaltschichten der Straße sowie dem Treppenbau und der Böschungsgestaltung.
Am 30. April soll die neue B178 mit der bereits unter Verkehr stehenden Nordspange verbunden werden. Das heißt: Der Knoten Zittau ist dann vollständig in Betrieb, auch wenn auf der neuen B178 vorerst kein Weiterkommen ist.
Könnte die neue B178 früher freigegeben werden?
Geht es nach dem sichtbaren Baufortschritt, müsste das Jahr 2024 reichen, um die Bundesstraße, einschließlich der Anbindungen und Brücken fertigzustellen. Die beiden Projektverantwortlichen des Lasuv, Martin Richter und Bernd Just, bremsen jedoch aufkommende Euphorie. Der Vertrag mit der Strabag laufe bis Ende April 2025, daran werde man sich halten.
Wäre die Vereinbarung bis Ende 2024 abgeschlossen oder nachträglich auf dieses Datum geändert worden, "müssten die Arbeiten im neuen Jahr so sehr beschleunigt und verdichtet werden, dass das Projekt viel teurer werden würde", erklärt Richter. Um die Strecke schon vor dem nächsten Winter freizugeben, dürfte es zudem keine Wetterkapriolen geben - was aber nicht vorhersehbar sei.
Deshalb: "Bei Straßengroßprojekten dieser Art ist es üblich, das Bau-Ende ins Frühjahr zu legen. Einfach um die nötige Sicherheit zu haben, dass die abschließenden Schritte noch zeit- und qualitätsgerecht durchgeführt werden können", ergänzt Just.
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Konkret meint der Fachmann damit das Anbringen von Schutzplanken und -zäunen, die Beschilderung, vor allem aber die Markierung. Um die dafür nötige spezielle Farbe so auf die Fahrbahn aufzutragen, dass sie dauerhaft hält, sind mindestens 5 Grad Celsius notwendig. "Die haben wir verlässlich frühestens Anfang April." Bis dahin eingerichtete Provisorien seien nicht möglich, "weil sie nicht verkehrssicher sind."