Lkw mit abgedeckten Ladeflächen sind derzeit wieder verstärkt zwischen der B178-Baustelle nördlich von Zittau und dem Mischwerk Niedercunnersdorf unterwegs. Der Grund: Ehe es draußen noch ungemütlicher wird und die Witterung möglicherweise ein Stoppzeichen setzt, soll noch so viel wie möglich asphaltiert werden - natürlich dem Bauablauf entsprechend. Denn Hektik ist unangebracht: "Wir liegen gut im Plan", sagt Martin Richter, der zuständige Projektleiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).
Auf Höhe des Brückenbauwerks (BW Ü5), über das nach der geplanten Inbetriebnahme im Frühjahr 2024 ein Wirtschaftsweg zwischen Oberseifersdorf Richtung Oberherwigsdorf führt, schiebt sich langsam die große Asphaltiermaschine voran. Gefüttert von zeitlich genau eingetakteten 40-Tonnern, die jeweils rund 29 Tonnen Asphalt anliefern, trägt sie die zweite Lage der Tragschicht auf. Insgesamt ist diese Schicht 18 Zentimeter stark. Drüber kommen noch acht Zentimeter Binderschicht und eine Deckschicht, die vier Zentimeter misst. Gebaut wird hier das letzte Streckenstück, für das die französische Firma Eiffage zuständig ist. Für den weiteren Verlauf der Piste bis hin zum Ende der schon unter Verkehr stehenden neuen B178 ist die Strabag Hauptauftragnehmer. Sie braucht noch etwas länger als ihr französisches Pendant.
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Ob es in den nächsten Tagen so zügig weitergehen kann, weiß keiner. "Der Wettergott muss mitspielen", hofft Richter. Denn nur wenn die Bedingungen stimmen, ist das Zusammenspiel von Asphaltiermaschine und Lkw weiter gefragt. Die Tragschicht kann bis zu einer Temperatur von -2 Grad Celsius aufgebracht werden. Bei der Deckschicht muss die Oberflächentemperatur dagegen bei +5 Grad liegen. Zudem darf es nicht regnen, der Wind darf höchstens als kleines Lüftchen wehen. "Sonst ist der Verbund zwischen den verschiedenen Schichten nicht gegeben, die Qualität würde leiden", erklärt der Experte.
Einen Wettlauf mit dem Winterwetter liefern sich die Bauleute auch am Beginn der Neubaustrecke - dort, wo der Verkehr seit Mitte Oktober von Zittau aus bereits über die erste in Betrieb genommene Brücke (BW Ü6) fließt. Dort ist der Aufbau der B178 aktuell bis zur Oberkante Frostschutz fertig. Spielt die Witterung in den nächsten Tagen mit, soll weiter asphaltiert werden. Das wäre wichtig, um vor eventuellen Frostgraden noch die Markierung auftragen zu können. Dann würde der Verkehr von der Nordspange aus nicht mehr den verschlängelten Umweg zur Überfahrt über BW Ü6 machen müssen, sondern direkt weiter Richtung Oberseifersdorf und alte B178 fließen. "Ob wir - wenn dieses Streckenstück fertig ist - bei Minusgraden auf die Markierung verzichten und stattdessen mit Baken arbeiten können, hängt von der Verkehrsbehörde des Landkreises ab", erklärt Richter.
Die vom ingenieurtechnischen und Konstruktionsaufwand her wohl anspruchsvollste der sechs neuen Brücken ist BW Ü3 - die sogenannte Fledermausbrücke. Auf ihr soll das grüne Band aus Sträuchern und kleinen Bäumen von der einen Seite der neuen B178 zur anderen hinüberreichen, um so den kleinen Flattertieren den Weg zu weisen. Mit mehr als 230 elf Meter langen Betonsäulen war hier wegen des schwierigen Untergrundes eine extrem aufwendige Gründung erforderlich. Mittlerweile sind die Fundamente hergestellt und der Überbau entsteht. Das Besondere daran: "Das Bauwerk wird in 'einem Guss' als Rahmen betoniert", hebt Bernd Just, der für den Brückenbau zuständige Projektleiter des Lasuv, hervor. Das bedeutet: Der komplette Überbau aus Riegel - dem Mittelteil - und den sogenannten Widerlagerstielen an beiden Seiten wird nonstop gefertigt.
Der 5. Dezember wird damit zum "Großkampftag". Zwei riesige Betonpumpen und jede Menge anderes Maschinenequipment sind im Einsatz. "17 Stunden haben wir dafür eingeplant", sagt Hans-Joachim Kummert, Chef der Firma BiT-Plan, die die Bauoberleitung inne hat. Gearbeitet wird dann auch unter Flutlicht bis in den späten Abend hinein. Laster schaffen im Laufe des Tages 900 Kubikmeter Spannbeton heran. Nach Abschluss der Arbeiten sind dann in der Brücke 150 Tonnen Betonstahl und 22 Tonnen Spannstahl verbaut.
Wie jeder der sechs neuen Brücken an der B178 muss sich auch BW Ü3 am Ende noch einer ungewöhnlichen Prozedur unterziehen. "Wir tragen überall in einer Grund- und Deckschicht Graffiti-Schutz auf", erklärt Bernd Just. Dies sei ein wachsähnlicher Anstrich, auf dem die Farbe der Sprayer nicht richtig hält. Gibt es trotzdem Farb-Attacken, werden die aufgesprühten Motive heruntergestrahlt. "Befinden sich darunter verfassungsfeindliche Symbole, müssen wir besonders schnell reagieren." Derartige Vorfälle gebe es immer wieder. "Im Verlauf der schon fertigen neuen B178 sind das etwa ein Dutzend im Jahr - mit ganz unterschiedlichem Inhalt."