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Hochwasser: Kreis Bautzen ist glimpflich davongekommen

Zwei Tage nach dem Unwetter ist immer noch Aufräumen angesagt. Doch insgesamt sind die Schäden nicht so schlimm wie bei früheren Hochwasserereignissen.

Von Ulli Schönbach & Tilo Berger & David Berndt
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Am Sonntagmittag floss die Wesenitz wieder durch Neukirch, als wäre nie etwas gewesen. Am Nachmittag zuvor aber glich nicht nur dieser Teil des Ortes einem riesigen braunen Teich.
Am Sonntagmittag floss die Wesenitz wieder durch Neukirch, als wäre nie etwas gewesen. Am Nachmittag zuvor aber glich nicht nur dieser Teil des Ortes einem riesigen braunen Teich. © SZ/David Berndt

Bautzen. Auch zwei Tage nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen ist im Landkreis Bautzen vielerorts noch das große Aufräumen angesagt - und die Aufnahme möglicher Folgeschäden. So informiert die Stadt Wilthen darüber, allen Betroffenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten unbürokratisch bei der Beseitigung der Hochwasserschäden zu helfen. Demnach sollen Sandsäcke und Schlamm zeitnah vom Bauhof abgeholt werden, und auf dem Gelände des Bauhofes stehe ein großer Container bereit, in den Sperrmüll entsorgt werden könne.

Besonders schlimm hat es in Wilthen die Sportgemeinschaft getroffen, deren Hartplatz von den Wassermassen weggespült wurde. "Was das für die Wintermonate für unsern Trainings- und Spielbetrieb bedeutet, können wir jetzt noch gar nicht richtig bewerten", schreibt der Verein auf seiner Facebook-Seite.

Hotline für Sperrmüll-Abholungen geschaltet

Beim Abfallwirtschaftsamt des Landkreises Bautzen ist seit dem Vormittag eine Hotline unter der Nummer 03591 5251 70299 geschalten, an die sich alle Betroffenen direkt wenden können, wenn die Abholung von größeren Sperrmüllmengen erforderlich ist.

In Bischofswerda soll laut Stadtsprecher Sascha Hache die Statik der Brücken überprüft werden, außerdem ob im Keller des städtischen Bauamtes an der Rudolf-Breitscheid-Straße, in den auch Wasser eingedrungen war, Folgeschäden entstanden sind. Auch die Gemeinde Neukirch ist laut Bürgermeister Jens Zeiler (CDU) dabei, Schäden aufzunehmen.

In Bautzen war der Stadtteil Seidau auch diesmal wieder betroffen, wenn auch nicht so schlimm wie bei zurückliegenden Hochwasserereignissen. Im Pflegeheim Bautzen-Seidau stand Wasser im Keller. Für Geschäftsführerin Ursula Fleischer Anlass, mit Nachdruck die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen zu fordern, "auf die wir schon seit elf Jahren warten".

Aus dem Raum Kamenz sind hingegen keine Hochwasserschäden bekannt. Die Feuerwehren der Stadt und umliegender Kommunen meldeten auch keine unwetterbedingten Einsätze. Lediglich die Gartennacht im Kloster Panschwitz-Kuckau musste am Sonnabend ausfallen, sie soll nun im August nachgeholt werden.

So berichtete Sächsische.de am Wochenende:

Nach heftigen Regenfällen waren am Sonnabend im Landkreis Bautzen mehrere Bäche über die Ufer getreten. Die Wassermassen waren in Häuser eingedrungen und hatten Straßen unterspült.

Wilthen: Erinnerungen an 2010 waren wieder lebendig

Wilthens Bürgermeister Michael Herfort (CDU) sprach am Sonntag von einer sichtbaren Entspannung. "Jetzt geht es ans Aufräumen", sagte das Stadtoberhaupt. Die Pegel des Butterwassers und weiterer Bäche durch Wilthen waren am Sonnabend ab etwa 15 Uhr sprunghaft gestiegen. "Da wurden Erinnerungen an die Flut 2010 wach", erklärte Herfort. Auch damals hatte das Hochwasser nach heftigen Güssen gegen 15 Uhr eingesetzt. Und wie seinerzeit waren auch diesmal die Böden mit Wasser gesättigt, so dass es nicht mehr versickern konnte.

Aber anders als 2010 zog sich das Wasser diesmal schon am Sonnabendabend nach dem letzten Regenguss langsam wieder zurück. "Einige Straßen und Wege sind aber noch gesperrt", informierte Herfort am Morgen danach. Er habe noch am Sonnabend Brückenprüfer beauftragt, die Bauwerke nach größeren Schäden zu untersuchen. Dies stehe noch aus. Bei mehreren Häusern sei das Wasser vorn rein und hinten wieder raus gelaufen. "Aber insgesamt sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Und zu dem Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist es gar kein Vergleich."

Es habe sich ausgezahlt, dass seit der Flut 2010 zahlreiche Durchlässe und Stützmauern ertüchtigt wurden. Auch Private hätten vorgesorgt, das mache sich bemerkbar, lobt der Bürgermeister die Einwohner.

Im Wilthener Ortsteil Irgersdorf hatte das Wasser eine Straße unterspült. "Da habe ich dann selbst den Verkehr reguliert, einfach, weil niemand anderes mehr da war. Es waren alle im Einsatz."

Technisches Hilfswerk eilte nach Neukirch

Im benachbarten Neukirch/Lausitz war am Sonntagmorgen die Bundesstraße 98 wieder befahrbar. Die Gemeindeverwaltung bat dennoch darum, nicht unbedingt nötige Fahrten zu unterlassen. "Der Bauhof bereitet momentan die Reinigung der betroffenen Straßen vor." Die Einwohner wurden gebeten, nicht mehr benötigte Sandsäcke vor die Grundstücke zu stellen. Im Laufe des Sonntags begann der Bauhof, die Sandsäcke wieder einzusammeln.

Am Sonnabend war in Neukirch die Wesenitz über die Ufer getreten. Kurze Zeit später hatte die Gemeinde mitgeteilt, dass auf dem Bauhof noch Helfer zum Befüllen von Sandsäcken gebraucht werden. Betroffen war unter anderem der Talweg. Der Bautzener Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) verteilte Sandsäcke an Anwohner.

Die Gemeinde Neukirch hatte aufgrund der Lage am Sonnabend kurz vor 21 Uhr mitgeteilt, dass sie im Rittergut ein Notquartier mit Verpflegung einrichtet, für alle die Hilfe bräuchten. Um Mitternacht konnte das Notquartier wieder geschlossen werden.

Vor Ort erklärte THW-Sprecher André Stickel, dass in Neukirch 30 THW-Mitglieder Einsatz waren. „Wir kamen gerade von einer Übung, als wir gerufen wurden. Jetzt sind wir bei der Feuerwehr in Neukirch stationiert und rücken von hier zu den Einsätzen entlang der Wesenitz aus“, erklärte er.

In Neukirch ist es am späten Sonnabendnachmittag zu Überschwemmungen an der Wesenitz gekommen.
In Neukirch ist es am späten Sonnabendnachmittag zu Überschwemmungen an der Wesenitz gekommen. © SZ/David Berndt
Am Sonntagmittag lagen in Neukirch die Sandsäcke wieder zum Abholen bereit.
Am Sonntagmittag lagen in Neukirch die Sandsäcke wieder zum Abholen bereit. © SZ/David Berndt

Land unter nachts in Bischofswerda

In der Nacht zum Sonntag kamen die Wassermassen aus dem Oberland in Bischofswerda an. Der Pegel der Wesenitz stieg hier in wenigen Stunden auf 1,80 Meter an, der Fluss trat über das Ufer. Keller wurden geflutet, Parkplätze wurden zum See, der Käthe-Kollwitz-Park glich einer großen Wasserfläche. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Bischofswerda, Schönbrunn, Geißmannsdorf, Goldbach, Weickersdorf, Großdrebnitz und Frankenthal waren bis in den Morgen im Einsatz.

Dieser Platz in Bischofswerda glich in der Nacht zum Sonntag einer großen Wasserfläche.
Dieser Platz in Bischofswerda glich in der Nacht zum Sonntag einer großen Wasserfläche. © RocciPix / Rocci Klein

Unfall nach Aquaplaning auf der Autobahn

In Bautzen meldete die Stadtverwaltung am Sonnabend bis 18 Uhr etwa zehn Einsätze. Wie Pressesprecher Markus Gießler sagte, kümmerte sich die Feuerwehr vor allem um überspülte Straßen, in einzelnen Fällen mussten Keller leer gepumpt werden. Ein Schwerpunkt war wie schon bei vergangenen Unwettern die Seidau. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind die Ortswehr Mitte und Stiebitz im Einsatz. Da sich die Wetterlage nicht erneut verschärfte, verlief die Nacht relativ ruhig.

Die Spree nutzte zeitweise ihr gesamtes Flussbett, trat aber nicht über die Ufer. Auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Doberschau und Schlungwitz geriet am Sonnabendnachmittag ein Pkw ins Rutschen, weil sich auf der Fahrbahn Wassermassen in Richtung Spree bewegten.

Auf der Autobahn wurde Aquaplaning einem Autofahrer zum Verhängnis. Der 27-jährige Skoda-Fahrer kam am Sonnabend gegen 17 Uhr zwischen den Anschlussstellen Bautzen-Ost und Bautzen-West nach rechts von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Schutzplanke. Glücklicherweise blieb der Mann unverletzt. Es entstand ein Schaden von rund 7.000 Euro, das Auto war nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden.

Königswarthaer retten Trödelmarkt

Im Raum Königswartha wurde dem Schwarzwasser sein Flussbett zu klein. Wiesen und eine Gartenanlage wurden überflutet. Am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr traf sich Bürgermeister Swen Nowotny (CDU) mit der Feuerwehr und dem Regulierer der Wehre des Schwarzwassers. Mit einem Kraftakt konnte ein für Sonntagvormittag geplanter Trödelmarkt gerettet werden.

Nach Angaben der regionalen Leistelle war es am Sonnabend im Landkreis Bautzen zu mehr als 70 Einsätzen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und weiteren Rettungskräften im gesamten Landkreis gekommen.

Das THW war mit mehreren Fahrzeugen in Neukirch im Einsatz.
Das THW war mit mehreren Fahrzeugen in Neukirch im Einsatz. © SZ/David Berndt
Die Wesenitz ist über die Ufer getreten. Betroffen waren hier Anwohner des Talwegs.
Die Wesenitz ist über die Ufer getreten. Betroffen waren hier Anwohner des Talwegs. © SZ/David Berndt
Am Talweg hatte die Wesenitz zeitweise die Straße überspült.
Am Talweg hatte die Wesenitz zeitweise die Straße überspült. © SZ/David Berndt
Bei den Anwohnern am Talweg war das THW unter anderem im Einsatz, um Menschen zu evakuieren.
Bei den Anwohnern am Talweg war das THW unter anderem im Einsatz, um Menschen zu evakuieren. © SZ/David Berndt

Unwetter haben am Sonnabend auch in anderen Regionen Sachsens Straßen und Keller unter Wasser gesetzt. Betroffen waren neben der Region Bautzen vor allem die Sächsische Schweiz und der Landkreis Görlitz.

Dieser Beitrag wurde am 19. Juli um 13.15 Uhr aktualisiert.