Wo die Mieten im Landkreis Bautzen hoch und wo sie eher günstig sind
Bautzen. Die gestiegenen Energiepreise machen sich für Mieter spätestens in der Nebenkostenabrechnung bemerkbar. Doch immerhin: Die Mietpreise für neu zu vermietende Wohnungen sind im Landkreis Bautzen in den letzten zwölf Monaten kaum gestiegen. Woran das liegt und welche Region im Landkreis davon eher wenig profitiert.
Wie hoch liegen die Mieten im Landkreis Bautzen?
Laut dem Mietatlas von Immobilienscout24, einer der größten Online-Immobilienplattformen Deutschlands, liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter im Landkreis Bautzen bei 6,16 Euro. Wohnungen sind hier damit deutlich günstiger als in Dresden (8,43 Euro), aber deutlich teurer als im Landkreis Görlitz (5,30 Euro). Der Landkreis Bautzen liegt damit ziemlich nah am sachsenweiten Durchschnitt (6,22 Euro). Der deutschlandweite Durchschnittsmietpreis liegt dagegen mit 8,43 Euro auf Dresdner Großstadtniveau. Die Zahlen gelten für das erste Quartal im Jahr 2024.
In welchen Gemeinden sind die Mieten am teuersten?
Die Formel ist einfach: Je näher die Gemeinden an der Stadt Dresden liegen, umso teurer sind die Mieten. Spitzenreiter ist die Stadt Radeberg mit 7,49 Euro pro Quadratmeter, dicht gefolgt von Ottendorf-Okrilla und Wachau. Die günstigsten Wohnungen sind im Schnitt für 5,42 Euro in Sohland/Spree zu bekommen. Es handelt sich dabei um Angebotsmietpreise, also um jene Preise, die Vermieter auf Immobilienportalen inserieren. Die Preise für Bestandsmieter können davon abweichen.
Wie haben sich die Mieten in den Gemeinden entwickelt?
Mit 2,07 Euro ist die Spanne zwischen günstigster und teuerster Durchschnittsmiete im Landkreis Bautzen recht groß - und genauso unterscheiden sich auch die Mietpreiserhöhungen im Verlauf des Jahres 2023. Den größten Sprung nach oben haben auch hier die Dresdner "Speckgürtelgemeinden" Radeberg (18 Cent mehr) und Wachau (15 Cent mehr) gemacht. Auffällig ist jedoch: Auch Kamenz und angrenzende sorbische Gemeinden haben mit bis zu 12 Cent überdurchschnittlich stark zugelegt.
Im Vergleich mit den Vorjahren ist das zwar noch eine mäßige Mietpreiserhöhung, doch in allen anderen Gemeinden im Landkreis Bautzen hat sich die Miete für neu zu vermietende Objekte im Jahr 2023 gerade einmal um 1 bis 3 Cent je Quadratmeter erhöht. In der Stadt Bautzen ist der durchschnittliche Mietpreis sogar um 3 Cent gesunken.
Das führt dazu, dass sich der Mietpreis im Landkreis Bautzen insgesamt im Schnitt nur um 3 Cent erhöht hat, im Jahr 2022 lag die Erhöhung noch bei 19 Cent, im Jahr 2021 bei 27 Cent. Auch im Kreis Görlitz haben die Vermieter im Jahr 2023 fast durchweg auf Mieterhöhungen verzichtet, in der Stadt Dresden ist dieser Effekt dagegen nicht ganz so stark.
Warum sind die Mieten 2023 im Kreis Bautzen kaum gestiegen?
Der Bautzener Immobilienmakler Frank Rostowski verweist auf die gestiegene Inflation. "Die Vermieter sind zögerlich, die Mieten anzuheben, und in Bautzen sind sie da vielleicht etwas karitativer als andere", mutmaßt er. Aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen auch bei den Nebenkosten seien viele Vermieter zurückhaltend bei der Mieterhöhung, weil sie einen Auszug ihrer Mieter nicht riskieren wollen. "Die Leute sind am Limit und können sich keine höheren Mieten mehr leisten."
In der Stadt Bautzen ist diese Entwicklung nicht neu: In den letzten vier Jahren sind die Mietpreise hier nur um 43 Cent gestiegen, im restlichen Landkreis dagegen um durchschnittlich 64 Cent. Die Stadt ist ein Ausreißer nach unten. "Es gab lange Zeit relativ viel Leerstand bei den Wohnungen", erklärt Kirsten Schönherr, Chefin der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft. Inzwischen sei das nicht mehr das große Problem.
"In Bautzen wurde aber nichts gebaut und wenig saniert, damit wurden auch die Neumieten nicht angehoben." Für Bauträger rechne sich ein Neubau in Dresden eher, weil dort die gestiegenen Baukosten besser durch steigende Mieten ausgeglichen werden könnten. "Damit bleibt der Bautzener Wohnungsmarkt auf dem gegenwärtigen Stand bestehen."
Warum steigen die Mieten im Raum Kamenz trotzdem?
Weniger zurückhaltend waren Vermieter außer in Radeberg und Wachau auch in der Stadt Kamenz und den Gemeinden Oßling, Ralbitz-Rosenthal, Nebelschütz, Räckelwitz, Crostwitz, Panschwitz-Kuckau, Elstra, Steina und Haselbachtal. Dort stiegen die Mieten auch im Jahr 2023 weiter deutlich an.
Alexander Müller, Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft Sachsen, vermutet, dass sich der Dresdner "Speckgürtel" nun auch über Radeberg und Pulsnitz hinaus bis nach Kamenz ausweitet. Auch wenn die Chipfabrik von TSMC in Dresden noch nicht gebaut ist, kämen bereits jetzt Bauleute in die Region und seien auf der Suche nach Wohnungen außerhalb des teuren Dresdner Stadtgebiets - das betreffe auch Mitarbeiter der bereits ansässigen Firmen Infineon, Bosch und Globalfoundries. Dadurch steige die Nachfrage, und Vermieter hätten größeren Spielraum für eine Mieterhöhung.
Zudem habe Kamenz sich wirtschaftlich gut entwickelt, berichtet Wulf-Dietrich Schomber, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsgesellschaft (SWG) Kamenz. "Kamenz hat genug Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen und ist gut an den Ballungsraum Dresden angebunden." Zudem ließen sich in Kamenz und im sorbischen Gebiet große Familienwohnungen finden, die in Dresden schwer zu bekommen seien. Selbst in den äußersten Ortsteilen von Kamenz seien die Wohnungen der SWG sehr gut nachgefragt.