SZ + Meißen
Merken

So hoch sind die Mieten im Elbland

Wer im Landkreis Meißen wohnen möchte, muss wie überall mit hohen Mieten rechnen. In einem Ort ist der durchschnittliche Preis sogar höher als in Dresden.

Von Martin Skurt
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Mietpreis laut aktuellem Mietatlas von ImmoScout24 in Kommunen des Landkreises Meißen zum Teil gesunken. Der große Trend geht aber in eine andere Richtung.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Mietpreis laut aktuellem Mietatlas von ImmoScout24 in Kommunen des Landkreises Meißen zum Teil gesunken. Der große Trend geht aber in eine andere Richtung. © SZ/Eric Weser (Symbolbild)

Landkreis. Auch Mieterinnen und Mieter im Landkreis Meißen sind seit 2022 von der Inflation und den gestiegenen Energiepreisen betroffen. Dies hat Auswirkungen auf die Kaltmietpreise in der Region, die größtenteils noch günstiger als in Dresden sind. Doch es ergreifen nur wenige Gemeinden Maßnahmen dagegen, beispielsweise durch die Einführung von Mietspiegeln. Diese sind nicht verpflichtend und werden deshalb mit großer Wahrscheinlichkeit von fast allen vernachlässigt.

Wie hoch sind die Mieten im Landkreis?

Laut dem Mietatlas von Immobilienscout24, einer der größten Online-Immobilienplattformen Deutschlands, beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete im Landkreis Meißen 6,62 Euro pro Quadratmeter. Das heißt, Wohnungen sind im Elbland günstiger als in Dresden (8,43 Euro), aber teurer als in den Nachbarkreisen Mittelsachsen (5,61 Euro), Nordsachsen (6,40 Euro), Bautzen (6,16 Euro). Nur der Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist mit 6,65 Euro etwas teurer.

Der Landkreis Meißen liegt damit über dem sachsenweiten Durchschnitt von 6,22 Euro. Im deutschlandweiten Durchschnitt beträgt der Mietpreis 8,43 Euro, was dem Niveau von Dresden entspricht. Nur die Stadt Radebeul (8,75 Euro) liegt da deutlich drüber. Diese Zahlen geben das erste Quartal 2024 wieder.

Wo sind die Mieten am höchsten?

Die Mieten im Landkreis variieren je nach Nähe zur Stadt Dresden. Radebeul führt die Liste mit einem Quadratmeterpreis von 8,75 Euro an, gefolgt von Moritzburg (8,24 Euro) und Weinböhla (7,65 Euro). Die günstigsten Wohnungen findet man durchschnittlich für 5,36 Euro in Lommatzsch. In der Kreisstadt Meißen kostet der Quadratmeter 6,62 Euro, also genauso viel wie im Landkreis. Diese Preise basieren auf den Angeboten von Vermietern auf Immobilienportalen. Das heißt, die tatsächlichen Mietpreise für Bestandsmieter können davon abweichen und sind in der Regel günstiger.

Wie haben sich die Mieten seit 2020 entwickelt?

Im Elbland ist die Spanne zwischen den günstigsten und teuersten Durchschnittsmieten groß und beträgt 3,39 Euro. Die Mietpreiserhöhungen seit 2020 sind dafür konstant hoch. Zwischen 1,02 Euro in Radebeul und 0,51 Euro in Zeithain wurden die Mieten angepasst. Besonders die Kommunen im Dresdner Ballungsraum haben die größten Anstiege zu verzeichnen: Nach Radebeul folgt Coswig mit 0,96 Euro, Weinböhla mit 0,91 Euro sowie Meißen und Moritzburg mit jeweils 0,84 Euro.

Coswig ist zudem die Stadt, die im Vergleich zum 1. Quartal 2020 den größten prozentualen Anstieg besitzt, mit fast 15 Prozent. Danach folgt Meißen mit einem ähnlichen Wert. Riesa hingegen verzeichnet den niedrigsten Anstieg der Mieten mit knapp zehn Prozent, die einer Erhöhung des Mietpreises von 0,52 Euro entspricht.

Eine andere Bewertung ergibt sich, wenn das vierte Quartal im Jahr 2023 betrachtet wird. Da zeigt sich, dass die in alle großen Städten des Landkreises außer Meißen gesunken sind. In Radebeul, Großenhain und Riesa um jeweils fünf Cents, in Coswig sogar um acht Cents. Im Landkreis insgesamt sieht es ähnlich aus: Dort sankt der Nettokaltmietpreis von 6,66 Euro auf 6,62 Euro pro Quadratmeter.

Wenn man sich die Grafik "Entwicklung der Kaltmieten seit 2020" anschaut, erkennt man, dass sich im Jahr 2023 in den dargestellten Gemeinden des Landkreises bis auf Radebeul ein Plateau gebildet hat. Das bedeutet, dass im vergangenen Jahr die Mietsteigerungen geringer ausfielen als davor. Besonders in Diagrammlinie für Coswig und Meißen erkennt man einen steileren Anstieg zwischen dem dritten Quartal 2022 und dem ersten Quartal 2023.

Ob künftig die Mieten weniger steigen oder sogar sinken? Das ist eher unwahrscheinlich, da der Mietpreistrend sein 2020 nach oben geht. Das entspricht ungefähr dem Zeitpunkt, seitdem die Inflation in Deutschland stark zugenommen hat.

Was können Kommunen gegen steigende Mieten tun?

Mietpreise entstehen in der Regel auf einem freien Markt. Sie hängen ab von Lage, Wohnungsgröße und -schnitt, Ausstattung und Zustand sowie den örtlichen Gegebenheiten wie Nahversorgung, Ärzteabdeckung, ÖPNV und dem persönlichen Wohlfühlfaktor. Das heißt, in der Regel können Kommunen weniger direkt die Mietpreise steuern, sondern nur indirekt die Bedingungen vor Ort steuern.

Allerdings gibt es Möglichkeiten, die jedoch nicht alle Städte und Gemeinden im Landkreis ausschöpfen: Mietspiegel.

Ein Mietspiegel stellt die ortsüblichen Vergleichsmieten dar und gibt Vermietern und Mietern gleichermaßen bei Neuvermietungen eine Orientierung. Zudem hilft das Instrument, unbegründete Mieterhöhungen auf vereinfachte Art anzufechten.

In Meißen gilt seit Sommer 2023 ein neuer Mietspiegel, in Radebeul seit Dezember. Für Coswig gilt der aktuelle noch bis Ende 2024, jedoch wird schon einer neuer für 2025 erarbeitet. Nur Großenhain hat seit 25 Jahren das erst mal wieder keinen Mietspiegel mehr. Streit sei vorprogrammiert und das Amtsgericht müsse im Zweifelsfall entscheiden, sagt Eyk Schade, Leiter des Mietervereins Meißen und Umgebung.