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Mehr Wolfsrisse im Kreis Bautzen

Mindestens neun Angriffe auf Nutztiere gehen in diesem Jahr bereits auf die Kappe des Raubtieres. Das ist der Spitzenwert in Sachsen.

Von Theresa Hellwig
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Bei neun Nutztierrissen im Kreis Bautzen wurde in diesem Jahr schon der Wolf als Verursacher festgestellt.
Bei neun Nutztierrissen im Kreis Bautzen wurde in diesem Jahr schon der Wolf als Verursacher festgestellt. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Bautzen. Es war ein verstörendes Bild, das sich dem Besitzer eines Wildgehes in Kamenz Anfang dieses Jahres bot. Drei seiner Tiere fand er bei jenem Besuch tot vor. Ausgeweidet, abgenagt bis auf das Gerippe. Die Fachstelle Wolf bestätigte die Vermutung des Tierhalters: Die Risse gehen auf das Konto eines Wolfs oder gar mehrerer Wölfe. Und das, obwohl das Gehege eigentlich die Ansprüche des Mindestschutzes erfüllte.

Der Tierhalter in Kamenz ist nicht der einzige, der dieses Jahr eine solch verstörende Entdeckung machen musste. Insgesamt elf Nutztierrisse sind der Fachstelle Wolf in diesem Jahr schon für den Landkreis Bautzen gemeldet worden. Wie das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mitteilt, ist bei neun davon der Wolf mit „hinreichender Sicherheit“ als Verursacher festgestellt worden. Die Fachstelle stuft in fünf verschiedene Kategorien ein: in Bearbeitung, keine Bewertung möglich, unklar, andere Ursache – oder eben „Wolf hinreichend sicher“.

Kreise Bautzen und Görlitz haben die meisten Wölfe

23 Tiere, überwiegend Schafe, verloren dabei im Kreis Bautzen durch einen Wolf ihr Leben. Der Landkreis ist damit der mit den meisten Wolfsrissen in Sachsen. Hier – und im Nachbarlandkreis Görlitz – gibt es die meisten Wolfsrudel in Sachsen. Dennoch kommt der Nachbarlandkreis in diesem Jahr bislang glimpflicher davon. Dort gab es bisher vier Risse. Im Kreis Nordsachsen sind zwei gemeldet worden, und in den Landkreisen Leipziger Land und Mittelsachsen gibt es jeweils einen.

Auch im Vergleich zum Vorjahr liegt die Zahl im Kreis Bautzen damit vergleichsweise hoch. Sieben Nutztierrisse zeigte die Statistik für den 1. Januar bis 31. März 2020 auf. Nur bei einem ist der Wolf als hinreichend sicherer Verursacher ermittelt worden. Insgesamt gab es 2020 im Kreis Bautzen 52 Übergriffe auf Nutztiere, bei 32 ging das auf Wölfe zurück.

Umweltamt stuft die Lage nicht als auffällig ein

Ist die Situation in diesem Jahr also besorgniserregender als sonst? „Die aktuelle Situation“, sagt LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt, „ist nicht als auffällig einzustufen“. Die Lage entspreche in etwa der im Jahr 2018.

Wichtig sei aber, auf einen wirksamen Herdenschutz zu achten. Bei den elf Nutztierrissen im Kreis Bautzen seien die Mindestschutzkriterien nur in fünf Fällen erfüllt worden. Einer dieser fünf Fälle ist der Wolfsangriff im Wildgehege in Kamenz.

Zäune sollten mindestens 1,20 Meter hoch sein

„Wer seine Schafe und Ziegen über Nacht nicht einstallen kann, sollte vorhandene Zäune auf Schwachstellen prüfen und Mängel beseitigen“, sagt Karin Bernhardt. „Unsere Fachstelle Wolf empfiehlt Tierhaltern, stromführende Zäune zu verwenden, weil sie den Wolf in der Regel durch einen schmerzhaften Stromschlag abschrecken.“ Besonders bewährt hätten sich Litzenzäune mit einer Höhe von einem Meter bis 1,20 Meter und einer Spannung von 2.500 bis 4.000 Volt. Die Zäune müssten gut gespannt sein, damit die Höhe durchgehend eingehalten wird.

„Wichtig ist auch, dass es keine Durchschlupfmöglichkeiten am Boden gibt und alle Seiten der Koppel geschlossen sind. Über offene Gräben oder Gewässer können Wölfe leicht eindringen.“

Und auf noch eine Sache gelte es zu achten, nämlich auf eine ausreichende Koppelgröße. Falls ein Wolf die Tiere von außen in Panik versetzt, sollten sie die Chance haben, auszuweichen – damit sie nicht ausbrechen. Denn wenn das passiert, ist das Spiel für den Wolf ein Leichtes.

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