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MDR dreht ab Ende Februar Rietzschel-Film in der Oberlausitz

Der Debüt-Roman von Lukas Rietzschel kommt auf die große Leinwand. Dafür werden noch Darsteller aus der Oberlausitz für kleine Nebenrollen gesucht.

Von Tim Ruben Weimer
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Lukas Rietzschel lieferte mit seinem Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" einen Erklärungsansatz, warum Pegida und AfD so groß werden konnten - aus seiner eigenen Ost-Perspektive. Jetzt wird das Buch verfilmt.
Lukas Rietzschel lieferte mit seinem Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" einen Erklärungsansatz, warum Pegida und AfD so groß werden konnten - aus seiner eigenen Ost-Perspektive. Jetzt wird das Buch verfilmt. © Christine Fenzl

Görlitz. Am 28. Februar starten in Görlitz und weiteren Orten in der Oberlausitz die Dreharbeiten zur Verfilmung von Lukas Rietzschels Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen". Der 100-minütige Kinofilm soll voraussichtlich in genau einem Jahr auf der Berlinale erstmals vorgestellt werden. Geplant ist eine einmonatige Drehphase im März sowie eine weitere im Mai. Hinter dem Film stecken der MDR, RBB, WDR und ARTE sowie die Berliner Produktionsfirmen "Flare Film" und "Chromosom Film".

Wie sich zwei Oberlausitzer Brüder radikalisieren

Für die meisten der insgesamt 45 Rollen wurden bereits Schauspieler gefunden. Gut die Hälfte stamme aus der Region und sei häufig an Theatern angestellt, berichtet Produzentin Roxana Richters. Unter anderem seien auch sorbische Theatergruppen aus Bautzen sowie eine Schulklasse aus Görlitz involviert. Details dazu sollen noch folgen. Gesucht werden allerdings weiterhin Komparsen, also Darsteller für Rollen mit geringerer Bedeutung.

Der Film von Regisseurin Constanze Klaue erzählt die Geschichte der elf- und neunjährigen Brüder Philipp und Tobias Zschornack, die um die Jahrtausendwende in der Oberlausitz aufwachsen und sich zunehmend abgehängt fühlen. Mit der Zeit radikalisieren sich die Brüder, bis einer von ihnen ein Flüchtlingsheim anzündet. "Es ist genau jene Generation der 90er und frühen Nullerjahre, die zum Teil später mit Pegida auf die Straße ging", erklärt Klaue, die in Ost-Berlin und Brandenburg aufwuchs.

Erklärungsansatz für Erfolg von Pegida und AfD im Osten?

Nach der Deutschen Einheit hätten Ostdeutsche wie sie eine Art Migrationserfahrung im eigenen Land erlebt, weshalb gerade junge Menschen mit wenig Stabilität aufgewachsen seien. "Besonders in Filmen fehlen die Geschichten über den Osten, erzählt von Menschen aus dem Osten", so Klaue. "Ich sehe in AfD-Wählern auch enttäuschte, gebrochene und entrückte Lebensläufe, die einen Ansatz bieten, sich differenzierter mit dem Problem auseinandersetzen."

Die Romanvorlage "Mit der Faust in die Welt schlagen" des Görlitzer Schriftstellers Lukas Rietzschel war 2018 Spiegel-Bestseller und wurde nach der Flüchtlingskrise häufig zur Erklärung des Aufkommens rechten Gedankenguts im Osten herangezogen.

Interessierte für eine Komparsen-Rolle in dem Film können sich unter www.filmissimo.de anmelden.