Sohland geht beim Kauf eines Feuerwehrautos ungewöhnlichen Weg
Sohland/Spree. Manchmal geht es schneller als gedacht: Dass seit Anfang Juni ein neues Tanklöschfahrzeug TLF 4.000 im Gerätehaus der Feuerwehr Sohland steht, können selbst die Kameraden kaum glauben. Doch die Gemeinde ist beim Kauf einen ungewöhnlichen Weg gegangen.
Während Kommunen derzeit mindestens anderthalb Jahre auf ein neues Fahrzeug warten müssen, war die Entscheidung zu Kauf und garantierter Lieferung des Einsatzfahrzeugs mit der Rufbezeichnung Flo-So 24/1 quasi über Nacht gefallen. Denn: Das neue Feuerwehrauto hat sich die Gemeinde Sohland auf dem freien Markt beschafft und damit nicht nur Zeit, sondern vor allem Kosten gespart.
Idee entsteht nach Besuch in Partnergemeinde Gangelt
„Eigentlich hatten wir uns 2022 für den Kauf eines neuen Fahrzeugs für eine Förderung beim Landkreis angemeldet“, sagt Bürgermeister Hagen Israel (parteilos). Dabei war man sich bewusst, dass die Anschaffung aufgrund der damit verbundenen Richtlinien etwas dauern könnte – und bis heute liegt auch kein solcher Förderbescheid vor. „Allerdings gehen wir laut Prioritätenliste davon aus, dass Sohland 2023 für eine Förderung infrage kommt“, erklärt der Bürgermeister.
Nach einem Besuch in der Partnergemeinde Gangelt in Nordrhein-Westfalen kam der Gedanke auf, es doch einmal auf dem freien Markt zu versuchen. „Es sollte natürlich genau so ein Auto mit all den Komponenten sein, wie wir es auch mit Fördermitteln bekommen hätten“, erläutert Hagen Israel. Nachdem die Verwaltung auch die Ortswehr ins Boot geholt hatte, wagte man den Versuch.
Und die Feuerwehrleute wurden schnell fündig: In Berlin stand das gewünschte Modell bei einer Feuerwehrautoschmiede auf dem Hof abholbereit. „Da mussten wir uns über Nacht entscheiden, denn wir waren nicht die einzigen Bewerber für das Fahrzeug“, erinnert sich der Sohlander Ortswehrchef Mathias Grunert.
Der Preis in Höhe von 345.000 Euro für ein komplett nach den Wünschen der Sohlander Wehr ausgestattetes und ausgebautes Fahrzeug war bei der Entscheidungsfindung das I-Tüpfelchen, denn das neue Einsatzfahrzeug habe eine Tageszulassung und sei dadurch als Gebrauchtwagen eingestuft worden, erklärt der Bürgermeister.
Sohland hofft trotzdem auf Förderung für Feuerwehr
Mitte April 2023 wurde der Auftrag für das Fahrzeug erteilt. Ende Mai fuhr eine Sohlander Abordnung nach Berlin, um das Fahrzeug in Empfang zu nehmen. Nachdem es alle feuerwehrtypischen Aufkleber erhalten hat, steht das Auto nun in Sohland in der Feuerwache und wartet auf seinen ersten Einsatz.
Mit der Neuanschaffung sei die Kommune in Vorleistung gegangen. „Den Preis hätten wir auch als Eigenanteil gezahlt, wenn wir das Einsatzfahrzeug regulär gekauft hätten“ sagt der Bürgermeister. Normalerweise koste ein derartiges Fahrzeug rund 520.000 Euro, wenn es über eine Ausschreibung gekauft werde. Die Förderung für genau dieses Fahrzeugmodell wiederum liege bei 165.000 Euro. „Unseren Förderantrag wollen wir beim Landkreis trotzdem aufrechterhalten und im besten Fall abrechnen“, berichtet er.
Auch Feuerwehr Wehrsdorf erhält neues Fahrzeug
„Die Beschaffung dieses Fahrzeugs war eines der größten Abenteuer, die ich bei der Feuerwehr je erlebt habe“, sagt Ortswehrleiter Mathias Grunert, der mit Kollegen die technische Ausstattung des Fahrzeugs überwacht hat. Das neue Auto führt in einem Tank 4.000 Liter Wasser mit und löst ein Feuerwehrfahrzeug aus dem Jahr 1991 ab.
Das neue Fahrzeug wird nicht das letzte sein, das die Kommune 2023 in Dienst stellen will. Nachdem die Feuerwehr Taubenheim im März 2023 bereits einen Mannschaftstransportwagen in Empfang nehmen konnte, dürfen sich die Wehrsdorfer Kameraden Ende August auf ein LF10 freuen. Alle Fahrzeuge sollen im September feierlich vorgestellt werden.