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Kreis Bautzen: So groß sind die Waldschäden

Schuld am Sterben der Bäume ist nicht nur der Borkenkäfer. Zwei Regionen sind besonders stark betroffen.

Von David Berndt
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Frank Dietrich von Sachsenforst, Thomas Sobczyk vom Landratsamt und Revierförster Michael Haupt vom Domkapitel St. Petri (v.l.) sorgen sich um die Wälder im Landkreis Bautzen wie hier am Mönchswalder Berg bei Wilthen. Sie wollen gezielt aufforsten.
Frank Dietrich von Sachsenforst, Thomas Sobczyk vom Landratsamt und Revierförster Michael Haupt vom Domkapitel St. Petri (v.l.) sorgen sich um die Wälder im Landkreis Bautzen wie hier am Mönchswalder Berg bei Wilthen. Sie wollen gezielt aufforsten. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Übersehen lässt es sich schon lange nicht mehr: In den Wäldern im Landkreis Bautzen gibt es erhebliche Schäden. Was auf ganz Sachsen und weite Teile Deutschlands zutrifft, gilt auch hier: Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben dafür gesorgt, dass sehr viele Bäume aus den Wäldern entfernt werden mussten. Thomas Sobczyk von der Unteren Forstbehörde des Landkreises drückt es so aus: „Es gibt keine Waldbestände, die unbeschädigt sind.“

Dieser Eindruck wird durch den Blick in den Sachsenatlas auf den Internetseiten des Freistaates bestätigt. Die Waldschäden sind dort als lila Areale eingezeichnet, Freiflächen rosa markiert.

Waldschäden in der Region Bautzen
Waldschäden in der Region Bautzen © SZ-Grafik

Besonders betroffen ist das Bautzener Oberland und damit die Fichte. Laut Thomas Sobczyk sind hier von Juni bis Dezember vergangenen Jahres 322.000 Festmeter Fichtenholz geschädigt worden. Verantwortlich dafür sei der Buchdrucker, eine Borkenkäferart. Damit sei der Schaden größer als im gesamten Borkenkäferjahr von Juni 2019 bis Mai 2020.

Ähnliche Ausmaße fallen beim Blick in die Region westlich von Kamenz auf. Vor allem rund um Schwepnitz und Königsbrück gibt es viele lila Flächen. Hier sind es aber nicht Fichten, sondern Kiefern, die geschädigt wurden. Rund 118.000 Festmeter Holz standen Ende 2020 zu Buche. Auch hier waren verschiedene Borkenkäferarten am Werk, vor allem der Blaue Kiefernprachtkäfer.

Waldschäden in der Region Kamenz.
Waldschäden in der Region Kamenz. © SZ-Grafik

Die Zahlen hätten sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht, erklärt Thomas Sobczyk. „Es handelt sich um die mit Abstand höchste Schadholzmenge Kiefer, die durch rindenbrütende Käfer im Gebiet jemals verursacht wurde.“ Beim Ausblick ist der Fachmann wenig optimistisch, egal ob es um Kiefer oder Fichte geht.

Trockenheit macht Bäume wehrlos

Bei den Ursachen komme einiges zusammen. Seit 2017/18 gab es drei große Stürme sowie drei extrem warme und trockene Sommer. Seit dieser Zeit fehle in Summe ein kompletter Jahresniederschlag. Damit haben die Bäume nicht die nötigen Abwehrkräfte. Normalerweise würden sie sich gegen die Borkenkäfer wehren, indem sie Harz absondern und die Käfer damit umhüllen, wodurch diese sterben. Die Trockenheit allein sei nicht das Problem für die Bäume, sondern die Extremereignisse.

Auch für Frank Dietrich vom Forstbezirk Oberlausitz des Staatsbetriebes Sachsenforst spielt die Dürre eine große Rolle. „Der Boden ist immer noch zu trocken“, zeigt er beim Treffen am Mönchswalder Berg. Selbst der viele Schnee im Winter habe nichts weiter bewirkt. „Nur der Oberboden bis zu einer Tiefe von etwa 25 Zentimetern ist nass.“ Das reicht nicht mal für die Fichte, die als Flachwurzler etwa 50 Zentimeter unter der Oberfläche Wasser bräuchte. Bei vielen anderen Baumarten wären eineinhalb bis zwei Meter erforderlich.

Aber das sind nicht die einzigen Probleme. Für die Fichte sei es hier im Lausitzer Bergland einfach zu warm. Normal wären hier eigentlich Buchen, Eichen oder Tannen. Aber selbst die Laubbäume in der Umgebung sind nun gefährdet, fügt Michael Haupt hinzu. Er ist der Revierförster des Domkapitels St. Petri, dem Wälder zwischen Sdier und der tschechischen Grenze sowie Schirgiswalde und Wilthen gehören. „Wenn die Fichten aus dem Wald geräumt werden, fallen die Laubbäume bei Sturm um.“ Ihnen fehle nun der Schutz.

Aufforstung ist eine große Herausforderung

Bei der künftigen Aufforstung werde es darum gehen, möglichst viele Baumarten zu pflanzen, die einen dauerhaften Bestand versprechen. Das müssen Michael Haupt und andere Waldbesitzer per Hand machen, sofern neue Bäume nicht natürlich wachsen. Denn auch das passiere, sagt Frank Dietrich. Birke, Pappel oder Esche seien sogenannte Pionierbäume. „Die kommen am ehesten allein.“ Problematisch könne es allerdings auf Freiflächen werden. Hier bremsen oder stören Brombeeren und Vergrasung das Wachstum.

Und Aufforstung sei nicht nur kostspielig, sondern auch eine große Herausforderung, berichtet Thomas Sobczyk. „Es ist ein langwieriger Prozess. Bei fünf bis acht Baumarten muss das gut gesteuert werden.“ Für Förster sei der Waldumbau eine hohe Kunst. Schließlich wolle man ein Ziel erreichen, was zum Teil noch 100 Jahre entfernt ist.

Sollten neue Fichten wachsen, werde man die eventuell schon nach 40 und nicht nach 100 Jahren schlagen. „Die klassische Fichtenwirtschaft ist vielleicht vorbei“, sagt Thomas Sobczyk. Aufforstung sei trotzdem lohnenswert und unabdingbar. Der Blick auf den Wald sollte sich, zumal in Zeiten sinkender Holzpreise, nicht nur auf dessen Wirtschaftlichkeit richten.

Schließlich haben Wälder verschiedene Funktionen für die Gemeinheit, erklärt Thomas Sobczyk. Sie sind wichtig für den Wasserhaushalt, fürs Klima, die Erholung oder den Schutz vor Erosionen, gerade in Hanglagen im Lausitzer Bergland.

Waldbesitzer sollten deswegen gerade im Frühjahr und Sommer wöchentlich kontrollieren, ob ihre Bäume von Borkenkäfern befallen sind. Ist dem so, bleibe nicht viel Zeit. Könne sich der betroffene Baum nicht selbst schützen, müsse er innerhalb von fünf bis sechs Wochen entfernt werden, sonst verbreiten sich die Käfer.

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