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Wölfe werden in Tautewalde heimisch

Erstmals wurde in dem Wilthener Ortsteil ein Rudel nachgewiesen. So reagieren Alpaka-Halter aus Tautewalde darauf.

Von Bettina Spiekert
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Ein Wolfsrudel aus einem Elternpaar und zwei Welpen wurde in Tautewalde nachgewiesen. Ein Welpe wurde jedoch schon bei einem Unfall getötet.
Ein Wolfsrudel aus einem Elternpaar und zwei Welpen wurde in Tautewalde nachgewiesen. Ein Welpe wurde jedoch schon bei einem Unfall getötet. © Symbolfoto: dpa/Patrick Pleul

Wilthen. Der Chef des wölfischen Familienclans wurde schon vor anderthalb Jahren nachgewiesen, nun teilte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit, dass in Tautewalde, einem Ortsteil von Wilthen, ein ganzes Rudel lebt. Neben den beiden Elterntieren wurden zwei Welpen bestätigt. Ein Welpe des Rudels starb jedoch im März dieses Jahres bei einem Verkehrsunfall bei Neukirch/Lausitz, sagt Karin Bernhardt, Pressesprecherin des Landesamtes.

Damit kommt ein weiteres Rudel im Landkreis Bautzen hinzu. Die Wolfsbestände in der Oberlausitz seien derzeit sehr dynamisch, teilt die Fachstelle Wolf im sächsischen Umweltamt mit. Das heißt: Die Wolfsterritorien verschieben sich fortlaufend. Neben dem Rudel in Tautewalde gebe es weitere neue im Landkreis Görlitz in Zimpel und der Noeser Heide bei Rothenburg. Fünf andere Rudel wiederum, etwa die in Elstra und Haselbach, konnten nicht mehr nachgewiesen werden.

Dabei hat der Chef des Tautewalder Clans eine weite Reise hinter sich. Nach Angaben des Umweltministeriums stammt der Rüde aus der dinarischen Population. Diese erstreckt sich von Slowenien über Serbien nach Bulgarien und Griechenland. In Deutschland wurde der Rüde erstmals im Oktober 2020 im Landkreis Tirschenreuth in Bayern nachgewiesen. Im November 2020 gelang ein Nachweis von ihm im Vogtlandkreis bei Heinersgrün. Und dieser Rüde dürfte auch schon für Unmut unter Tierhaltern gesorgt haben. Dass es ihn gibt, wurde über einen genetischen Abstrich bei einem Nutztierriss im Mai vergangenen Jahres nachgewiesen. Wo, teilt das Landesamt nicht mit; nur, dass es nicht in Tautewalde war.

Alpakazüchter treffen mit hohen Weidezäunen Vorsorge

„Nun müssen auch wir hier lernen, mit dem Wolf zu leben. Erfreut sind wir deswegen nicht“, sagt Wilthens Bürgermeister Michael Herfort (CDU). Er befürchtet weitere Risse durch das neue Rudel. „Wenn sich der Wolf mal an der Dezimierung der Wildschweine beteiligen würde, hätte wohl kein Jäger etwas dagegen. Aber er sucht sich immer die leichteste Beute“, sagt er.

Zu der zählen neben Schafen auch Alpakas. Erst im September löschten Wölfe im Raum Weißwasser eine ganze Herde der aus Südamerika stammenden Tiere aus. Zehn Alpakas, die in einem umzäunten Areal gehalten wurden, fielen dem Raubtier zum Opfer. Trotzdem sieht man den Wolfsnachweis direkt im Ort beim Alpakahof Jüschke in Tautewalde noch gelassen. „Wir wurden zwar von unserem Züchterverband darüber informiert, dass es hier ein Rudel gibt und der Wolf auch schon Alpakas gerissen hat, aber Angst haben wir deswegen keine“, heißt es von der Züchterin.

Freistaat fördert Schutzmaßnahmen für Nutztiere

Da ein Wolf, so heißt es von der Deutschen Wildtierstiftung, innerhalb seines Territoriums täglich weite Strecken bis zu 20 Kilometer zurücklegt, hat sich auch Jana Beck so ihre Gedanken über den Wolf in ihrer Nachbarschaft gemacht. Sie hat im Sommer ihren Alpakahof am Valtenberg in Neukirch eröffnet.

"Meine Tiere sind durch einen 1,80 Meter hohen Zaun auf ihrer Weide gesichert. Der hat allerdings keinen Untergrabschutz. Und nachts stehen die Alpakas sowieso in einem verschlossenen Stall", sagt sie. Grundsätzlich habe sie kein Problem mit den Raubtieren, zumal der Freistaat Schutzmaßnahmen für Nutztiere zu 100 Prozent fördere. "Ich glaube, da müssen sich Mensch und Tier einfach arrangieren", ist Jana Beck überzeugt.

In Sachsen werden die Wölfe seit 2001 beobachtet. Gleichzeitig gewinne man so Erkenntnisse zur Biologie und zur Lebensweise der Wölfe, sagt Karin Bernhardt. Das Wolfsmonitoring-Jahr lehnt sich nicht an das Kalenderjahr an, sondern an das biologische Wolfsjahr und dauert daher von Mai bis April.