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Rückschlag für "Goldenen Engel" in Bischofswerda: Investor zieht sich zurück

Das Hotel am Altmarkt in Bischofswerda steht seit vielen Jahren leer. Zuletzt hatte ein Investor aus Dresden große Pläne. Warum die geplatzt sind und wie es nun weitergeht.

Von Miriam Schönbach
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Am Altmarkt 25 in Bischofswerda grüßt der "Goldene Engel" von der Ecke des Hotels, das einst das beste Haus am Platz war. Das denkmalgeschützte Gebäude hat die Stadt nun wieder unter ihre Fittiche genommen.
Am Altmarkt 25 in Bischofswerda grüßt der "Goldene Engel" von der Ecke des Hotels, das einst das beste Haus am Platz war. Das denkmalgeschützte Gebäude hat die Stadt nun wieder unter ihre Fittiche genommen. © Steffen Unger

Bischofswerda. Der „Goldene Engel“ bleibt das Sorgenkind der Stadt Bischofswerda. Wie Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) bei der Stadtratssitzung am Dienstag sagte, könne der Investor sein geplantes Projekt nicht umsetzen. „Er hat es intensiv bearbeitet, die Planungen für das Nutzungskonzept vorangetrieben, aber es fehlt an genügend Eigenkapital, um die nötige Finanzierung durch die Banken zu bekommen.“

Im Dezember 2022 hatte der Stadtrat dem Verkauf des Hauses an die Firma Jubefa, einen Grundstücksentwickler aus Dresden, zugestimmt. Deren Geschäftsführer Justus-Konrad Flade hatte schon ziemlich konkrete Vorstellungen zu dem Objekt am Altmarkt 25. „Ich würde mich freuen, wenn wir die erste Nutzungsstufe bis Ende kommenden Jahres erreichen könnten“, sagte er damals im Gespräch mit Sächsische.de. Eine grundsätzliche Sicherung der Gebäudesubstanz war für 2023 und 2024 vorgesehen. Ziel sei es, sagte Justus-Konrad Flade, dass der Engel „keine ewige Baustelle“ werde.

Stadt Bischofswerda hat 2012 das Haus gekauft

Die Stadt Bischofswerda versprach sich vom Verkauf des „Engels“ einen Schub für die Stadtentwicklung, Gastronomie sollte wieder Leben ins Erdgeschoss bringen. Aus Sicht der Stadtverwaltung war Immobilienfachmann Justus-Konrad Flade genau der richtige Mann für dieses herausfordernde Projekt. Der Investor beschäftigt sich seit 2014 mit der Revitalisierung von Brachflächen und der Sanierung im Bestand. Im Frühjahr 2022 hatte er die Kottmar-Baude von der Stadt Löbau gekauft.

Das Hotel "Goldener Engel" am Altmarkt in Bischofswerda steht seit vielen Jahren leer. 2012 sicherte sich die Stadt das denkmalgeschützte Haus für 52.000 Euro bei einer Zwangsversteigerung.
Das Hotel "Goldener Engel" am Altmarkt in Bischofswerda steht seit vielen Jahren leer. 2012 sicherte sich die Stadt das denkmalgeschützte Haus für 52.000 Euro bei einer Zwangsversteigerung. © Steffen Unger

Zum aktuellen Stand am „Engel“ in Bischofswerda will sich der Dresdner nicht äußern, „ohne nochmal mit der Stadt gesprochen zu haben“. OB Große sagt: „Zu einer anderen Zeit wäre er mit dem Konzept gut durchgestartet. Wir hoffen aber, dass er das Projekt weiter begleitend unterstützt.“ Statt des Investors ist nun wieder die Stadt in der Pflicht.

Noch unter Großes Vorgänger Andreas Erler hatte sich die Stadt 2012 das jahrzehntelang beste Haus am Platz für 52.000 Euro bei einer Zwangsversteigerung gesichert. Das Ziel war damals, die Neuausrichtung des Hauses bestimmen zu können und nur Konzepte zuzulassen, die der Entwicklung der Stadt dienlich sind. Geplant war unter anderem die Zusammenlegung mit Nachbargebäuden für den Bau eines großen Einkaufszentrums als Magneten.

Dach des "Engels" muss dringend saniert werden

Doch es blieb bei der Idee. Stattdessen war das Dahinsiechen des „Engels“ und damit auch einer attraktiven Innenstadtfläche im letzten Jahrzehnt immer wieder Thema im Stadtrat. „Es gab in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Gesprächen und Projektideen für das Gebäude“, sagt Holm Große. Ein Interessent habe sich in der Zeit der Corona-Pandemie verabschiedet. „Geschichte bekommst Du eben nicht mehr eingefangen. Jetzt müssen wir aktiv werden“, resümiert der OB.

Als Eigentümer des „Goldenen Engels“ hat die Stadt Bischofswerda aber Erhaltungs- und Sanierungspflichten am denkmalgeschützten Gebäude. „Wir sind aktuell dabei zu prüfen, ob und mit welchen Fördermitteln wir eine Dachsanierung anschieben können“, sagt Bauamtsleiterin Heidi Hofmann-Mäder. Dazu seien Untersuchungen etwa der Statik und ein Holzschutzgutachten erforderlich. Das Bauamt sei gerade in der Prüfung, was geht. Denn lange Warten geht nicht mehr: Das Gebäude wurde um 1814 errichtet, zuletzt 1997 saniert und ist nach jahrelangem Leerstand in keinem guten Zustand mehr.

Hoffnung auf ein Restaurant noch nicht aufgegeben

Nähere Informationen zum Thema „Goldener Engel“ sollen die Mitglieder des städtischen Ausschusses für Technik und Wirtschaft bei ihrer Sitzung im März erhalten. „Wenn mich jemand vor acht Jahren gefragt hätte, ob wir mit dem ,Engel' oder mit dem Kulturhaus schneller sind, hätte ich immer auf den ,Engel' getippt“, sagt Holm Große. Für das zweite Sorgenkind der Stadt – das lange leerstehende Kreiskulturhaus – sieht sich Bischofswerda mittlerweile auf einem guten Weg.

Der denkmalgeschützte Bau soll mithilfe von Geld aus dem Kohle-Fonds in ein Zentrum für städtische Ämter, Einrichtungen und externe Mieter umgewandelt werden. Gleichzeitig bleibt der große Saal für Veranstaltungen erhalten. Für den Umbau zum Kommunal- und Kulturzentrum erwartet die Stadt aktuell den Fördermittelbescheid.

Für das einst beste Haus am Platze bleibt erst einmal nur die Hoffnung. „Wir versprechen uns auch, dass wir mit den jetzigen Maßnahmen weiteren Investoren den Einstieg erleichtern können“, sagt Holm Große. Denn noch ist der Plan nicht ad acta gelegt, dass im „Goldenen Engel“ im Erdgeschoss wieder ein Restaurant einzieht und das Denkmal insgesamt wieder zu einer attraktiven Innenstadtfläche wird.