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Dresdner Reisebüros droht Insolvenz

Nach Gastronomen, Händlern und Handwerkern, haben auch Dresdens Reisebüros Angst vor den Corona-Folgen. Ein Hilferuf.

Von Andreas Weller
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Großbuchstaben im Schaufenster eines geschlossenen Reisebüros.
Großbuchstaben im Schaufenster eines geschlossenen Reisebüros. © Symbolbild: Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Reisewarnung, Flugabsagen, Stornierungen - für Dresdens Reisebüros bedeutet das einen Millionenverlust. Die vom Land zugesagten Krediten helfen ihnen nicht, sagen sie.

Im Verein Dresdner Reisebüros sind derzeit mehr als 40 Reisebüros organisiert, sie haben mehr als 300 Mitarbeiter. Für sie spricht Marketing-Chefin Anett Herrmann. "Wir haben uns zusammengeschlossen, um gemeinsam in der Öffentlichkeit aufzutreten sowie Reisen ab dem Flughafen Dresden anzubieten und somit den Wirtschaftsstandort Dresden zu stärken. Jetzt haben wir in den Reisebüros eine dramatische Situation."

Zwar hat das Land Unternehmern günstige Kredite mit langen Laufzeiten zugesichert. Doch das greife für Reisebüros nicht. "Wir fürchten um unsere Existenz, wenn die sächsische Landesregierung nicht sofort auf unsere immense Notlage reagiert", so Anett Hoffmann. 

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Alle Reisebüros sind auf Anordnung geschlossen worden, weil für sie die Allgemeinverfügung des Landes greift. Damit sei für sie nicht nur die Grundlage für die aktuelle Liquidität verloren gegangen. "Wir sind die einzige Branche, die für geleistete Arbeit das Geld oder die Provisionen teilweise ein Jahr später bekommt, nämlich erst dann, wenn der Kunde gereist ist, da die meisten Veranstalter erst zu diesem Zeitpunkt die Provisionen zahlen", erklärt die Marketing-Chefin. "Zudem gibt es auch Veranstalter, die bereits gezahlte Provisionen zurückfordern." Das treffe jedes eigenständige Büro hart.

"Wir benötigen sofortige rückzahlungsfreie Finanzhilfen"

Die Büros schaufeln zudem ihr eigenes Grab, wie Hoffmann ausführt, weil sie Stornierungen kostenlos durchführen müssen. Dafür falle Arbeitszeit an, die nicht durch Kurzarbeitergeld ersetzt werden kann. "Dafür müssen die Inhaber von Kleinstunternehmen mit zwei bis drei Mitarbeitern zusätzlich zahlen. Somit drohen Mitarbeiterentlassungen."

Das Liquiditätshilfedarlehen von bis zu 50.000 Euro vom Land helfe den Reisebüros nicht. "Auch wenn diese mit einer Laufzeit von bis zu acht Jahren und für die ersten drei Jahre tilgungsfrei zur Verfügung gestellt werden, bedeutet dies für viele Büros das wirtschaftliche Aus", so Hoffmann. Diese Kredite könnten die Einnahmeverluste nicht kompensieren, wenn wegen der Reisebeschränkungen sämtliche Umsätze entfallen.

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"Wir benötigen sofortige rückzahlungsfreie Finanzhilfen, um zumindest unsere kurzfristige Liquidität zu sichern", fordern die Reisebüros. So wie beispielsweise in Bayern. Konkret wollen sie:  Soforthilfe als rückzahlungsfreien Finanzhilfen, gemessen an der Größe des Unternehmens und der Anzahl an Mitarbeitern, Steuererlass statt Steuerstundung und anteilige Übernahme der Gehälter von Selbstständigen in Kleinstbetrieben, analog des Kurzarbeitergeldes für Arbeitnehmer.

"Die Reiselust der Deutschen wird wiederkommen", ist sich Anett Hoffmann sicher. "Uns Reisebüros gibt es dann vielleicht nicht mehr, die Kunden werden online buchen, so landen die bisher an den Freistaat und die Gemeinden gezahlten Steuern zukünftig nicht mehr hier in Sachsen."

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