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1.667 Attacken auf Retter während Corona-Pandemie in Sachsen

Mit Beschimpfungen, Behinderungen und manchmal sogar Gewalt sind auch Menschen in Sachsen konfrontiert, die eigentlich retten wollen. Kritische Situationen machen auch nicht direkt betroffenen Einsatzkräften Angst.

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Ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht.
Ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht. © Hendrik Schmidt/dpa (Archiv/Symbolbild)

Dresden. Während der Corona-Pandemie sind in Sachsen 1.667 Angriffe auf Rettungskräfte registriert worden. Die Zahl der Fälle schnellte 2021 gegenüber dem Vorjahr um gut ein Viertel in die Höhe - von 448 auf 609, wie nach Angaben des Innenministeriums aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Für das Vor-Corona-Jahr 2019 sind 367 Attacken verzeichnet, 2022 waren es 610.

Die meisten Fälle werden aufgeklärt, die Quote ging leicht von 98,6 auf 96,7 Prozent zurück, die Zahl der Tatverdächtigen stieg von 344 vor vier Jahren auf 579 im vergangenen Jahr an.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) führt nicht Buch darüber. "Die Situation hat sich weder verschlechtert noch verbessert", sagte ein Sprecher. Die Wahrnehmung für das Thema allerdings sei gestiegen.

Gewalt durch alkoholisierte, unter Drogen stehende oder psychisch kranke Menschen seien Teil des Einsatzes, auch wenn Menschen irrational handelten oder auch nur überfordert seien mit einer Situation. "Das lässt sich nicht abstellen." Das "Unnötige" aber wie Aggression, Bedrohung, Beschimpfung, Blockaden von Rettungswagen und Einsatzkräften, die als vermeintliche Vertreter des Staates angefeindet würden, seien besonders belastend. "Das ist nicht zu verstehen und zu tolerieren."

Auch nicht direkt betroffene Einsatzkräfte entwickelten Ängste

Auch die Johanniter führen keine Statistik. Übergriffe auf das Rettungspersonal hätten, jedoch sehr selten, "langfristige psychische Folgen mit Flashbacks, Arbeitsunfähigkeit oder gar Kündigung", sagte ein Sprecher. Auch nicht betroffene Kollegen entwickelten Ängste. "Beleidigungen und Beschimpfungen sind an der Tagesordnung, wie auch aggressives und rücksichtsloses Auftreten, körperliche Übergriffe sind nach wie vor die ganz große Ausnahme."

Das Johanniter-Personal wird im Umgang mit aggressiven Menschen trainiert und in Sachen Deeskalation geschult. Nachsorgeteams helfen im Ernstfall bei der psychischen Bewältigung belastender Vorfälle. Beim DRK werden im Projekt TEK emotionale Kompetenzen trainiert, um die psychische Gesundheit der Einsatzkräfte zu stärken, sagte der Sprecher. Sein Kollege von den Johannitern geht davon aus, dass Berichte zu Übergriffen potenziellen Berufsnachwuchs abschrecken. (dpa)