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„Die Impfung nimmt der Krankheit den Schrecken“

Im Coswiger Altenpflegeheim „Am Spitzgrund“ kam es zum Corona-Ausbruch. Offenbar handelt es sich um einen Impfdurchbruch.

Von Ulf Mallek & Beate Erler
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Das Altenpflegeheim „Am Spitzgrund“ in der Friedewaldstraße in Coswig. Hier kam es zu einem Impfdurchbruch bei Bewohnern.
Das Altenpflegeheim „Am Spitzgrund“ in der Friedewaldstraße in Coswig. Hier kam es zu einem Impfdurchbruch bei Bewohnern. © Norbert Millauer

In großen roten Buchstaben steht die schlechte Nachricht auf der Internetseite des Seniorenheims „Am Spitzgrund“ in Coswig, die vor allem die Angehörigen interessieren wird. Im Haus A können, aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens, auf unbestimmte Zeit keine Besucher empfangen werden. Das Haus C am Spitzgrund ist bisher nicht betroffen und Besucher sind erlaubt. Vor einigen Tagen wurden 13 Bewohner eines Wohnbereichs und sieben Mitarbeiter bei einem Corona-Test positiv getestet. Insgesamt stehen in dem Altenpflegeheim 110 Plätze zur Verfügung.

Wie das Virus in das Heim gelangt ist, kann der Geschäftsführer Sebastian Lange nicht sagen: „Das wäre schön, wenn wir das so einfach wüssten“, sagt er. Auch der Heimleiter, Hagen Pollmer, kann nur wenig Auskunft erteilen: Auf die Frage, wie viele von den aktuell infizierten Bewohnern und Mitarbeitern bereits geimpft sind, teilt er kurz mit: „Dazu führen wir keine Statistik.“

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist für die Organisation und das Impfen im Landkreis Meißen in den Impfzentren und auch in den Alten- und Pflegeheimen verantwortlich: „Wir haben im März insgesamt 115 Bewohner und Mitarbeiter in dem Altenpflegeheim geimpft“, sagt der Pressesprecher vom DRK Sachsen, Kai Kranich. Sie hätten alle die Erst- und Zweitimpfung mit dem Biontech-Impfstoff bekommen, so der DRK-Sprecher. Die Einrichtung habe aber bereits neuerlichen Bedarf angemeldet: „Es gibt neue Bewohner, die geimpft werden wollen“, sagt Kai Kranich. Der Impftermin für 54 Bewohner ist für Mai geplant. Ob unter den aktuell Infizierten auch Bewohner und Mitarbeiter sind, die bereits im März geimpft wurden, kann er aber auch nicht sagen.

Meißens Landrat Ralf Hänsel sieht im Coswiger Heim einen Impfdurchbruch. "Es ist ein Irrglaube zu denken, ich bin geimpft und kann das Virus nicht mehr kriegen", sagte der Landrat, der selbst an Corona erkrankt war. Es könne damit zusammenhängen, dass die Immunabwehr bei älteren Menschen schwächer ist. "Die Antikörper waren vielleicht noch nicht richtig aufgebaut", so Hänsel. Es gebe schon Überlegungen, bestimmten Personen eine dritte Impfung zu geben. Dennoch gehe es den Betroffenen in Coswig nicht schlecht. Sie sind trotz des Impfdurchbruchs vor einer schwerer Covid-Erkrankung geschützt.

Schwere Verläufe noch nicht beobachtet

Das Altenpflegeheim „Am Spitzgrund“ ist allerdings kein Einzelfall. In den letzten Tagen kam es in mehreren Altenheimen zu neuen Ausbrüchen, auch im Landkreis: „Ausbrüche gibt es auch in weiteren Altenpflegeheimen. Eines mit einer geringeren Fallzahl und in anderen Altenpflegeeinrichtungen gibt es Einzelfälle“, teilt das Gesundheitsamt des Landkreises mit. In Coswig zeigten alle betroffenen Bewohner nur leichte Ausprägungen der Symptome und leichte Krankheitsverläufe: „Die positiv getesteten Bewohner halten sich in ihrem Wohnbereich auf und das geschieht in Abstimmung mit den Angehörigen“, so das Gesundheitsamt. Wie es zu dem erneuten Ausbruch kam, ist derzeit unklar. Die Mitarbeiter werden mindestens zweimal wöchentlich getestet. Bei Besonderheiten, wie Symptomen oder Abwesenheit, erfolgen zusätzliche Tests.

Der Haupteingang des Heimes. Hier werden 110 Bewohner betreut.
Der Haupteingang des Heimes. Hier werden 110 Bewohner betreut. © Norbert Millauer

Die Impfstoffe bieten eine 95 prozentige Sicherheit, dass es nicht mehr zu einer Infektion kommt, sagt Professor Alexander Dalpke, Facharzt für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum Dresden. „Das heißt, dass sich fünf von 100 Geimpften dennoch erneut infizieren können.“ Die gute Nachricht ist, dass dabei aber nur ein leichter Verlauf mit beispielsweise Kopfschmerzen, Müdigkeit und leichter Erkältungssymptomatik auftritt. „Schwere Verläufe oder Verläufe, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, sind nach einer Impfung bisher nicht beobachtet worden oder sind eine absolute Seltenheit“, sagt Alexander Dalpke.

Dennoch betont er, dass auch für Geimpfte sämtliche Regeln wie das Tragen einer Maske und das Einhalten des Mindestabstands gelten. „Eventuell wird die Maske in Innenräumen als zusätzlicher Schutz zur Normalität gehören“, sagt er. Neue Daten zeigen, dass parallel zur harmlosen Infektion, die Viruslasten bei geimpften Menschen sehr niedrig sind und somit die Infektiosität deutlich herabgesetzt ist. „Die Impfung schützt zu fast 100 Prozent vor schweren Verläufen und nimmt der Krankheit den Schrecken“, so Alexander Dalpke.

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