Dresden
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Ausgebremst auf dem Weg zur Bühne

Mit ihrer Dresdner Band Caracou wollte Jana Pöche 2020 so richtig durchstarten. Doch die Corona-Krise hat alles verändert. Nun macht ein Musikvideo neue Hoffnung.

Von Henry Berndt
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Im Carte Blanche drehten Caracou das Video für ihren Song "It's all right with me", eine Coverversion von Cole Porter.
Im Carte Blanche drehten Caracou das Video für ihren Song "It's all right with me", eine Coverversion von Cole Porter. © privat

Dresden. Es ist dieses Gefühl, wie wenn man gerade den Kreisel zum Drehen gebracht hat, er so richtig Fahrt aufnimmt - und dann kommt jemand, und hält ihn einfach an. Der Kreisel ist in diesem Fall eine Dresdner Bandkarriere. Die Spaßbremse ist das Coronavirus.

Anfang 2019 startete Jana Pöche ihr neues Bandprojekt namens Caracou. Gemeinsam mit vier Musikern bringt die 31-Jährige beschwingten Gipsy-Jazz auf die Ohren und auf die Bühne. Jana singt, begleitet von zwei Gitarren, einer Geige und einem Kontrabass. "Diese Art von Musik gibt es nicht all zu häufig in Deutschland", sagt Jana, "und wir haben schnell gemerkt, dass das richtig gut ankommt."

Zunächst verbrachten Caracou viel Zeit damit, das Repertoire einzustudieren. Im Dezember folgte dann das erste umjubelte Konzert im Jazzclub Tonne. Alles war vorbereitet für ein erfolgreiches Musikjahr 2020, in dem auch ein professionelles Video für einen ihrer Songs entstehen sollte.

Jana Pöche stammt aus Nordrhein-Westfalen. Nach dem Abitur wollte sie eigentlich in Berlin studieren, bekam dann aber 2012 einen Platz an der Musikhochschule in Dresden. Fachrichtung: Jazz/Rock/Pop.

Wie fast alle freiberuflichen Musiker singt sie in verschiedenen Bands und Formationen. Als Duo tritt sie bei Hochzeiten auf, als A-cappella-Gruppe Blended wollte sie eigentlich 2020 auf Taiwan-Tour gehen. Nun hofft sie dafür auf dieses Jahr.

Auch Janas Caracou-Projekt wurde jäh ausgebremst. Im vergangenen Jahr konnten sie nur bei den Kulturinseln in der Innenstadt auf sich aufmerksam machen. Hinter der Dreikönigskirche spielten sie einige 20-Minuten-Sets. Die Leute tanzten vor ihrer Bühne. "Das war schon ganz schön, aber kein Ersatz für richtige Konzerte, bei denen wir unser Publikum verzaubern können."

Aus jeder Menge Swing-Tänzern wurde coronabedingt noch ein Tanzpaar

Der Videodreh zum Jazz-Standard "It's all right with me" musste zunächst auf Oktober verschoben und das Drehbuch musste grundlegend umgeschrieben werden. Eigentlich sollten in Zoras Carte-Blanche-Theater in der Neustadt jede Menge Dresdner Swing-Tänzer für 30er-Jahre-Stimmung sorgen. Am Ende entschied man sich pandemiebedingt für ein Tanzpaar, das im Video zunächst mit den Folgen einer langer Partynacht kämpft, dann aber auf magische Weise von der Musik auf die Bühne gezogen wird.

Die eigens gebuchte Regisseurin Silvia Cannarozzi aus Italien brachte eine Art Directorin, einen Tontechniker und einen Kameramann gleich mit nach Dresden. Zwei Tage lang wurde von morgens bis nachts gedreht. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen - und wurde sogar im Rahmen von "Kultur digital" von Simply Saxony gefördert. Vor wenigen Tagen feierte das Video seine Premiere bei Youtube, inzwischen haben es über 1.000 Menschen angesehen.

Caracou mit Sängerin Jana Pöche haben noch viel vor.
Caracou mit Sängerin Jana Pöche haben noch viel vor. © privat

Wie geht es jetzt weiter? Wird es in diesem Sommer ein Elbhangfest geben? Eine Schlössernacht? Irgendwelche Konzerte? Bislang halten sich die Veranstalter verständlicherweise zurück. Bei Jana und Caracou hat sich eine latente Hoffnungslosigkeit breitgemacht.

"Wir sind jetzt schon genauso lange Teil dieser Krise, wie es uns überhaupt gibt. Irgendwann gewöhnst du dich daran, dass du mit nichts zu rechnen brauchst", sagt Jana. "Ich habe aufgehört, mir selbst zeitliche Ziele zu setzen."

"Die Leute warten auf unsere Musik"

Seit sieben Jahren wohnt sie in Dresden mit ihrem Freund zusammen, der ebenfalls freiberuflicher Musiker ist. Zurzeit kommt nicht allzu viel in die gemeinsame Kasse. "Ich kann ein bisschen Onlineunterricht geben", sagt Jana. 1.000 Euro Unterstützung habe sie von der Stadt bekommen, sei danach aber durch alle Raster gefallen. "Inzwischen brauchen wir gemeinsam unsere Altersvorsorge auf."

Was ihr noch Hoffnung macht? "Ich glaube, die Leute warten auf unsere Musik, weil die einfach gute Laune macht", sagt Jana. "Und die können wir ja nun wirklich alle gebrauchen."

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