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"Ich wache in der Nacht oft weinend auf"

Auch das Radeberger Fitnessstudio von Dana Herrlich ist vom Teil-Lockdown betroffen. Die Entscheidung empört sie sehr.

Von Rainer Könen
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"Dieser Lockdown 'light' ist für mich nicht nachvollziehbar", sagt Dana Herrlich, die in Radeberg ein Fitnessstudio betreibt.
"Dieser Lockdown 'light' ist für mich nicht nachvollziehbar", sagt Dana Herrlich, die in Radeberg ein Fitnessstudio betreibt. © Marion Doering

Radeberg. Dana Herrlichs Arbeitstag beginnt in diesen trüben Herbsttagen wie gewohnt um sechs Uhr morgens. Und er endet, wie sonst auch, meist erst am späten Abend. Für die Radebergerin ist das derzeit der Weg, ihrem Alltag einen Rahmen, etwas Normalität zu geben. Obwohl dieser seit knapp drei Wochen gewaltige Risse bekommen hat.

Denn vom bundesweit beschlossenen vierwöchigen Teil-Lockdown, der am 2. November in Kraft trat, ist natürlich auch ihr Fitnessstudio betroffen. "Dieser Lockdown 'light' ist für mich nicht nachvollziehbar", erklärt die 41-Jährige. Und hatte vor einigen Tagen, wie auch einige andere sächsische Fitnessstudios, gegen diese Entscheidung geklagt, einen Eilantrag auf Wiedereröffnung beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht (OVG) eingereicht.

Jedoch: Freizeitsport bleibt in Sachsen in der Coronakrise weitestgehend untersagt, entschied das OVG nun. Heißt: Fitnessstudios in Sachsen bleiben weiter geschlossen. Auch das von Dana Herrlich.

Die ob der angeordneten Schließung empört ist. Der zweite Lockdown sei "existenziell" und gehe gewaltig an die finanzielle Substanz. "Ich werde im November einen Umsatzrückgang von rund 60 Prozent haben", hat sie errechnet. Als sie Ende Oktober erfuhr, dass die Bundesregierung einen Teil-Lockdown plante, "haben wir sofort mit unseren Kunden gesprochen", so Dana Herrlich.

Rund 450 Mitglieder hat ihr Studio. Die Frage, die sie und ihr Team vor allem interessierte: Wer meldet sich ab? Wer macht weiter? Nur wenige hätten dem Studio den Rücken gekehrt, die meisten bleiben dabei, wollen abwarten, wie es in den nächsten Wochen weitergeht. Angesichts der ständig steigenden Infektionszahlen in Deutschland deutet vieles darauf hin, dass sich dieser Lockdown wohl noch bis ins kommende Jahr hinziehen wird, verschärfende Maßnahmen sind nicht auszuschließen.

"Ein harter Nackenschlag"

Gesportelt wird aber in ihrem Studio dennoch. Jedenfalls vor der Kamera. Rund 40 Videoclips seien produziert worden, damit die Mitglieder auch daheim trainieren können. Die Fitnesskurse finden online statt. "Das hilft mir, hilft meinen Mitarbeitern, die gegenwärtige Situation ein wenig auszublenden."

Anfang diesen Jahres eröffnete die gebürtige Ohornerin ihr Fitnessstudio in Radeberg, welches eine Menge Platz bietet. Auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern können die Kunden im Gerätepark ausgiebig sporteln.

Die 41-Jährige erzählt, dass der erste Lockdown im Frühjahr für sie und ihre Mitarbeiter schon "ein harter Nackenschlag" gewesen sei. Man habe gemeinsam viel Geld in das neue Studio investiert, wollte wirtschaftlich erst mal in Schwung kommen. Das lief ja in den ersten beiden Monaten nach der Eröffnung auch ganz gut, so die Inhaberin. Bis Corona kam. Und sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte.

"Ich musste im April einen Kredit beantragen", erzählt Dana Herrlich. Über den Nothilfefonds der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) erhielt sie 50.000 Euro. Und nun diese erneute Schließung. Da dreht sich jetzt vieles um die Frage, ob und wie es mit ihrem Fitnessstudio weitergehen wird.

"Ich wache in manchen Nächten heulend auf", beschreibt sie ihren derzeitigen Zustand. Der Lockdown mache sie an manchen Tagen ziemlich fertig, der sei eine Zumutung, einfach schlecht. Schlecht für die Kundschaft, schlecht insbesondere für die Inhaber von Fitnessstudios und deren Angestellte. Man wisse in diesen Zeiten gar nicht so recht, "wo man stehe", findet Dana Herrlich. "Schlimm ist auch, dass einem niemand sagen kann, was im Dezember, was im Januar sein wird." Während des ersten Lockdowns habe sie keinen ihrer Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, dieses Mal trifft es aber einen Teil ihrer 13 Mitarbeiter.

Fitnessstudios seien keine Corona-Hotspots

Fragen nach der Zukunft ihres Studios beantwortet sie damit, dass sie ein optimistischer, positiv-denkender Mensch sei. "Ich wünsche mir, dass wir Anfang Dezember unser Studio wieder öffnen können." Andererseits kann sie natürlich die Entwicklung in dieser Pandemie nicht ausblenden. Sicher, dass die derzeitige Situation Einschränkungen verlange, das leuchtet ihr ein. Aber müsse man gleich Fitnessstudios komplett dichtmachen?

Keine Kurse, eine Obergrenze für die Besucher, Maskenpflicht während des Trainings auf der Gerätefläche, all das ist hinnehm- und umsetzbar, findet Dana Herrlich und verweist auf das ausgearbeitete Hygienekonzept, das umfangreicher ist als in manch anderen Branchen. Auch erinnert sie an die Sicherstellung einer hundertprozentigen Kontaktverfolgung, und daran, dass bundesdeutsche Fitnessstudios keine Corona-Hotspots seien. Das habe man doch in den vergangenen Monaten deutlich sehen können, so Dana Herrlich, die sich nicht nur um die wirtschaftliche Seite, sondern auch um die Gesundheit ihrer Mitglieder sorgt. Die Funktionsfähigkeit des Immunsystems hänge schließlich auch mit dem körperlichen Zustand des Menschen zusammen. Es sei nicht richtig, den Menschen in dieser Zeit eine wichtige Trainingsmöglichkeit zu nehmen.

Noch dazu müssten viele trainieren, weil sie Schmerzen oder Stress reduzieren möchten, Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und psychische Erschöpfungssymptome bekämpfen. Für die Radebergerin Dana Herrlich steht fest, dass "die gesundheitlichen Folgen für viele Menschen den Nutzen dieser Maßnahme um sicher übertreffen werden".

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