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Der Mann mit den anständigen Liedern

Peter Lippert hat voriges Jahr in Pirna relativ spontan mit besonderen Konzerten begonnen. Nun ist daraus eine richtige Reihe mit vielen Musikern geworden.

Von Heike Sabel
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Nicht ohne Mütze und nicht ohne Gitarre: der Pirnaer Peter Lippert.
Nicht ohne Mütze und nicht ohne Gitarre: der Pirnaer Peter Lippert. © Daniel Förster

Plötzlich war ein Straßenkonzert etwas Besonderes. Es war nicht mehr ein Konzert unter vielen, sondern dieses eine Konzert. So begann im vergangenen Jahr, wovon Peter Lippert nicht wusste, wie es weitergeht. Als im Herbst das vorerst letzte Konzert in der Pirnaer Altstadt erklang, dachte er schon nicht mehr daran, aufzuhören, sondern daran, wie es im Frühjahr 2021 weitergeht. In den vergangenen Wochen und Monaten hat er immer mehr Musiker gefunden bzw. sie ihn, die mitmachen wollen. Nun steht ein Programm mit vorerst neun Konzerten bis Ende Juli. Das erste findet am Sonnabend, dem 10. April, statt. Wie immer vor dem Pirnaer Tourismusbüro.

Vom wilden Anfang

Die Musik wird so unterschiedlich sein wie die Musiker. Liedermacherprogramme von Lippert, dem Röhrsdorfer Rainer H. Herzog und dem Stolpener Jens Opitz, Folk und Instrumentalmusik, Frühlingslieder und selbst Poetry Slam gehören dazu. Was sie alle verbindet ist "anständig, menschlich, freundlich", sagt Lippert. Mit den "anständigen Liedern" hatte es schließlich begonnen. Die Themen der Lieder sind zu jeder Zeit wichtig, mit und ohne Corona, sagt er.

Der Konzertplan

  • 10. April, 15.30 Uhr: Christian Helm, Kai-Uwe Jahn, Max+Eddi+Leni, Simon Mross
  • 24. April, 15.30 Uhr: Gundermann-Programm, Lieder- und Instrumentalmusik, Rainer H. Herzog, Elisabeth Hiller, Peter Lippert
  • 8. Mai, 15.30 Uhr: Frühlingsliederprogramm und Instrumentalmusik mit Akkordeon und Tuba, Britta Sommer, Peter Lippert, Veronika Wende und Petro
  • 22. Mai, 15.30 Uhr: Musik vom Duo Martin Eden (Folk und Hits), Michael Damme, Rainer H. Herzog, Kinder Musikgruppe, Max+Eddi+Leni
  • 5. Juni, 16.30 Uhr: "Zeitenströme"-Liedermacherprogramm Kai Uwe Jahn, Peter Lippert, Elisabeth Hiller, Christian Helm
  • 19. Juni, 16.30 Uhr: Die Traumvagabunden (Keyboard und Cello), Malerin Anne Kern zeigt Bilder
  • 3. Juli, 16.30 Uhr: "Einfach & So" - Folkmusik und Lieder mit Abdell Semoudi, Agnes Krellner, Andreas Kumbier, Jens Heinrich, Nicolas Schiller
  • 17. Juli, 16.30 Uhr: Lippi Solo, evtl. Grauper Bläser, Gingko-Folkmusik, Jens Opitz
  • 31. Juli, 16.30 Uhr: "Zu späte aber entspannt", musikalischer Poetry Slam mit Isabell und Sven Haase

Nach der Sommerpause im August soll es dann im September weitergehen. Interessierte Mitmusiker können sich bei Peter Lippert melden.

"Es ging ein bisschen wild los", sagt Peter Lippert. Aber so ist das bei spontanen Ideen und wenn man spürt, man muss was machen. Auf der einen Seite die abgeschaltete Kulturszene, auf der anderen die Menschen, die Kultur brauchen und so sich beide Seiten. Es gab viel Kultur im Internet, "aber es ist ein riesengroßer Unterschied, sie direkt zu erleben", sagt Lippert. Und so stellte er sich mit anderen hin und sang. Erst mit wenigen und kaum Technik und einem Hut, in dem ein paar Münzen landeten. Die Technik und die Münzen waren nicht das Wichtigste. "Singen bringt Gleichklang, im Körper und im Herzen." Dabei sei es egal, wie falsch man singt, Hauptsache, man ist dabei, sagt Lippert.

Vernünftiger Menschenverstand gefragt

Nun ist das mit dem gemeinsamen Singen derzeit auch so eine Sache. Chöre verstummen, Sänger hören auf. Doch im Freien und mit Entfernung soll es kein Problem sein. Die Veranstaltungen von Lippert sind genehmigt. Wie es mit dem Frühlingssingen im Mai werden soll, werde man sehen. Aber wenn die Leute mit Abstand auf dem Markt stehen, ist der groß genug für sie, sagt Lippert. "Wenn sich alle ein bissel vernünftig verhalten, wo ist da das Problem?"

Vernunft heißt für ihn nicht nur Abstand, sondern auch gesunder Menschenverstand. Wenn aus Vorsicht Angst wird, sei sie ein schlechter Ratgeber. Wer allein im Garten arbeitet und dabei Maske trägt, ist nicht besonders vernünftig, sagt Lippert. Die Gesellschaft sei verbittert, weil alles lahmgelegt ist und es einen anderen Weg geben müsste. Jeder weiß mehr, dazu kommen "krude Verschwörungstheorien". All das könne er nicht ändern, "aber was dagegen tun".

"Klappe halten, geht doch nicht"

Lippert sieht seine Lieder-Reihe als Teil des Pirnaer Kultursommers. Er will etwas Positives für seine Stadt tun. Sein Weg seien die Lieder, die Konzerte. Dass er dafür im vergangenen Jahr bei einem Wettbewerb sogar einen Preis bekam, hat ihn gewundert. "Da waren tolle Projekte dabei, viel übers Internet, wir machen ja eigentlich nur einfach Musik." Es ist eben die Zeit, wo die einfachen Dingen so wertvoll werden. Vom Preisgeld und der Unterstützung von Pirnas städtischer Wohnungsgesellschaft wurden die Technik erweitert und ein Zelt gekauft.

Peter Lippert sitzt an seinem Tisch in Pratzschwitz, vor sich liegt eine blaue Mappe mit den Unterlagen für die nächsten Konzerte. Er hat sich grad ein bisschen in Rage geredet. "Aber die Klappe halten und es geht eben nichts mehr, das geht doch nicht", sagt er und meint damit nicht nur das Singen. Er schließt die Mappe und wiederholt noch einmal leise wie zu sich selbst: "Das geht doch nicht."

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