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Corona: Dresdnerin sucht neue Ideen für Events

Eva Wagner betreibt eine PR- und Event-Agentur, aber 2020 muss sie mit ihrem Team die Pläne ändern. Sie sieht in der Krise trotzdem eine Chance.

Von Sven Geisler
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Eva Wagner betreibt die PR- und Event-Agentur "Die Sportwerk GmbH". Ihre Bilanz eines schwierigen Jahres: "Unsere oberste Priorität war es, alle Mitarbeiter zu halten, das haben wir geschafft."
Eva Wagner betreibt die PR- und Event-Agentur "Die Sportwerk GmbH". Ihre Bilanz eines schwierigen Jahres: "Unsere oberste Priorität war es, alle Mitarbeiter zu halten, das haben wir geschafft." © Michael Schmidt

Dresden. Dieses Jahr ist auch für sie ein schwieriges, Eva Wagner benutzt ein drastischeres Wort. Trotzdem zieht sie eine positive Bilanz, zwar nicht unter dem finanziellen Aspekt, aber emotional. Die 31-Jährige stammt aus Bautzen, hat dort einst für Budissa die Pressearbeit geleistet und sich bereits mit 19 Jahren als freie Journalistin selbstständig gemacht. Sie hat Germanistik, Slawistik sowie Romanistik studiert, war sieben Jahre Pressesprecherin bei den Dresdner Eislöwen und betreibt seit 2016 die Sportwerk GmbH, eine PR- und Event-Agentur.

Eine Netzwerkerin zwischen Sport und Wirtschaft. 2020 begann für sie am 4. Januar mit dem Hockey-Open-Air im Dynamo-Stadion, das sie als Geschäftsführerin maßgeblich mit organisiert hatte. „Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass wir diese Veranstaltung nicht etwa für den April geplant hatten“, sagt Wagner. „Wir hatten mehr als 30.000 Leute im Stadion, es war völlig normal, keinen Abstand zu halten, keine Maske zu tragen, niemand hat über ein Hygienekonzept geredet.“ Das Coronavirus hatte in China zwar bereits Städte lahmgelegt, aber in Europa wurde die Gefahr noch ignoriert.

Für Wagner und ihr Team, zu dem sieben Mitarbeiter gehören, rückte es beim Shorttrack-Weltcup im Februar zum ersten Mal ins Bewusstsein. Im Umgang mit den Asiaten seien sie vorsichtiger gewesen, meint sie, aber Tests waren kein Thema. „Wie naiv waren wir eigentlich?“, fragt sie heute. „Wir haben jemandem, der sich besorgt gezeigt hatte, ob er in die Eishalle kommen kann, aus Spaß eine FFP2-Maske geschenkt, die es damals nirgends zu kaufen gab. Im Nachhinein muss man sich dafür schämen.“

Es wusste keiner besser. Umso größer war der Schock, als die Corona-Pandemie auf einen Schlag Deutschland lahmlegte und sämtliche Planungen zunichtemachte. Wagner wollte mit der Agentur fünf Veranstaltungen ausrichten und möglichst ausbauen, denn größer, so schien es, geht immer. Plötzlich geht nichts mehr. „Wir haben uns sehr schnell von dem Gedanken verabschiedet, auf die Events zu setzen, spätestens als solche Großformate wie Olympia abgesagt wurden“, sagt Wagner.

Infektionenszahlen verhindern eine Striezel-Challenge

Sie begreift die Krise als eine Chance, das Profil der Agentur zu schärfen, stärker auf den PR-Bereich zu setzen und Unternehmen Konzepte unter anderem für Webseiten, Marketing im Internet und Social-Media-Auftritte vorzulegen. So konnten sie neue Kunden gewinnen. „Das hat uns geholfen, dieses Jahr zu überstehen. Unsere oberste Priorität war es, alle Mitarbeiter zu halten, das haben wir geschafft.“ Unmittelbar vor dem ersten Lockdown hatte sie mit Ex-Dynamo-Profi Falk Terjek sogar noch einen eingestellt.

Mit dem Hockey-Open-Air im Dynamo-Stadion startete auch die Agentur Sportwerk spektakulär in das Jahr 2020, doch dann änderte sich alles.
Mit dem Hockey-Open-Air im Dynamo-Stadion startete auch die Agentur Sportwerk spektakulär in das Jahr 2020, doch dann änderte sich alles. © Foto: Ronald Bonß

Jede Absage bringt jedoch Verluste, tut aber vor allem deshalb weh, weil man Zeit und Enthusiasmus umsonst investiert hat. Im April sollte zum zweiten Mal das Golf-Masters „ Elbe-Labe“ starten, nach der Premiere 2019 mit sieben Stationen in Deutschland und Tschechien diesmal auch in Polen. Der Gedanke, Unternehmer grenzüberschreitend zusammenzubringen, war durch die coronabedingten Auflagen jedoch nicht umsetzbar. „Das ist ein Kernpunkt der Veranstaltung, ohne den macht es keinen Sinn“, erklärt Wagner.

Der Lauf „Rund um die Talsperre Malter“ fiel genauso aus wie der „Dresden Rowing-Cup“, das Rudern auf der Elbe, zum Stadtfest und das Drachenboot-Festival. Die Idee, es in den Dezember zu verlegen und als Striezel-Challenge auszutragen, musste wegen der steigenden Infektionszahlen Ende Oktober aufgegeben werden.

Von den geplanten Wettkämpfen konnte nur der Lauf „Quer durch die Dresdner Heide“ im September gestartet werden, wenn auch statt mit rund 1.000 Teilnehmern wie 2019 nur mit knapp 500. Es blieb allerdings nicht die einzige Veranstaltung, die Sportwerk organisiert hat, und das ist das Besondere an dieser Geschichte. Sie haben ein neues Format kreiert, eines, das möglicherweise zukunftsträchtig ist, weil von vornherein kleiner angelegt: den Dippser Heide Cross Run, kurz DHXR.

Im Waldstadion Oelsa durften 250 Läufer dabei sein, und sie waren dankbar, endlich mal wieder nicht allein gegen die Uhr zu laufen, sondern sich direkt mit anderen messen zu können. „Die virtuelle Ebene ist gut und könnte eine Möglichkeit bleiben“, meint Wagner, aber: „Der mentale Faktor bei einem Wettkampf ist nicht zu unterschätzen.“ Und, das ist für sie erfreulich, was uns bis zur Pandemie als selbstverständlich erschien, wird wieder mehr geschätzt. „Es ist eben nicht normal, dass jede Woche x-Läufe veranstaltet werden, sondern es steckt das Engagement der Organisatoren und Partner dahinter.“

Sponsoren für kleinere Formate zu finden, wie den Energieversorger Enso für den Dippser Lauf, wird die große Herausforderung für die Agentur, die 2020 auch eine Idee umsetzen konnte, die schon länger gereift war: den Bob-Run an der Altenberger Bahn. 149 Läufer kamen Ende September im strömenden Regen oben an. „Damit wollten wir eigentlich deutlich größer starten“, meint Wagner, „aber wir sind froh, dass wir zeigen konnten: Wir sind nicht von der Bildfläche verschwunden.“

Schulterschluss von Kultur und Sport

Mit der Corona-Krise, meint sie, habe eine neue Zeitrechnung begonnen. „Wir werden Veranstaltungen völlig neu denken müssen.“ Ein voll besetztes Stadion wie beim Hockey-Open-Air zu Jahresbeginn sei für sie derzeit zumindest nicht greifbar. „Bis es wieder so sein wird wie vorher, brauchen wir alle Ausdauer: Besucher genauso wie Veranstalter“, sagt Wagner – und setzt auf Ideen, wie sie jetzt auch von „TeamSportSachsen“ entwickelt werden.

Die Agentur unterstützt die Initiative, „weil Sport unsere Herzensangelegenheit ist“. In dem Austausch der Profi-Klubs, der ohne die Corona-Notlage wohl nie zustande gekommen wäre, sieht Wagner einen wichtigen Impulsgeber für die Zukunft. Ein Zeichen hat die Initiative bereits gesetzt mit der der Aktion „MitOhneEuch“. So spielte die Sächsische Staatskapelle Dresden vor der Partie der Eislöwen gegen Bayreuth im leeren Fanblock live die Ouvertüre der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel. Ein Schulterschluss zwischen Kultur und Sport in schwierigen Zeiten.