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Wo die Sachsen Ski fahren dürfen

Ab Freitag öffnen Skigebiete unter 2G-Bedingungen. Dabei laufen die Lifte nicht nur am Fichtelberg. Ein Stimmungsbild aus den Skigebieten.

Von Martin Skurt
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Mit einer Pistenraupe präparieren Mitarbeiter den Hang am Höhenlift auf dem Fichtelberg.
Mit einer Pistenraupe präparieren Mitarbeiter den Hang am Höhenlift auf dem Fichtelberg. © dpa/Jan Woitas

Mit Verspätung starten die Skigebiete ab Freitag in die diesjährige Saison. Dabei wappnen sie sich für einen regen Ansturm. So etwa in Schöneck, Eibenstock, Holzhau, Oberwiesenthal und Altenberg. „Ich rechne mit viel Betrieb“, sagte Stefan Uhlmann von der Skiarena Eibenstock. Seit fast einer Woche klingelte das Telefon ununterbrochen. Viele Anruferinnen und Anrufer meinten zu Uhlmann: Es ist toll, dass Eibenstock den Corona-Lockdown überstanden hat. Nun geht es dort ab Freitag 9 Uhr los. Wintersportler können rodeln und Ski fahren. Auch in Altenberg, Holzhau und Schöneck werden die Lifte nach Angaben der Betreiber so bald wie möglich starten. Sachsens bekanntestes Skigebiet am Fichtelberg läutet die Saison am Samstag offiziell ein.

Im vergangenen Jahr war wegen Corona das Skifahren komplett ausgefallen. Auch in dieser Saison mussten Skifahrende sowie Betreibende von Liften, Verleihen und Skischulen lange bangen: Wegen hoher Infektionszahlen hatte Sachsen bisher die Öffnung der Skigebiete untersagt. Lediglich Langlauf war möglich. Etliche Skifans ließen sich davon aber nicht abhalten und fuhren über die Grenze nach Tschechien. Dort durften sie offiziell fahren. Mit der neuen sächsischen Corona-Verordnung, die ab Freitag gilt, ist das nun im Freistaat wieder möglich: für Geimpfte und Genesene (2G) sowie ohne Kontaktnachverfolgung.

Ski-Gebiete waren zwei Jahre dicht

René Lötzsch, Chef der Fichtelberg Schwebebahn, ist trotz dieser Einschränkung froh. Denn nach langer Pause kommt der Skibetrieb endlich wieder in Schwung. „Unser letzter Ski-Tag war am 15. März 2020“, erinnerte er sich. An einem normalen Winterwochenende seien sonst um die 6.000 Menschen im Skigebiet am Fichtelberg unterwegs. „Das werden wir dieses Wochenende nicht erreichen, glaube ich.“ So setzen die Oberwiesenthaler die 2G-Regel um: Sie richten eine Kontrollstelle ein und verteilen Bändchen an die Skifahrer. Alle Pisten, die beschneit werden können, werden präpariert. Der Rodelhang werde wohl noch nicht genutzt werden können, so Lötzsch.

Jennifer Braun, Chefin der Skiwelt Schöneck, spricht ebenso von ständig klingelnden Telefonen. Das verdeutlicht das große Interesse bei den Skifahrerinnen und Skifahrern. Im Vogtland setzt man ebenfalls auf die Bändchen-Lösung. Zudem müssen Gäste wie überall sonst eine Maske tragen, wenn Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Etwa beim Warten am Lift. Die Abfahrt am Schießhausberg werde auf alle Fälle offen sein, ebenso der Rodelhang, erklärte sie. An der Hohen Reuth werde fleißig beschneit, damit der Sessellift dort am Wochenende starten kann.

Probeweise wurden die Anzeigen für die Liftanlagen am Fichtelberg eingeschaltet.
Probeweise wurden die Anzeigen für die Liftanlagen am Fichtelberg eingeschaltet. © dpa/Jan Woitas

Startklar ist auch Alexander Richter mit seinem Team in Holzhau. Skifahrer müssten dort beim Kauf des Skipasses ihren 2G-Status nachweisen, erklärte er. Ansonsten gebe es genug Platz, dass sich keiner zu nahe komme. Die Eibenstocker sind ebenfalls gewappnet: „Wir haben alles fertig, derzeit erfolgt noch der Feinschliff“, berichtete Uhlmann. Für den Skibetrieb sei schon im Dezember Schnee produziert und gelagert worden. Nun habe man im Gebiet Schneehöhen von 30 bis 80 Zentimetern. Die Bewirtung der Skifahrer wird allerdings wie etwa in Schöneck auf Außengastronomie beschränkt sein, erklärte Uhlmann. „So wollen wir verhindern, dass wir zusätzlich beim Imbiss 2G-Plus kontrollieren müssen.“ Das sei sonst zu kompliziert.

Uhlmann ist optimistisch und freut sich, endlich wieder Gäste zum Wintersport begrüßen zu dürfen. Bis Ende Oktober 2021 war der Berg für das Sommergeschäft mit Sommerrodelbahn oder Irrgarten geöffnet. Danach mussten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis diese Woche zu Hause bleiben. „Deshalb bin ich umso glücklicher, dass alle wieder mitanpacken dürfen.“ Denn das ist Uhlmann wichtig: Seinen Angestellten eine Perspektive und Hoffnung zu bieten.

Nicht alle Ski-Hänge öffnen

Für die Bergstadt Eibenstock sei es zudem schön, dass wieder Gästen kommen dürfen. Touristische Reisen in Hotels sind laut der neuen Corona-Verordnung wieder erlaubt. „Ohne Touristen können wir nicht überleben.“ Ein Problem besteht trotzdem: Die Skischule wird erst in der nächsten Woche beginnen. Denn selbstständige Skilehrerinnen und Skilehrer müssen erst organisiert werden. Sie haben sich seit Längerem eine andere Arbeit gesucht. „Mit ihnen stehe ich im Austausch, um sie zurückzuholen“, sagte Uhlmann.

Die Lift-Betreiber sowie Hoteliers und Gastronomen in den Skigebieten hoffen nun auf die Schulferien, die in Berlin sowie Brandenburg Ende Januar und in Sachsen Mitte Februar starten. Um ihre Verluste der vergangenen Wochen etwas wettzumachen. Bis der touristische Betrieb aber wieder brummt, braucht es mindestens einen Monat. Das meint zumindest Axel Klein, Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen. Nicht alle Lieferketten für Lebensmittel seien intakt. Und an einigen Stellen fehle das Personal. „Wenn der Betrieb wie vor Corona läuft, müssen einzelne unserer Mitglieder Personal aus anderen europäischen Ländern anwerben.“ Trotz dieser Schwierigkeit begrüße er jedoch die Öffnung der Skigebiete, der Gastronomie sowie Hotels: „Das ist ein erster Schritt in Richtung Normalität.“

Nicht jeder Hang wird in Sachsen nun öffnen. Vor allem für kleinere Skigebiete wie das im Oberlausitzer Großschönau wird es sich kaum lohnen, jetzt noch zu öffnen. Der Alpine Skiverein Lausche ist Eigentümer und Betreiber. Laut dem Vorsitzenden Tilo Knöbel hätte der Verein die nötigen Schneekanonen, um die Pisten zu präparieren. Diese hätten aber vor zwei Wochen laufen müssen, um das Skigebiet Lausche zu öffnen. „Für uns als Verein mit 240 Mitgliedern wäre das ein finanzielles Wagnis gewesen, ohne Öffnungsperspektive Schnee vorzubereiten“, so Knöbel.

Falls es jedoch in den nächsten Wochen schneit, öffnet der Skilift am Berg Lausche wie die anderen. Zumindest, wenn die Bettenbelegung weiterhin unter dem Grenzwert bleibt und die Inzidenz lokal nicht auf mehr als 1.500 springt. Sonst müssten Skigebiete in Sachsen laut Corona-Verordnung wieder schließen. Denn abhängig von der Verbreitung des Omikron-Virus kann sich die Lage in den nächsten Wochen wieder schlagartig ändern. Doch das verdrängen die Betreiberinnen und Betreiber der Skigebiete, auch wenn sie sich dessen mehrheitlich bewusst sind. Sie klammern sich an der kleinen finanziellen Chance, die sich ihnen jetzt mit der Öffnung bietet. (mit dpa)