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Warum so wenige Apotheken Schnelltests anbieten

Die Kosten für die Tests variieren in der Region Döbeln zwischen 25 und 35 Euro. Die Nachfrage war vor allem zu Weihnachten hoch.

Von Maria Fricke
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Apotheker Dr. Jens Kolander führt in der Ilsen-Apotheke in Hartha Schnelltests durch.
Apotheker Dr. Jens Kolander führt in der Ilsen-Apotheke in Hartha Schnelltests durch. © Dietmar Thomas

Region Döbeln. Schon Ende des vergangenen Jahres wurde den Apotheken erlaubt, auch Schnelltests auf Corona durchzuführen. Doch wie eine Umfrage von Sächsische.de am Mittwoch ergeben hat, bieten nur wenige Apotheken in der Region Döbeln diesen Service auch tatsächlich an.

Einer der ersten, der sich dem Thema angenommen hat, war. Dr. Jens Kolander von der Ilsen-Apotheke in Hartha. Seit vor Weihnachten führt er Schnelltests vor Ort durch. Wer Bedarf hätte, könne jederzeit vorbeikommen, so Kolander. 25 Euro koste der Test in der Apotheke.

Gerade um Weihnachten sei die Nachfrage groß gewesen. Weil es in der Region keine weitere Testmöglichkeit gebe, habe sich Kolander damals bereiterklärt, den Service anzubieten, und hat entsprechend das Personal schulen lassen. Inzwischen habe die Nachfrage jedoch schon wieder nachgelassen.

Corona-Schnelltests nur für Symptomfreie

Ebenfalls vor Weihnachten hat Dr. Sebastian Michael damit begonnen, Kunden mittels Schnelltest für 35 Euro auf Covid-19 zu testen. Er selbst sowie zwei Mitarbeiter seien im Umgang mit den Tests geschult worden.

„Wer sich testen lassen möchte, der muss sich vorher anmelden, um sicherzugehen, dass einer der drei geschulten Mitarbeiter auch vor Ort ist“, sagte Michael. Getestet würde zudem nur, wer frei von Symptomen sei. „Jemand mit Symptomen gehört zum Arzt“, betonte der Apotheker. Zum ihm kämen zum Beispiel Anwohner, die zu Erkrankten Kontakt hatten oder zum Beispiel Angehörige in einer stationären Einrichtung besuchen wollen.

Um die Abstriche durchzuführen, muss sich der zuständige Mitarbeiter in Schutzausrüstung kleiden. „Mindestens eine FFP2-Maske ist notwendig. Wer möchte, kann auch eine FFP3-Maske tragen. Zudem sind Schutzbrille, Handschuhe und ein Einmalkittel nötig“, so Michael. Die Tests würden in einem extra Raum durchgeführt. Bisher hätten sich knapp 20 Personen in der Apotheke testen lassen.

Auch eine Döbelner Apotheke testet

Nach Recherchen von Sächsische.de ist die Gingko-Apotheke in Döbeln die einzige in der Muldestadt, die den Service ebenfalls anbietet. Allerdings erst seit einigen Tagen, wie eine Mitarbeiterin sagte.

Die Nachfrage halte sich bisher in Grenzen. 25 Euro kostet der Test in der Apotheke in Döbeln-Nord. „Eine Anmeldung wäre schön, damit auch die geschulten Mitarbeiter vor Ort sind“, so die Mitarbeiterin weiter.

Auch die Adler-Apotheke in Döbeln sei entsprechend vorbereitet, um Tests durchführen zu können, so Inhaberin Silke Beyer. Räumlichkeiten seien vorhanden, auch Mitarbeiter geschult. Beyer jedoch warte noch auf die Rückmeldung von der Berufshaftpflichtversicherung.

Dort habe sie bereits vor drei Wochen angefragt, ob der Test als pharmazeutische Tätigkeit mit abgesichert sei. „Der Nasenabstrich muss mit Fingerspitzengefühl durchgeführt werden. Wenn dabei etwas passiert, muss klar sein, ob die Berufshaftpflicht dies absichert“, erklärte Beyer. Sie wolle bei der Versicherung noch einmal nachhaken.

Die Apothekerin machte zudem darauf aufmerksam, dass es eine große Preisspanne für die Tests gebe. „Viele Leute sind nicht bereit, das zu bezahlen“, merkte Silke Beyer an.

Fehlende Räume, zu wenig Personal

Alle weiteren, angefragten Apotheken der Region führen bisher keine entsprechenden Schnelltests durch. Zum einen fehlten in einigen Geschäften, wie der Löwen-Apotheke in Roßwein oder der Apotheke an der Oberbrücke in Döbeln, die räumlichen Voraussetzungen.

Aber auch personell seien die Tests nicht zu stemmen, hieß es unter anderem aus der Apotheke in Ostrau sowie der Rosen-Apotheke in Döbeln. „Das Personalproblem ist das Größte. Auch wir haben hin und wieder Ausfälle“, sagte Stefan Leutert, Inhaber der Rosen-Apotheke Döbeln, zu der auch die Apotheke Zum Riesenstiefel in Döbeln gehört.

Kollege Gerd Günther von der Apotheke an der Oberbrücke ergänzte: „Personell ist es ohnehin zurzeit eng. Einige Mitarbeiter betreuen ihre Kinder zu Hause. Die Tests wären zurzeit nur unter größer Anstrengung zu realisieren.“

Für Dagmar Schmidt, Inhaberin der Löwen-Apotheke in Döbeln, steht das Aufrechterhalten des normalen Betriebs im Vordergrund. „Wir dürfen nicht ausfallen“, so Schmidt. Daher wolle sie kein unnötiges Risiko für das Team eingehen, das womöglich bei einer Testsituation entstehen könne. Aber auch bei ihr habe es bereits Anfragen nach Schnelltests gegeben, so unter anderem von Firmen für deren Mitarbeiter.

Leisniger Apotheker verweist an Arztpraxis

Apotheker Dr. Thomas Birnstiel ist der Auffassung, dass die Bewertung eines Corona-Schnelltests durch einen Arzt erfolgen sollte. Daher bietet auch er in der Leisniger Löwen-Apotheke solche Tests nicht an.

Sollten diesbezüglich Nachfragen kommen, so verweist er an die Praxis von Gernot Vierig in Dürrweitzschen bei Grimma, welche von Leisnig aus gut zu erreichen ist. Sie ist Corona-Schwerpunkt-Praxis laut Kassenärztlicher Vereinigung und führt ebenfalls Testungen durch.

Neben den Apotheken bleiben Testwilligen derzeit nur die Hausärzte in der Region, um sich auf das Virus testen zu lassen. Ein Testzentrum gibt es nach wie vor nicht. Anlaufstellen sind erst in Chemnitz oder Freiberg zu finden.

Kreis Mittelsachsen plant derzeit keine weitere Testaktion

Am Dienstag hatte die FDP Mittelsachsen zu mehr kostenfreien Schnelltests im Landkreis aufgerufen. Die Politiker bezogen sich dabei auf den Landkreis Bautzen, in dem ab 21. Januar jeweils donnerstags zu einer bestimmten Zeit kostenlose Tests vom Landkreis aus angeboten werden.

Das Landratsamt in Freiberg plane derzeit keine weiteren kostenlosen Schnelltests in Mittelsachsen, informierte am Mittwoch Pressereferentin Peggy Hähnel. „Priorität haben derzeit die Pflegeeinrichtungen und Schulen, an denen Schnelltests durchgeführt werden.“

Zuletzt hatte der Kreis am 23. Dezember im Impfzentrum in Mittweida kostenlose Schnelltests angeboten. Über 900 Mittelsachsen, auch aus der Region Döbeln, hatten das Angebot wahrgenommen. Durchgeführt wurden die Tests vom DRK-Kreisverband Döbeln-Hainichen.

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