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Das neue Format der „Bunten Perlen“ von Waldheim kommt an

Etwa 100 „Bunte Perlen“ hören die Ansprache des SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter. Anschließend bejubeln sie den Aufzug von AfD und der Freien Sachsen. Die Satire wird nicht gleich von allen erkannt.

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Am Montagabend sprach der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter zu den Teilnehmern der Versammlung des Bündnisses der „Bunten Perlen“.
Am Montagabend sprach der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter zu den Teilnehmern der Versammlung des Bündnisses der „Bunten Perlen“. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim. Seit Januar stehen sich jeden Montag die Anhänger des Bündnisses „Bunte Perlen“ Waldheim und die Anhänger der AfD sowie der als rechtsextremistisch eingestuften der Freien Sachsen in Versammlungen gegenüber.

Am Montag waren deshalb wieder knapp 100 Einsatzkräfte der Polizei im Einsatz, um mögliche Übergriffe zu unterbinden.

Anfang Februar folgten dem Aufruf der „Bunten Perlen“ noch 250 Bürger, um ein Zeichen für Freiheit, Demokratie und eine bunte Vielfalt zu setzen. In den vergangenen Wochen wurden es immer weniger Menschen, die zur Versammlung auf dem Obermarkt kamen.

Am Montag zählte die Polizei etwa 100 Teilnehmer, obwohl es ein neues Format, einen Spendenlauf gab. Sponsoren hatten einen vierstelligen Betrag zur Verfügung gestellt.

"Rechte laufen gegen sich selbst"

„Je mehr es Teilnehmer beim Aufzug sind und je weiter dieser läuft, umso höher wird unsere Spendensumme“, sagte Cindy Reimer, eine der Organisatoren.

„Die Rechten laufen also gegen sich selbst, denn das Geld bekommen Organisationen, die sich gegen Rechts einsetzen.“

Um sozusagen die Spendenläufer anzufeuern gab es drei Jubelpunkte und Cheerleader Pompons.

„Ein Teil der Personen begab sich vorübergehend zu einer Versammlung der ‚Bunten‘ Perlen an der Bahnhofstraße, sodass dort etwa 50 Teilnehmende waren. Eine Versammlung in der Niederstadt mit etwa 20 Personen begab sich schließlich mit auf den Obermarkt“, teilte die Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz mit.

Die Versammlung der AfD mit Aufzug verzeichnete nach Polizeiangaben etwa 250 Teilnehmer.

Auf Einladung der Landtagsabgeordneten der Linken Marika Tändler-Walenta hielt der SPD-Landtagsabgeordnete, Theologe und Bürgerrechtler Frank Richter eine sehr prägnante Rede. Er sprach von der Sorge, dass die Stadtgesellschaft auseinanderdriftet. Das dürfe nicht passieren.

Landtagsabgeordneter mahnt zur Vernunft

Richter nannte drei Punkte, um das zu verhindern. „Wir müssen uns fair und anständig streiten und uns verständigen, wie wir künftig miteinander leben wollen“, so Richter. Es gehe um eine vernünftige Art des Streitens, ohne Wut, Hass und Protest.

„Wir haben faires Streiten verlernt. Auch Andersdenkende sind Mitbürger und Grundrechtsträger“, so Richter. Er rief zum Dank an die Polizeibeamten auf, die Versammlungen überhaupt ermöglichen.

„Der Staat macht viele Fehler. Wir sollten aufhören, permanent schlecht über ihn zu sprechen“, so der SPD-Landtagsabgeordnete. Er forderte Solidarität. „Wir gehen alle über dieselbe Erde. Diese müssen wir erhalten. Wir sind zur Mitmenschlichkeit verpflichtet“, sagte Frank Richter.

Ihn rege auf, dass es immer wieder gelinge, „Gift“ zu verspritzen, die Schwachen der Gesellschaft gegen die noch Schwächeren aufzuhetzen.

„Der Spendenlauf war gut organisiert und moderiert. Es war eine neue Form der Kommunikation mit der Gegenseite, eine satirische“, so Marika Tändler-Walenta.

Die Teilnehmer des Aufzuges seien erst irritiert gewesen. Man habe gespürt, dass es einigen unangenehm war, andere schmunzeln mussten.

„Ich war zunächst skeptisch wegen des neuen Formats. Aber es hat funktioniert“, so die Landtagsabgeordnete. Das Bündnis werde sich Gedanken machen, wie es nun die nächste Stufe erreiche, eine an Projekten orientierte.